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Monatsanalyse März 2004

01.04.2004  |  Robert Hartmann
GOLD

               

Gold- Quo Vadis? Der Anstieg des Goldpreises beschleunigte sich im März deutlich. Die bisherigen Jahreshochs bei knapp über 430 U$ pro Feinunze stehen nun unmittelbar bevor. Für europäische Anleger war dieser Monat sogar noch erfreulicher, da sich das Gold erstmals seit langer Zeit von der Entwicklung des US-Dollars abkoppelte. Hat die zweite Phase des Bullenmarktes etwa schon begonnen?


Rückblick

Die Volatilität am Goldmarkt bleibt auch weiterhin beeindruckend. So betrug die Schwankungsbreite im Monat März stolze acht Prozent oder 32 US-Dollar. Positiv ist vor allem, dass die Notierung nahe dem Monatshoch schloss. Dies lässt im April weiter steigende Preise erwarten.

Die Aktivitäten unserer Kunden haben sich nochmals deutlich belebt, und sorgten für einen Rekordumsatz bei pro aurum. Interessant ist, dass die institutionellen Kunden überwiegend als Verkäufer auftraten, während private Anleger nach wie vor kaufen. Aus Sicht des Edelmetallhandelshauses ist dies natürlich der „Idealzustand“. Umsatzstärkste Gattungen waren neben den Goldmünzen eine Unze Krügerrand und Maple Leaf auch 20 Schweizer Franken Vreneli, 20 Goldmark Preußen und alte amerikanische Goldmünzen 20 Dollar und 10 Dollar. Die fragile globale Sicherheitslage wurde mit den Terroranschlägen in Madrid und dem Irak weiter untermauert. Der US-Dollar konsolidiert seinen jüngsten Anstieg, während die wichtigsten Börsen ins Stocken geraten.

Aus Indien erreichten uns positive Nachrichten. Die Nachfrage des weltweit größten Goldkonsumenten stieg im Jahr 2003 trotz höherer Preise um vier Prozent. Indien kaufte rund 568,70 Tonnen des gelben Metalls. Ausgiebige Regenfälle und die daraus resultierenden guten Ernten animierten die Landbevölkerung vermehrt zum Goldkauf. Händler in Indien schätzen, dass in diesem Jahr gut 600 Tonnen Gold abgesetzt werden können. In China stabilisierte sich die Goldnachfrage oberhalb von 200 Tonnen. Somit übertreffen die Käufe von chinesischen Anlegern die Eigenproduktion des Landes. Die Türkei importierte im Vorjahr mit 204 Tonnen knapp 60% mehr Gold als in 2002.

Die Pläne der europäischen Zentralbanken bezüglich der offiziellen Goldverkäufe sind nunmehr auf dem Tisch. Das im September 2004 auslaufende Washingtoner Abkommen wird um weitere fünf Jahre verlängert. Die wesentlichen Aussagen sind:
1.) Gold bleibt auch in Zukunft ein wichtiges Element der Währungsreserven.
2.) Insgesamt sollen bis September 2009 maximal 2.500 Tonnen Gold verkauft werden. Das Volumen beträgt höchstens 500 Tonnen jährlich.
3.) Die Unterzeichner verpflichten sich, die Höhe der Ausleihungen und Goldderivate auf die Menge zu begrenzen, wie sie vor dem 1. September 1999 gegeben war.

Diese Meldung hatte keinen maßgeblichen Einfluss auf den Goldpreis, da die Marktteilnehmer in den vergangenen Wochen mehr oder weniger behutsam auf dieses Ergebnis vorbereitet wurden. Neben Deutschland, das offiziell um eine Option zum Verkauf von 600 Tonnen angefragt hatte, sind als mögliche Verkäufer auch Frankreich und Italien in der Diskussion. Betrachtet man die geschichtliche Verbundenheit dieser Länder und ihrer Einwohner zum Gold, so können wir uns nicht vorstellen, dass man sich hier zu größeren Transaktionen entscheidet.
So äußerte sich unlängst der französische Notenbankchef Noyer in Medienberichten: "Dies ist eine Debatte die ich nicht sehr mag, weil sie eigentlich gar nicht geführt werden dürfte". Es stellt sich also die Frage, ob die angestrebten 2.500 Tonnen den Markt überhaupt erreichen. Unserer Meinung nach dürfte die tatsächliche verkaufte Menge im Jahr 2009 nicht einmal die Marke von 2.000 Tonnen übersteigen. Mehr zu diesem Thema in unserem nächsten Spezial Mitte April.

