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Silber: goldene Zeiten

18.12.2005  |  Eugen Weinberg
  • Bereits seit 16 Jahren weist der Silbermarkt ein Primärdefizit auf. Die Angebotslücke konnte bislang nur durch den Verkauf überirdischer Bestände gedeckt werden. Diese betragen im Moment nur noch eine Jahresproduktion. Die anhaltenden Defizite sollten zur weiteren Verringerungen der Lagerbestände und steigenden Notierungen führen.

  • Die Lebensdauer definierter Reserven von Silber im Boden beträgt lediglich 14 Jahre. Auch sind die überirdischen Bestände im Vergleich zu anderen Metallen relativ klein. Dies könnte zu einer allmählichen Erschöpfung der Silberlager und darüber hinaus zu einer Ressourcenknappheit führen. Staatliche Silberbestände sind im Vergleich zu Goldbeständen relativ unbedeutend. Bis auf die chinesische Zentralbank können andere Zentralbanken durch Abgabe physischer Bestände eine Aufwertung des Silberpreises kaum bremsen.

  • Die Ausweitung der Geldmengen weltweit in den letzten Jahrzehnten bei gleichzeitig steigender Verschuldung von privaten Haushalten und Staaten sollte langfristig tendenziell zu steigenden Inflationsraten führen. Dank der jahrtausendlangen Geschichte als zuverlässiges Zahlungsmittel und der Werthaltigkeit bietet Silber einen hervorragenden Vermögensschutz gegen Inflation.

  • Der Löwenanteil der Nachfrage wird zu industriellen Zwecken genutzt, wo der Silberpreis eine unbedeutende Rolle im Endpreis spielt. Außerdem fallen 70% der Minenproduktion als Nebenprodukt bei der Förderung von Industriemetallen und Gold an. Zudem ist auch die Menge an Recycling-Silber vom Silberpreis weitgehend unabhängig. Aus diesen Gründen erweist sich sowohl das Angebot als auch die Nachfrage als wenig preiselastisch. Deshalb würde ein relativ starker Preisanstieg mittelfristig zu keiner nennenswerten Entlastung der Knappheitssituation am Markt führen.

  • Rohstoffe spielen bei Finanzinvestoren in einer Niedrigzinsphase eine besonders wichtige Rolle. Traditionell sind Silber- und Goldmünzen sowie Barren beliebte Anlageformen. Die daraus resultierende Nachfrage nach Silber ist in den letzten Jahren besonders stark gestiegen. Deren Höhe ist aber immer noch sehr bescheiden und sollte unserer Meinung nach in den nächsten Jahren weiterhin stark zunehmen.

  • Im Vergleich zu Gold scheint Silber noch sehr günstig zu sein. Das Verhältnis zwischen dem Gold- und dem Silberpreis sollte in den nächsten Jahren von 60 auf rund 50 fallen. Unserem mittelfristigen Kursziel für den Goldpreis von 500 US-Dollar entspräche somit ein Silberpreis von 10 US-Dollar. Langfristig halten wir sogar einen Silberpreis von 20 US-Dollar pro Unze für möglich.



Silber: des Goldes kleiner Bruder

Silber verfügt über Eigenschaften, die es zu einem unverzichtbaren Metall in der Menschheitsgeschichte gemacht haben. Es besitzt die beste elektrische und thermische Leitfähigkeit aller Metalle und hat von allen Substanzen der Erde das höchste Reflexions- und Absorptionsvermögen für Licht. Außerdem kommt dieses weiche und relativ leicht zu schmiedende Metall in der Natur selten und in gediegener Form vor. Diese Eigenschaften machten Silber mit seinem unverwechselbaren metallischen Glanz zu einem der ältesten Schmuckmetalle. Silber wird bereits seit dem fünften Jahrtausend v.Chr. zu Schmuck und Münzen verarbeitet. Damals wurde es von den Assyrern, den Griechen, den Römern, den Ägyptern und den Germanen benutzt und sogar für wertvoller als Gold erachtet.

