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Ausblick 2014

20.01.2014  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Im Euroraum herrscht nach wie vor Massenarbeitslosigkeit. Zwar ist der Arbeitsmarkt ein nachlaufender Indikator. Dass jedoch die Jugendarbeitslosigkeit im Euroraum erschreckend hoch bleibt, spricht für verdunkelte Wachstumsaussichten.

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Verhaltene Erholungsdynamik: In den USA haben sich die Auftragseingänge - die in der Regel einen Vorlauf vor der Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes haben - zwar seit 2009 verbessert. Sie haben jedoch jüngst an Schwung verloren.

Kreditzustrom flaut ab: Das Wachstum der Bankkreditvergabe - das in der Regel einen recht engen Gleichlauf mit der Wirtschaftsexpansion hat - ist rückläufig in den Vereinigten Staaten von Amerika, und es ist negativ im Euroraum.

Ein abgeflauter Kreditzustrom lässt damit auf ein abgebremstes Wachstum schließen - schließlich sind die Konjunkturverläufe nach wie vor stark abhängig von einer Ausweitung des Kreditangebots, bereitgestellt zu tiefen Zinsen.


Markteingriffe nehmen zu
Die Konjunkturverbesserungen erfolgen in einem Umfeld weitreichender Staatseingriffe in das Wirtschaftsleben: Regierungen und Zentralbanken haben im Zuge ihrer "Rettungspolitiken" die Marktwirtschaft stark eingeschränkt, wenn nicht in weiten Teilen ausgehebelt.

Die Zentralbanken halten die Zinsen auf Rekordtiefständen. Zudem stellen sie strauchelnden Staats- und Bankschuldnern jeden gewünschten Geldbetrag bereit, um Zahlungsausfälle abzuwenden.

Die Regierungen stützen die Nachfrage mit kreditfinanzierten Ausgabenprogrammen. Dadurch wird die vorherrschende Produktions- und Beschäftigungsstruktur subventioniert - also gegen die Marktkräfte erhalten.

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Auch aus diesem Grund liegt der Schluss nahe, dass die Verbesserungen der Konjunkturdaten nicht etwa eine "echte Gesundung" der Wirtschaften bezeugen, sondern dass sie vielmehr auf einen "Scheinaufschwung" hindeuten.

Die niedrigen Zinsen und die Erwartung der Marktakteure, die Zentralbanken werden den Ausbruch neuerlicher Krisen mit allen Mitteln "bekämpfen", sorgen auf den Finanzmärkten für erhebliche "Moralische Wagnisse" (englisch: "Moral Hazard").

Die Finanzmarktakteure gehen nämlich jetzt davon aus, dass es keine politisch ungewollten Zahlungsausfälle von großen ("systemrelevanten") Schuldnern mehr geben wird. Die Zentralbanken stehen "Gewehr bei Fuß", um bei Kreditmarktanspannungen "einzuspringen" und strauchelnden Schuldnern das benötigte Geld bereitzustellen.

Angesichts eines solchen Sicherheitsnetzes, das die Zentralbanken aufgespannt haben, verlieren Investoren ihre Risikoscheu. Vor allem institutionelle Investoren kaufen wieder Papiere von Schuldnern, deren Finanzlage alles andere als solide ist.

Auf diese Weise werden zum Beispiel misswirtschaftende Staaten und Banken zwar über Wasser gehalten. Jedoch wird dadurch auch der notwendige Strukturwandel verzögert oder gar unmöglich.

Moralische Wagnisse führen nicht nur zu einer Fehlausrichtung knapper Ressourcen. Sie schaffen auch neue Ungleichgewichte, die sich - wie bereits in der Vergangenheit so oft geschehen - in neuerlichen Krisen entladen.




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