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Kabarettspässchen rund ums deutsche Gold stützen Papiergeld

01.02.2014  |  Prof. Dr. Hans J. Bocker
- Seite 6 -
Frage 7: Was haben die Notenbanker mit ungeheurem Eifer, beseelt von Gier und Machtstreben, im Wesentlichen geschaffen?

Antwort zu 7: Als Ergebnis ihres emsigen Fleißes entstand eine fast schon rein virtuelle Scheinwelt, die sich immer weiter von der Realität des täglichen Lebens und der Bevölkerung entfernt.

Die EZB, die Bank of England, die übrigen großen Notenbanken und allen voran die Fed, erzeugten eine künstliche Welt nach ihren Vorstellungen. Nicht länger bestimmen und bewegen beispielsweise Umsatzzahlen und Gewinne des Groß- und Einzelhandels, die Absätze der Autoindustrie wie auch der Chemiebranche, des Ölsektors, die Umsätze der Energiekonzerne und die Schlüsseldaten anderer Großbranchen der Wirtschaft die Aktienkurse und andere Konjunkturindikatoren, sondern die Aktivitäten von Ben Bernanke, Mario Draghi (zu deutsch, höchst passenderweise: Der Drache) und anderer im Rang ein wenig tiefer angesiedelte Finanzhalbgötter. Diese herrschen mehr oder abgehoben und schmerzhaft arrogant über die Zinslasten und das finanzielle, wie auch das wirtschaftliche Wohl und Wehe ganzer Staaten und Ländergruppen.

Nicht nur die Veränderungen, sprich Steigerungen der Schuldenlasten, als auch das Auf und Ab wirtschaftlicher Leistungen bestimmen das Geschehen, sondern die Entscheidungen und sogar Bemerkungen und Ankündigungen dieser Finanzpotentaten. Sie setzen Marktmechanismen und bisher geltende Regeln außer Kraft. Preissignale, wie sie bislang unsere Marktwirtschaften steuerten, verloren weitgehend ihre Bedeutung und kehren sich in Wirkungen in erschreckender Weise um. Gute Wirtschaftsnachrichten verursachen Kursverluste an den Börsen während die Kurse nach schlechten Meldungen anziehen. Warum?

Die Marktteilnehmer befürchten, dass die Super-Banker vielleicht schneller oder auch mit großen Verzögerungen von Beschleunigung auf Bremskurs umschalten oder auch langsamer und mit plötzlichem Affentempo, je nach Laune Zinsen heben oder senken und Gelddruckmaschinen im Gang beschleunigen oder bremsen.

Der große Draghi kündigte soeben an, dass den Ländern und ihren Bürgern derartiges noch lange erhalten bliebe. Er will seinen stark expansiven Kurs eher beschleunigen, während sogar die bisher aggressiv agierende Fed es wagen will, ein wenig auf die Bremse zu treten. Mit ungewohnt scharfen Worten beschimpfte er die Deutschen, die es gewagt hätten, den Kurs seiner geheiligten EZB, wenngleich auch vorsichtig, zu kritisieren. Diese deutschen Narren litten unter "perverser Angst", war zu vernehmen.

Da dies erhebliche Aufregung in deutschen Gefilden unter den "Perverslingen" auslöste, ruderte er ein wenig zurück: "Pervers" habe im Englischen nicht die gleiche Bedeutung wie im Deutschen und er ließe sich Beleidigungen aus dieser Richtung nicht länger gefallen. Er verbitte sich unangemessene Kritik und werde sein Mandat voll ausreizen und den Euro (und um jeden Preis die Banken) retten, koste es, was und wen es wolle.

Im Übrigen hätten die Deutschen mit ihren Inflationssorgen aufgrund der von ihm durchgesetzten Liquiditätsspritzen zwecks Bankenrettung Unrecht gehabt. Auf die Anschuldigung, dass er die ehernen Regeln der Zentralbanken verletzt habe, reagierte er äußerst ungehalten, fast schon wütend. Wie könnten diese nichtswürdigen Deutschen es wagen, ihn zu kritisieren?

Was fiele auch den anderen Kleinpinschern unter den EU-Ländern ein, die den deutschen Vorstoß zwar ängstlich, aber dennoch zustimmend abgenickt hätten? Der Rat der EZB werde stets handeln, wie er es für nötig erachte, und sich einen Dreck um das Geschwätz unbedeutender Mitglieder kümmern, verkündete er vollmundig sein Credo. Alle Instrumente, deren Einsatz er für erforderlich halte, seien voll funktionsfähig und brächten jederzeit jede gewünschte Lösung, dröhnte es aus seiner EZB-Festung.

Den Leitzins hatte der streitbare Finanzführer im November ganz überraschend auf 0,25% gesenkt, obwohl die offizielle Inflation (nicht die echte) auf 0,7% abgeglitten war. Die Deflationsgefahr sei groß und er werde den Preisverfall solange mit allen geeigneten Mitteln bekämpfen, bis eine ihm angenehme Inflationsrate von 2% erreicht sei. Hiermit kopiert der Gute die Politik der japanischen Zentralbank, die Geld in wahren Güterzugmengen druckt, um dieses Ziel von 2% zu erreichen.

Er verbitte sich im Übrigen jede dumme Kritik und er werde für Preisstabilität sorgen und zwar" in beiden Richtungen" - was immer darunter zu verstehen ist. Der schwachen Kreditentwicklung werde er erfolgreich entgegenwirken.

