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Gold noch im Dreieck - Liquidität für Banken und Konjunktur

09.12.2011  |  Markus Blaschzok
Diese Woche stand ganz im Zeichen des EU-Gipfels und weiterer Herabstufungen durch Ratinagenturen. Unsere Prognosen, die wir vor über zwei Jahren veröffentlichten, verwirklichen sich sukzessive und nehmen Gestalt an. Was vor einem Jahr in der Mainstream-Presse noch undenkbar gewesen wäre, wird heute von Staatsoberhäuptern und anderen Politikern unverholen ausgesprochen. "Wir werden eine Fiskalunion schaffen" sagte Merkel gestern nach den Verhandlungen und bestätigte damit die harte Realität zur Abschaffung von Demokratie und Marktwirtschaft. 17 Euroländer und 6 weitere EU-Staaten wollen einen separaten Vertrag für mehr Haushaltsdisziplin schließen, da sich einige Länder wie Großbrittanien diesen Schritt noch widersetzen. Über einen früheren Start des ESM hörte man nach diesem Gipfel nichts.

Als die EZB im Zuge einer vermeintlich starken Konjunktur und schöngeredeten Inflationszahlen den Leitzins von 1% auf 1,5% anhob und das Gross der Marktteilnehmer einen neuen Zinsanhebungszyklus sah, warfen wir ein, dass diese aufgrund einer sich bald verschlechternden Lage des Bankensystems und der Konjunktur die Anhebungen wieder rückgängig machen werde und es sich hierbei lediglich um taktisches Kalkül zur Beeinflussung des Marktes handele. So ist es gestern dann auch geschehen als Mario Draghi zum zweiten Mal binnen kürzester Zeit den Leitzins um 25 Basispunkte auf 1% senkte. Eine Anhebung ist für lange Zeit nicht mehr zu erwarten und es ist möglich, dass weitere Zinssenkungen folgen werden. Auf der anderen Seite schränken steigende Konsumentenpreise den Spielraum nach unten ein, doch wird die Geldpolitik im Kampf um den Erhalt des Status Quo alle Register ziehen.

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Gleichzeitig schwächte die EZB gestern die Anforderungen für Wertpapiere ab, die als Sicherheit hinterlegt werden müssen und die Mindestreservequote soll ab Anfang des nächsten Jahres von 2% auf 1% halbiert werden. Der Weg zur unbegrenzten Infationierung wird also wieder ein Stück weiter beschritten, wobei klar ist, dass letztlich die EZB als "buyer of last resort" jede Schrottanleihe aufnehmen wird, um die Banken zu rekapitalisieren. Nach so vielen Entscheidungen, die inflationär wirken, durfte natürlich die obligatorische deflationäre Finte nicht fehlen, die medial breitgetreten wurde. Mario Draghi bekräftigte, dass er keine großen Anleihenkäufe plane, was nicht der Markterwartung entsprach. So habe die „EZB nicht die Absicht das Verbot zur Finanzierung von Staaten (Art. 146 EU-Vertrag) zu umgehen. Der Vertrag wird bereits seit Langem umgangen und da die nötige Liquidität letztlich nur von den Zentralbanken kommen kann, wird Mario Draghi künftig weiter als letzte Instanz kaufen müssen.

Sechs deutsche Banken haben den Stresstest der EU-Bankenaufssicht nicht bestanden und in dem Bericht wird eine Kapitallücke von europaweit 114,7 Mrd. Euro und 13,1 Mrd. Euro für Deutschland genannt. Die größte Lücke weist wieder die teilverstaatlichte Commerzbank mit 5,3 Mrd. Euro auf. Angesicht dieser Zahlen verwundert es nicht, dass die Bundesregierung angekündigt hat, den Bankenrettungsfonds Soffin vorsorglich wieder zu öffnen. Erst am Vortag hatte die Ratingagentur Standard & Poors etliche große Kreditinstitute unter verschärfte Beobachtung (Credit Watch) gestellt, worunter sich auch die Deutsche Bank und die Commerzbank befinden.

Moodys senkte dazu noch die Bonität einiger französischer Großbanken. Dass S&P in dieser Woche den Ausblick für 15 europäische Staaten, darunter auch die Bundesrepublik, auf "negativ" senkte, ließ die Märkte und die Politik relativ ruhig. Die Ratingagentur entscheidet jetzt in den kommenden drei Monaten welche dieser 15 Länder herabgestuft werden. Im schlimmsten Fall verliert Deutschland das Spitzenranking. Frankreich wurde mit einer Herabstufung um zwei Noten gedroht und die logische Konsequenz aus diesen Maßnahmen erfolgte dann natürlich im gleichen Zuge mit einer voraussichtlichen Herabstufung des Euro-Rettungsschirms EFSF, der bekanntlich von der Bonität der Euroländer lebt.

Insgesamt ist der verstärkte Druck der Ratingagenturen positiv zu sehen, da er die europäischen Länder zu stärkeren Sparanstrengungen zwingt. Die Maßnahmen der EZB erhöhen die Liquidität und sorgen somit für steigende Aktienkurse und Rohstoffpreise, was besonders Gold und Silber zugute kommen wird.


