Wochenanalyse 17. KW
24.04.2004 | Robert Hartmann
GOLD
Die Handelswoche (19.4. bis 23.4.2004) brachte dem Edelmetallkomplex teilweise dramatische Kursverluste. Die mittelfristig bedeutende Unterstützungszone zwischen 388,00 US$ und 390 US$ pro Feinunze wurde dabei mehrmals getestet. Bisher hielt diese Zone jedoch jedem Angriff stand.
Rückblick
Was doch ein paar Handelstage ausmachen! Vorbei scheinen die Zeiten, wo sich die Kursziele der Analysten praktisch im Wochenzyklus erhöhten. Mittlerweile ist die Mehrheit der so genannten Experten wieder bearisch für den weiteren Kursverlauf des Goldes. Kursziele von 350 US$ und darunter zum Jahresende werden veröffentlicht.
Was ist der Grund für den plötzlichen Stimmungswandel? Das Debakel hat einen Namen: Alan Greenspan. In seiner turnusgemäßen Rede vor Bankenvertretern und vor dem Kongreß zeichnete der amerikanische Notenbankchef ein uneingeschränkt positives Bild der US-Konjunktur. Das Thema „Deflation“ wurde offiziell zu den Akten gelegt. Die nächste Bedrohung heißt zukünftig wohl eher Inflation. Daher schließt Greenspan Zinserhöhungen noch dieses Jahr nicht mehr aus. Diese Äußerungen sorgten für Turbulenzen an den Finanzmärkten. Der US-Dollar befestigte sich, die Renditen der Anleihen schossen in die Höhe, die Aktienindizes verloren an Boden und die Edelmetalle brachen ein. Das Gold erreichte die Unterstützungszone zwischen 388 US$ und 390 US$ pro Feinunze. Bisher konnte dieser Bereich jedoch verteidigt werden.
Viele amerikanische Fonds trennten sich von ihren Beständen. Dies belegen die jüngsten Daten der offenen Kontrakte an der New Yorker Comex. Unsere Kunden waren wohl ebenfalls von den Entwicklungen überrascht. Die physischen Umsätze kamen zur Wochenmittag nahezu zum Erliegen. Am Donnerstag und Freitag belebte sich das Geschäft jedoch wieder. Manche Anleger haben wohl auf diese Korrektur gewartet, um sich in den Markt einzukaufen. Die Anzahl der Orders war zwar noch nicht so hoch wie in den vergangenen Wochen, das Volumen der einzelnen Aufträge erreichte jedoch erstaunliches Niveau. Gesucht wurden neben den Goldbarren 100 Gramm und 1000 Gramm auch Goldmünzen eine Unze Krügerrand, Maple Leaf und American Eagle. Das Verhältnis von Kauf- zu Verkaufsorders betrug vier zu eins. Der Mangel an Verkäufen überrascht uns aufgrund der schwächeren Kurse nicht.
Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement hat sich der Meinung des ehemaligen Bundesbankpräsidenten, Ernst Welteke, angeschlossen, nur die Zinsen auf wieder angelegte Erlöse aus Goldverkäufen für die Bildungsoffensive zu verwenden. Der Betrag bewegt sich dabei um 250 Millionen Euro im Jahr 2009. Diese Mittel sollen in die Bildung und Wissenschaft gehen. Es stellt sich uns lediglich noch die Frage, wie die Erlöse angelegt werden. Sind die Einnahmen wirklich sicher? Wir werden dieses Thema weiter aufmerksam verfolgen.