Seine Scheinwelt-Institution befindet sich bereits im sechsten Jahr im Krisenmodus, in welchem sich dieser Mann es sich so langsam richtig bequem macht. Wenn nötig, wird Draghi auch vor Negativzinsen nicht zurückschrecken. Sparern würden dann 1 bis 5% von ihren Einlagen alljährlich abgezogen und wer sich Geld leiht, bekäme mehr heraus, als er sich geliehen hat. Zu schwach sei die Kreditnachfrage in Südeuropa und die Deflationsgefahr auf Grund von Hortung und schwacher Investitionsneigung noch viel zu groß, verkündete er dem staunenden Völkern.

Praktisch im Alleingang drückte Draghi die Finanzierungskosten der südlichen Pleitestaaten auf ein erträgliches Niveau und der flächendeckende Ankauf von bankrottverdächtigen Staatsanleihen wären genau die richtige Medizin für die finanziellen Wehwehchen der EU. Und neuerdings habe er den Anleihenankauf sogar gedrosselt. Die "nehmenden" Südländer verehren diesen Mann als Helden, während die "gebenden" Nordländer der EU sich zunehmend besorgt zeigen.

Er drängt bankrotte Banken im Süden zu, in schwachen Konjunktur hoch gefährlichen Kreditvergaben, die wegen der dortigen Dauer-Rezessionen vielleicht nie mehr rückzahlbar sind. Die von ihm gespendete Liquidität nutzen jene Banken vor allem, um immer neue Staatsanleihen zu erwerben und nicht, um die Liquidität der stark schwächelnden Wirtschaft zuzuleiten. Wie soll dies den dortigen Konjunkturen auf die Beine helfen?

Damit wird die Abhängigkeit von emittierenden Staaten und den, diese Papiere absorbierenden Banken immer größer. Mit diesen weit geöffneten Wasserhähnen an Liquidität erlahmt natürlich jede wirklich dringende Reformbereitschaft der Regierungen. Warum sich anstrengen, Freund Draghi schickt sofort neue Milliarden, wenn es brennt, heißt dort das Credo. Das Billiggeld schafft immer stärkere Abhängigkeiten von den Wohltaten Brüssels, genau wie bei Drogensüchtigen.

Wie schwierig es ist, in diesem hoch gefährlichen Spiel ein auch nur kleines Wendemanöver zu beginnen, musste Bernanke im Mai des Vorjahres in schmerzhafter Weise erfahren. Nur eine kleine Bemerkung in dieser Richtung reichte bereits aus, eine massive Kapitalflucht aus den bedauernswerten Schwellenländern auszulösen und die Rendite von US Staatsanleihen zu verdoppeln.

Wenn sich Draghi gezwungen sieht, wieder Staatsanleihen im großen Stile aufzukaufen, um schwache Staaten und Banken zu retten, verschiebt er die Risiken zwischen den EU-Staaten von Süd nach Nord immer stärker. Die im Süden jubeln, doch die im Norden knirschen immer lauter mit den Zähnen.

Die Frage, ob es Draghi gelingt, aus seiner Scheinwelt der Zentralbanker auszubrechen und in die Welt der Normalbürger zurückzukehren, steht weiterhin unbeantwortet im Raum. Wahrscheinlich fühlt er sich in dieser selbst geschaffenen, virtuellen Welt pudelwohl, beschert sie ihm doch schon fast unbegrenzte Macht und Befugnisse. Vielleicht bewahrheitet sich dann die von ihm als "pervers" beschimpfte deutsche Kritik?

Anflüge von Größenwahn - und nicht nur im Falle finanzieller Macht - wie auch das "Spielen von Gott", nahmen noch immer ein ungutes Ende. Wie lange wird sich diese Scheinwelt der Großbanker noch halten? Sollte sie sich auflösen, dürfte dies ungeahnte Konsequenzen im Gefolge haben. Die reale Welt ist mit ihren harschen Gesetzmäßigkeiten gnadenlos pervers.


Finale Frage 8: Gäbe es eine wirklich wirksame und zuverlässige Methode, Lüge, bewusste Täuschung, Irreführung und in der Tat kriminelle Vorteilnahme einer extrem kleinen Finanzelite zu verhindern?

Finale Antwort zu 8: Dies ist ein äußerst schwieriges Unterfangen, da derlei Aktionen von den Politikern, die oft im gleichen Boot sitzen, oft legalisiert oder zumindest aktiv gefördert - und von den Aufsichtsbehörden schweigend und zum Schaden der Bevölkerung, jedoch zum Nutzen einer nach Zahl kaum ins Gewicht fallenden Elite mit ihren großen Informationsvorsprüngen toleriert wird.

Recht und Rechtsprechung sind nicht dasselbe und der täglich gepredigte Gleichheitswahn führt sich selbst ad absurdum. Einige sehr Wenige sind bereits sehr viel gleicher als die Masse der Bevölkerung und der Anleger, und sie werden tagtäglich noch gleicher. Ihre verdeckten, aber massiven Manipulationen und veröffentlichten falschen Statistiken, insbesondere im Bereich der Finanzen, werden stillschweigend auch von den Medien toleriert. Hierzu fällt mir im Augenblick nur ein Achtzeiler des berühmten Christian Morgenstern ein, der auf längere Zeit gesehen, in seiner Anwendung Abhilfe schaffen könnte:

Palmström führt ein Polizeipferd vor.
Dieses wackelt mehrmals mit dem Ohr
und berechnet den ertappten Tropf
logarithmisch und auf Spitz und Knopf.

Niemand wagt von nun an einen Streich:
denn der Gaul berechnet ihn sogleich.
Offensichtlich wächst im ganzen Land
Menschliche Gesittung und Verstand.


© Prof. Dr. Hans J. Bocker
www.profbocker.ch



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