Weitere Entwicklungen

  • Die Verbraucherpreise lagen im November 2011 um 2,4% höher als im Vorjahr. Die Preisentwicklung - gemessen am Verbraucherpreisindex - liegt damit über der 2% Zielmarke der EZB. Die reale Preissteigerung dürfte mindestens doppelt so hoch ausfallen, was für jeden Bundesbürger einen Kaufkraftverlust von 5% zum Vorjahr bedeutet.

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  • Der Auftragseingang in der Industrie war im Oktober überraschend um 5,2% gestiegen, nachdem er im Vormonat noch um 4,6% fiel. Besonders die Bestellungen aus dem Ausland nahmen um 8,3% zu während die Binnennachfrage sich nur um 1,4% erhöhte.

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Technische Analyse

Goldpreis noch immer im Dreick


Der XAU Gold- und Silberminenindex läuft weiterhin trendlos seitwärts in der Range von 195 bis 230 Punkten. Ebenso wie Gold befindet sich der Index in einer Dreiecksformation. Ein Schlusskurs über 215 Punkte wäre bullisch mit Kursziel von 230 Punkten zu sehen. Erst wenn die 230 Punkte-Marke nachhaltig geknackt wird, sollten mittelfristig agierende Investoren zugreifen. Die nächsten Unterstützungen verlaufen bei 188 und 175 Punkte. Es ist möglich, dass der Kurs noch einige Zeit in dieser Range verharrt. Tests der Ober- und Unterseite können weiterhin genutzt werden, um antizyklisch zu traden, wenn man konsequentes Risk-Management anwendet. Da der Ausbruch nach unten sich als Bärenfalle entpuppte, ist eher mit weiter seitwärts verlaufenden bis steigenden Notierungen zu rechnen, als dass das Oktobertief unterboten wird.

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Der DAX konnte den seit August bestehenden Abwärtstrend bisher nicht durchbrechen und ist daher noch ein Verkauf. Heute aber hielt die Unterstützung bei 5.800 Punkten und der Index konnte 200 Punkte auf fast 6.000 Zähler zulegen. Die Ausweitung der Liquidität durch die EZB dürfte die Investoren ermutigt haben. Die nächsten Widerstände warten bei 6.200 und darüber bei 6.400 Punkten. Gelingt der Ausbruch aus dem Abwärtstrend nicht, so befinden sich die nächsten Unterstützungen bei 5.800 und 5.400 Punkten.

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Der Goldpreis zeigte sich in den vergangenen Monaten, ganz wie erwartet stärker, als die industriell verwendeten Edelmetalle. Der kurzfristige Aufwärtstrend gibt bei 1.700 USD halt und bei 1.600 USD warten mehrere Unterstützungen, die weitere Kursverluste verhindern sollten. Bei 1.750 USD kämpft der Goldpreis mit einem Kreuzwiderstand. Kann diese kurzfristige Abwärtstrendlinie durchbrochen werden, dann ergibt sich ein Kurspotenzial bis 1.800 USD und danach 1.900 USD. Da der Ausbruch aus diesem Dreieck bisher nicht erfolgte, ist es wahrscheinlicher, dass die kurzfristige Aufwärtstrendlinie nach unten hin durchbrochen wird und der Preis noch einmal auf 1.620 USD korrigiert. Ein Schlusskurs über 1.760 Punkten negiert dieses Szenario und ist bullisch zu werten. Die Aussage- und Prognosekraft des Dreiecks hat jedoch stark abgenommen.

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Commitment of Traders

Während Platin in der vergangenen Woche schwach war und auf unter 1.500 USD fiel, zeigte sich Palladium extrem stark mit einem Anstieg von 17% auf aktuell 671 USD/Unze. Dazu beigetragen hat sicherlich die stark unterschiedliche Positionierung der Spekulanten in den beiden Industriemetallen. Während das COT bei Palladium grundsätzlich bereits bullisch ist, ist es bei Platin noch extrem negativ. Manche Analysten glauben, dass eine Unze Gold nicht längere Zeit teurer sein kann als Platin, weshalb sie ständig auf eine Aufholjagd des weißen Metalles wetteten. Diese Illusion dürfte sich weiter zerschlagen und die Spekulanten vermehrt aus diesem Metall treiben, da Gold und Platin von ihrer Angebots- und Nachfragestruktur, als auch ihrer Verwendung nicht unterschiedlicher sein könnten und deshalb nicht vergleichbar sind.

Die Short-Positionen beim Euro erhöhten sich zur Vor-Vorwoche noch einmal auf -123.743 Tsd. Kontrakte. Zu viele Spekulanten setzen bereits auf das Ende des Euros. Dies könnte eine Erholungsbewegung bei EUR/USD in den Bereich um 1.39 USD unterstützen.

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© Markus Blaschzok
Dipl. Betriebswirt (FH), CFTe
www.markus-blaschzok.de

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