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Ausblick 2014

20.01.2014  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 4 -
6. Zweifel an der Werthaltigkeit des Papiergeldes

Die (immer noch nicht überwundene) internationale Finanz- und Wirtschaftskrise ist im Kern eine Krise des Papiergeldsystems, eines Geldsystems, in dem neues Geld per Kreditvergabe in Umlauf gebracht wird.

Das Papiergeldsystem verursacht nicht nur "Boom-und-Bust"-Zyklen, es manövriert die Volkswirtschaften auch in eine Überschuldungssituation. Ist eine solche Situation erst einmal entstanden, wird die Lage prekär.

Regierungen greifen zu Schuldenschnitten, Geldentwertung und höheren Steuern, um die Überschuldung abzubauen. Bislang zeigt zwar die Mehrzahl der Sparer kaum Zweifel an der Werthaltigkeit ihres Papiergeldvermögens, jedoch sollte nicht übersehen werden, dass in vielen Volkswirtschaften die Verschuldung immer noch schneller zunimmt als die Produktion - wie nachstehend beispielhaft für die Vereinigten Staaten von Amerika illustriert.

Eine solche Entwicklung ist nun einmal dauerhaft nicht durchzuhalten. Und da im Papiergeldsystem die Schulden nicht (vollständig) rückzahlbar sind, weil die Erträge der kreditfinanzierten Investitionen nicht ausreichen, den Schuldendienst zu leisten, droht dem Sparer Ungemach.

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Quelle: Thomson Financial, eigene Berechnungen. *Q1 1960 = 100


Auf den Halter von Schuldtiteln kommen früher oder später Verluste zu: entweder durch Zahlungsausfälle (a la Zypern), Geldentwertung (wenn also neues Geld geschaffen wird, um offene Rechnungen zu bezahlen) und/oder steigende Besteuerung. "Fluchtbewegungen" der Investoren könnten zu Erschütterungen auf den Finanzmärkten führen.

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Finanzmärkte

Angesichts der nach wie vor zu hohen Schuldenstände von Staaten und Banken dürften die Zinsen - sowohl die kurz- als auch die langfristigen - auch in 2014 sehr niedrig bleiben.

Die Zentralbanken wollen nicht nur die Kurzfristzinsen tief halten, sondern auch die Langfristzinsen durch aktive und/oder passive Marktinterventionen auf politisch gewünschten Tiefständen belassen.

Die Zinsmärkte sind "politisierte Märkte" geworden. Der Zins ist nicht länger Ausdruck des freien Marktes (und spiegelt Wachstumsaussichten und Inflationserwartungen wider), sondern er ist im Kern das Ergebnis von Zentralbankeingriffen.

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Weil die Geldentwertung vielerorts höher ausfällt als der Zins, bleibt die reale Rendite (das heißt Zins minus Inflation) für Bankeinlagen und nicht wenige Staats- und Bankschuldtitel negativ.

Durch diese Politik, die zuweilen auch als "Finanzielle Repression" bezeichnet wird, erleidet der Sparer Vermögensverluste: Durch einen negativen Realzins verliert er sein Vermögen, er entspart.

Die tiefen Zinsen sollten die Phantasie für weitere Kursgewinne auf den Aktienmärkten wach halten: Der Barwert der erwarteten Unternehmensgewinne steigt, wenn die Zinsen absinken (beziehungsweise er bleibt hoch, wenn die Zinsen tief bleiben); und die Unternehmensgewinne steigen, wenn die Zinsen sinken, denn die Zinskosten der Unternehmen nehmen dann ab.

Die Niedrigzinspolitik der Zentralbanken scheint vor allem im Markt für Anleihen eine gewaltige "Preisblase" ausgebildet zu haben. Ein unerwarteter Anstieg der Zinsen könnte nicht nur zu einem Kurssturz am Bondmarkt führen, sondern auch die Konjunkturen schwer belasten.

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