Die Goldproduzenten leiden immer noch unter dem schwachen US-Dollar. Die Förderkosten haben sich im Jahr 2003 um durchschnittlich 25 Prozent auf 235 US$ pro Feinunze erhöht. Dies drückt natürlich auf die Gewinnmarge der Minengesellschaften. Unprofitable Minen werden geschlossen, bei fast allen anderen versuchen die Manager durch Entlassungen Kosten einzusparen. Langfristig ist daher nicht mit einer markanten Steigerung des Angebots zu rechnen. Gerade Südafrika ist ein klassisches Beispiel für die Malaise. Hier fiel die Goldförderung im Jahr 2003 um 4,9 Prozent auf 375,80 Tonnen. Die verfügbare Goldmenge wird auch weiterhin vom Rückkauf zuvor auf Termin verkaufter Ware beschnitten. Langfristig sollte sich dies auf den Goldpreis positiv auswirken.


Ausblick

Die Lage an den Finanzmärkten bleibt nach wie vor kritisch. Eine Betrachtung der Volatilität untermauert diese Annahme. So stehen wir beim deutschen Aktienindex DAX aus unserer Sicht unmittelbar vor einer entscheidenden Barriere. Der Korrektur des langfristigen Abwärtstrends ist sehr weit fortgeschritten. Schafft der Index den Durchbruch durch die Marke bei 4.200, so ergibt sich weiteres Aufwärtspotential. Wir erwarten jedoch ein Scheitern spätestens an dieser Marke und rechnen in der Folge mit dramatischen Einbrüchen. Werfen Sie in diesem Zusammenhang einen Blick auf unseren Chart des Monats.

Unsere Empfehlung zum Goldkauf um oder unter 10.500 Euro pro Kilogramm hat sich zwischenzeitlich als Volltreffer erwiesen. Binnen weniger Wochen haben wir dieses Niveau hinter uns gelassen und die Widerstandszone zwischen 11.000 Euro und 11.200 Euro erreicht. Hier sollte die Dynamik nachlassen und eine längere Konsolidierungsphase beginnen. Wir verspüren bereits eine deutliche Verschiebung des Verhältnisses von Käufen und Verkäufen. Neben den institutionellen Adressen beginnen auch vereinzelt einige Privatanleger, sich von ihren physischen Beständen zu trennen.


Charttechnik

Unsere Skepsis bezüglich des Goldpreises gegen den US-Dollar war nicht angebracht. So wurden die Widerstände bei 405 US$ und 415 US$ pro Feinunze ohne größere Probleme gebrochen. Nun steht einem Anlauf auf das Jahreshoch bei 430,75 US$ nichts mehr im Weg. Ein Wochenschlusskurs über 430 US$ wäre für uns das Startsignal für die nächste Phase des Bullenmarktes. Vorher halten wir uns aber etwas zurück und gehen nur kleinere Positionen ein. Beim Goldpreis gegen Euro ist die Lage klarer. Auf dem langfristigen Chart erkennen wir eine gewaltige inverse Schulter-Kopf-Schulter Formation. Die Begrenzung bei 11.200 Euro auf Wochenschlusskursbasis hat dabei eine herausragende Bedeutung. Gelingt hier ein Ausbruch, so ist mit weiter steigenden Kursen zu rechnen.



Silber

               

Der „Star“ im Edelmetallkomplex war einmal mehr das Silber. So konnte die Notierung im Berichtszeitraum um sagenhafte 16 Prozent zulegen. Immer mehr Anrufe interessierter Anleger und die daraus resultierende Nachfrage untermauern diese Bewegung. Waren es in den vergangenen 20 Jahren bei Kurssteigerungen stets Verkaufsaufträge unserer Kunden, so erreichen uns heute teils recht umfangreiche Kauforders. Angesichts der Mehrwertsteuer von 16 Prozent bei physischer Ware ist das schon sehr erstaunlich. Gefragt waren neben den Silbermünzen eine Unze vor allem Barren in den Gewichtseinheiten 1000 Gramm und 5000 Gramm. Charttechnisch heben wir noch eine markante Haltelinie zu verzeichnen, nämlich das Intraday-Hoch aus dem Jahre 1998 bei 7,90 US$ pro Feinunze. Damals sorgte der Großinvestor Warren Buffet mit dem Kauf von über 120 Millionen Unzen Silber durch seinen Fonds für Aufsehen. Halten Sie sich fest: Gelingt es diese Marke zu überschreiten, so ist der Weg bis 10 US$ pro Feinunze frei. Wir werden das Marktgeschehen daher aufmerksam verfolgen. Insgesamt rechnen wir mit einer extremen Volatilität. Tagesschwankungen von 10 Prozent und mehr würden uns nicht überraschen.



© Robert Hartmann
pro aurum GmbH & Co. KG, Grillparzerstraße 46, 81675 München


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