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Befreiungsrallye?

21.12.2011  |  Eugen Weinberg
Offensichtlich haben die Finanzmärkte eine gewisse Immunität gegen schlechte Nachrichten entwickelt. In einer solchen Situation reichen oft kleine positive Zeichen, um eine Preisrallye auszulösen. Gestern waren dies besser als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten aus Deutschland und den USA. Außerdem sind Marktteilnehmer vermehrt auf der (Leer)Verkaufsseite zu finden. Auch wenn sich die Konjunkturdaten im nächsten Jahr insbesondere in Europa nochmals verschlechtern dürften, könnte die jetzige "Befreiungsrallye" anhalten, zumal das Handelsvolumen bis zum Ende des Jahres deutlich abflauen sollte. Kleine Kauforders können daher bereits ausreichen, um Preisanstiege auszulösen.


Energie

Freundliche Aktienmärkte und ein schwächerer US-Dollar trugen zum gestrigen Preisanstieg bei Rohöl um mehr als 3% bei. Dazu überraschten die nach Handelsschluss veröffentlichten API-Lagerdaten mit einem kräftigen Abbau der US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 4,6 Mio. Barrel. Auch die Vorräte an Ölprodukten verzeichneten Rückgänge. Somit bestehen für die offiziellen Lagerdaten des US-Energieministeriums Abwärtsrisiken, was die Ölpreise im Vorfeld der Veröffentlichung weiter unterstützen dürfte.

Die Bestände an Ölprodukten in China sind im November gemäß Angaben der staatlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua um 3,6% gegenüber dem Vormonat gestiegen. Die chinesischen Raffinerien haben die Rohölverarbeitung im November auf ein Rekordniveau von 9,25 Mio. Barrel pro Tag gesteigert, was zum ersten Lageraufbau bei Ölprodukten seit sechs Monaten beigetragen haben dürfte. Dies könnte einen niedrigeren Importbedarf in den kommenden Monaten bedeuten.

Bereits im November waren die Netto-Importe von Diesel auf 70 Tsd. Tonnen gesunken, nach knapp 200 Tsd. Tonnen im Oktober. Gleichzeitig sind die kommerziellen Rohölvorräte den zweiten Monat in Folge zurückgegangen. China dürfte daher verstärkt auf Rohölimporte angewiesen sein. Die Daten sprechen somit für eine Einengung der Preisdifferenz zwischen Diesel und Rohöl.


Edelmetalle

Die Edelmetalle werden von der positiven Tendenz an den Rohstoff- und Aktienmärkten mit nach oben gezogen. Gold handelt im Zuge dessen heute Morgen auf einem Wochenhoch von 1.630 USD je Feinunze. Die jüngste Entwicklung des Gold- und Silberpreises hat dazu geführt, dass das viel beachtete Gold-Silber-Verhältnis kürzlich wieder auf über 55 gestiegen ist. D.h. mit einer Feinunze Gold kann man 55 Feinunzen Silber kaufen. Dies ist der höchste Wert seit fast 14 Monaten. Im April war der Koeffizient phasenweise unter 32 und damit auf ein 31-Jahrestief gesunken.

Somit hat sich Gold in den letzten Wochen und Monaten im Vergleich zu Silber trotz des starken Preisverfalls gut behaupten können. Die relative Schwäche von Silber erklärt sich u.a. mit einer geringeren Nachfrage aus China. Gemäß Daten der chinesischen Zollbehörde hat China im November "nur" noch 232 Tonnen Silber importiert. Dies ist der niedrigste Wert seit Januar 2009. Gleichzeitig sind die Exporte auf ein 12-Monatshoch von 170 Tonnen gestiegen. Damit fehlt dem Silberpreis mehr und mehr eine bislang wichtige Stütze.

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Industriemetalle

Im Zuge positiver Konjunkturdaten aus Deutschland und den USA, eines schwachen US-Dollars und festen Aktienmärkten konnten sich die Metallpreise gestern merklich erholen. Aluminium, das wieder die Marke von 2.000 USD je Tonne zurückeroberte, zählte zu den größten Gewinnern. Die Marktteilnehmer zeigten sich dabei unbeeindruckt vom erneut starken Aufbau der LME-Lagerbestände. Denn die Aluminiumvorräte stiegen gestern um weitere 50 Tsd. auf den Rekordwert von 4,92 Mio. Tonnen. Seit Anfang letzter Woche kam es somit zu einem Lageraufbau von gut 7% bzw. knapp 334 Tsd. Tonnen. Gemäß Daten der chinesischen Zollbehörde hat China im November im Vergleich zum Vorjahr 21% mehr Primäraluminium importiert.

Dies dürfte auf die Rückführung der Produktionsraten im Reich der Mitte zurückzuführen sein, nachdem der Aluminiumpreis deutlich unter die Grenzkosten der Produktion gefallen ist. Am globalen Aluminiummarkt dürfte es vorerst dennoch nicht zu einem Abbau der hohen Überschüsse kommen, da sich z.B. die chinesischen Exporte mit den Importen in etwa die Waage gehalten haben. Darüber hinaus lag die globale Aluminiumproduktion ohne China Daten des International Aluminium Institute zufolge im November mit 2,12 Mio. Tonnen nur 3,5% unter dem Wert des Vormonats, der ein Rekordhoch darstellte. Wir sehen den Aluminiumpreis in den nächsten Monaten dennoch gut unterstützt und gehen von höheren Preisen aus.




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