Ausblick
Die Auswirkungen der Rede Alan Greenspans sind übertrieben. Die Welt hat sich doch nicht wirklich verändert. Ein Ende des Zinssenkungszyklus in Amerika war doch abzusehen. Immerhin bewegen wir uns auf dem tiefsten Zinsniveau seit 50 Jahren. Der Dollar befindet sich in der Mitte einer Korrekturphase der heftigen Kursverluste der vergangenen zwölf Monate. Nach dem Abschluss dieser Konsolidierung rechnen wir wieder mit deutlich schwächeren Dollarkursen. Die weltweiten Terrorgefahren sind nach wie vor latent. Die amerikanischen Konsumenten sind maßlos überschuldet. Die nächste Spekulationsblase, der amerikanische Immobilienmarkt, wird in absehbarer Zeit platzen. Daher empfehlen wir unseren Kunden unverändert, fünf bis zehn Prozent ihres liquiden Vermögens in Edelmetallen zu investieren. Das derzeitige Kursniveau bietet sich langfristig zur Aufstockung der Positionen durchaus an. In der kommenden Woche erreichen uns einige wichtige Konjunkturdaten. Neben dem Verbrauchervertrauen am Dienstag steht die Veröffentlichung des Bruttoinlandsproduktes für das erste Quartal im Fokus der Anleger. Zum Wochenausklang erwarten wir neben den persönlichen Ausgaben und Einkommen auch noch der Einkaufsmanagerindex der Universität Chicago.
Charttechnik
Die Unterstützungszone zwischen 388 US$ und 390 US$ pro Feinunze hat bisher allen Angriffen standgehalten. Die Marktlage darf getrost als überverkauft bezeichnet werden. Erste Widerstände haben wir bei 396,50 US$ ausgemacht. Wir rechnen mit einer Fortsetzung der Konsolidierung. Ein Anstieg über die psychologisch wichtige Marke von 400 US$ pro Feinunze wäre die Vorraussetzung für ein Ende der Korrektur. Der Goldpreis gegen Euro findet gute Unterstützung bei Kursen um 10.650 Euro. Widerstände befinden sich bei 11.000 Euro pro Kilogramm.
Silber
Das Silber hat seinen Glanz vorerst verloren. Zeitweise fiel das weiße Metall unter die Marke von 6 US$ pro Feinunze. Händler nannten als Ursache für den Preissturz die Erholung des US-Dollars sowie Spekulationen auf eine Zinswende in Amerika. Natürlich war der starke Preisanstieg der vergangenen Monate stark von spekulativ orientierten Kräften beeinflusst. Diese Gruppe trennte sich im Berichtszeitraum panikartig von ihren Beständen. Auf den Charts können Sie diese Entwicklung gut nachvollziehen. Die Bewegung ging so schnell von statten, dass große Lücken im Kursverlauf sichtbar sind. Wir rechnen mit einer Beruhigung des Marktes und haben uns bereits mit physischer Ware eingedeckt. Gute Unterstützung erwarten wir um das Niveau von 6 US$ pro Feinunze. Langfristig gesehen ist Silber auf dem heutigen Niveau ein klarer Kauf.
Platin und Palladium
Die Welle von Verkauforders der spekulativ orientierten Fonds hat diesmal auch Platin und Palladium erfasst. Platin durchbrach dabei die Unterstützung bei 888 US$ pro Feinunze. Dies löste unzählige Stopporders aus und führte zu weiter kräftig fallenden Kursen. Palladium verlor von den Jahreshochs gerechnet rund 20 Prozent und befindet sich aus unserer Sicht wieder in der Nähe langfristig betrachtet hervorragender Kaufniveaus. Wir decken uns daher wieder mit physischen Beständen ein. Bevorzugt kaufen wir an kursschwachen Tagen um oder unter 260 US$ pro Feinunze.
© Robert Hartmann
pro aurum GmbH & Co. KG, Grillparzerstraße 46, 81675 München
Mit dieser Veröffentlichung wird weder ein Angebot zum Kauf oder Verkauf eines Kapitalanlagemediums unterbreitet. Die von pro aurum in diesen Studien gegebenen Informationen beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, jedoch keiner neutralen Prüfung unterzogen haben. pro aurum übernimmt keine Gewähr und keine Haftung für die Richtigkeit und Vollständigkeit der hierin enthaltenen Informationen. Die in dieser Analyse vertretenen Meinungen stellen ausschließlich die Auffassung der Research-Abteilung der Firma pro aurum dar und können sich jederzeit ändern. Solche Meinungsänderungen müssen nicht publiziert werden.