Die Funktion als Zahlungsmittel stand bei Silber in der Historie aber stets im Vordergrund. Dieses Metall vermag, wie auch Gold, die Geldfunktionen als Tauschmittel hervorragend zu erfüllen. Das "Gold des kleinen Mannes" ist nicht nur leicht teil- und transportierbar, sondern auch nicht beliebig vermehrbar und besitzt außerdem einen hohen inneren Wert. Aus diesen Gründen haben Silbermünzen über Jahrtausende als Werterhaltungs- und Zahlungsmittel gedient. Was Silber so hervorragend als Tauschmittel und Recheneinheit ausmachte, war unter anderem seine im Vergleich zu Gold oder Platin relativ hohe Verfügbarkeit. Deswegen konnte man daraus auch kleinere Geldeinheiten bilden. Als Metall zur Münzenherstellung hat sich Silber im Mittelalter mit den Talermünzen sogar eine dominierende Rolle im Geldumlauf erobert. Ein wichtiger Grund dafür war die Entdeckung großer Silbervorkommen im Harz, in Sachsen und in Böhmen. Mit der Entdeckung der Neuen Welt und der anschließenden Eröffnung der Silberminen in Mexiko, Peru und Bolivien wurde die Silberproduktion ausgeweitet und die Verfügbarkeit des Metalls drastisch erhöht. Dies führte kurzfristig zu einer Inflation und der Silberwert sank im Vergleich zu Gold. Jedoch blieb Silber weiterhin sehr begehrt und seine erhöhte Verfügbarkeit verstärkte nur seine breitere Akzeptanz. Im Kontrast zu den Scheidemünzen aus Kupfer oder Nickel, deren Metallwert geringer als der gesetzliche Wert war, bildeten Silbertaler europaweit quasi privates Geld, die Grundform für eine einheitliche und extrem werthaltige und solide Recheneinheit. So war z.B. der Joachimsthaler seit dem Mittelalter trotz vieler Kriege und Perioden mit hoher Inflation eine der stabilsten Währungen der Welt, deren Gewicht fast fünf Jahrhunderte lang unverändert bei einer Unze blieb.

Über Jahrhunderte bewährte sich Silber also als zuverlässiges Münzmetall. Im 19. Jahrhundert hat man sogar ein Bimetall-Geldsystem eingeführt, in dem Silber und Gold gleichberechtigt waren und das Geld im Umlauf über eine entsprechende Deckung verfügte. Seit Abschaffung des Bimetall-Standards Ende des 19. Jahrhunderts und der endgültigen Demonetisierung von Silber in den USA in den 60er Jahren hat es seine monetäre Rolle aber fast verloren. Das jetzige Geldsystem bilden Forderungen gegenüber dem Staat mit einem undefinierten Schuldinhalt. Das "gute" Geld aus Gold und Silber wurde ähnlich wie andere starke Währungen in der Vergangenheit letztendlich von "schlechtem" ungedecktem Papiergeld verdrängt (so wurde z.B. auch die letzte gedeckte deutsche Währung, die Goldmark, durch die Papiermark im Jahre 1918 abgelöst). Das Sterling-Silber (eine 92,5%-ige Silberlegierung mit Kupfer) ist jedoch immer noch das gängigste Material für Gedenkmünzen, die neben dem Sammlerwert weiterhin als Zahlungsmittel akzeptiert werden. Das Volumen von Silber-Gedenkmünzen beträgt heute jedoch nur ein Bruchteil des gesamten Geldumlaufs.

Vielmehr wurde Silber seit Ende des 19. Jahrhunderts vermehrt von einem Edel- zu einem Industriemetall. Früher bestand fast die einzige Verwendung für Silber außerhalb von Schmuck und Münzen in der Herstellung von Tafelsilber. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts machte Silber seine Eigenschaften wie Lichtempfindlichkeit und -wiedergabefähigkeit dann zu einem festen Bestandteil in der Fotoindustrie. Außerdem reflektiert frisch abgeschiedenes Silber weit über 99,5% des sichtbaren Lichtes und stellt somit das "weißeste" aller Gebrauchsmetalle dar. Dadurch erweisen sich Silberbeschichtungen bei Glasscheiben als hervorragende Reflektoren und finden daher zahlreiche Verwendungen im optischen Bereich. Hervorragende elektrische Leitfähigkeit von Silber machte darüber hinaus die Verwendung von Silberlegierungen in der Elektroindustrie bei Batterien, Kondensatoren und Halbleitern praktisch unersetzbar. Die antiseptische und therapeutische Wirkung wurden bereits im antiken Ägypten bekannt und werden heute zur Entwicklung von antibakteriellen Werkstoffen genutzt. Ein dynamisches Wachstum in den Bereichen Solarenergie, Medizin und Wasseraufbereitung sorgt außerdem insgesamt für eine weitere Bescheunigung der industriellen Nachfrage nach Silber.

Silber nimmt eine Stellung zwischen den Edelmetallen, die hauptsächlich für die Schmuckherstellung verwendet werden, und den Industriemetallen ein. So ist Silber nur wenig härter als Gold, dagegen etwas weicher als Kupfer und zum anderen hat sich auch der Preis für Silber bislang immer zwischen den Preisen für allgemein leicht verfügbarem Kupfer und extrem seltenem und teurem Gold bewegt. Während Kupfer und Gold im Moment jedoch bei der Diskussion um dynamisches Wirtschaftswachstum weltweit und der daraus resultierenden hohen Attraktivität von Rohstoffanlagen im Vordergrund stehen, wird Silber nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Wir glauben, dass dieses Metall wegen seiner hervorragenden Eigenschaften in den nächsten Jahren stärker nachgefragt wird. Unabhängig davon, ob Silber jemals einer der Metallwelten zuzurechnen ist, ist festzustellen, dass dieser Alleskönner unter den Edelmetallen mit denkbar vielen Anwendungsbereichen für die Menschheit unersetzbar bleibt.

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