Die Handelswoche (19.4. bis 23.4.2004) brachte dem Edelmetallkomplex teilweise dramatische Kursverluste. Die mittelfristig bedeutende Unterstützungszone zwischen 388,00 US$ und 390 US$ pro Feinunze wurde dabei mehrmals getestet. Bisher hielt diese Zone jedoch jedem Angriff stand.
Rückblick
Was doch ein paar Handelstage ausmachen! Vorbei scheinen die Zeiten, wo sich die Kursziele der Analysten praktisch im Wochenzyklus erhöhten. Mittlerweile ist die Mehrheit der so genannten Experten wieder bearisch für den weiteren Kursverlauf des Goldes. Kursziele von 350 US$ und darunter zum Jahresende werden veröffentlicht.
Was ist der Grund für den plötzlichen Stimmungswandel? Das Debakel hat einen Namen: Alan Greenspan. In seiner turnusgemäßen Rede vor Bankenvertretern und vor dem Kongreß zeichnete der amerikanische Notenbankchef ein uneingeschränkt positives Bild der US-Konjunktur. Das Thema „Deflation“ wurde offiziell zu den Akten gelegt. Die nächste Bedrohung heißt zukünftig wohl eher Inflation. Daher schließt Greenspan Zinserhöhungen noch dieses Jahr nicht mehr aus. Diese Äußerungen sorgten für Turbulenzen an den Finanzmärkten. Der US-Dollar befestigte sich, die Renditen der Anleihen schossen in die Höhe, die Aktienindizes verloren an Boden und die Edelmetalle brachen ein. Das Gold erreichte die Unterstützungszone zwischen 388 US$ und 390 US$ pro Feinunze. Bisher konnte dieser Bereich jedoch verteidigt werden.
Viele amerikanische Fonds trennten sich von ihren Beständen. Dies belegen die jüngsten Daten der offenen Kontrakte an der New Yorker Comex. Unsere Kunden waren wohl ebenfalls von den Entwicklungen überrascht. Die physischen Umsätze kamen zur Wochenmittag nahezu zum Erliegen. Am Donnerstag und Freitag belebte sich das Geschäft jedoch wieder. Manche Anleger haben wohl auf diese Korrektur gewartet, um sich in den Markt einzukaufen. Die Anzahl der Orders war zwar noch nicht so hoch wie in den vergangenen Wochen, das Volumen der einzelnen Aufträge erreichte jedoch erstaunliches Niveau. Gesucht wurden neben den Goldbarren 100 Gramm und 1000 Gramm auch Goldmünzen eine Unze Krügerrand, Maple Leaf und American Eagle. Das Verhältnis von Kauf- zu Verkaufsorders betrug vier zu eins. Der Mangel an Verkäufen überrascht uns aufgrund der schwächeren Kurse nicht.
Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement hat sich der Meinung des ehemaligen Bundesbankpräsidenten, Ernst Welteke, angeschlossen, nur die Zinsen auf wieder angelegte Erlöse aus Goldverkäufen für die Bildungsoffensive zu verwenden. Der Betrag bewegt sich dabei um 250 Millionen Euro im Jahr 2009. Diese Mittel sollen in die Bildung und Wissenschaft gehen. Es stellt sich uns lediglich noch die Frage, wie die Erlöse angelegt werden. Sind die Einnahmen wirklich sicher? Wir werden dieses Thema weiter aufmerksam verfolgen.
Ausblick
Die Auswirkungen der Rede Alan Greenspans sind übertrieben. Die Welt hat sich doch nicht wirklich verändert. Ein Ende des Zinssenkungszyklus in Amerika war doch abzusehen. Immerhin bewegen wir uns auf dem tiefsten Zinsniveau seit 50 Jahren. Der Dollar befindet sich in der Mitte einer Korrekturphase der heftigen Kursverluste der vergangenen zwölf Monate. Nach dem Abschluss dieser Konsolidierung rechnen wir wieder mit deutlich schwächeren Dollarkursen. Die weltweiten Terrorgefahren sind nach wie vor latent. Die amerikanischen Konsumenten sind maßlos überschuldet. Die nächste Spekulationsblase, der amerikanische Immobilienmarkt, wird in absehbarer Zeit platzen. Daher empfehlen wir unseren Kunden unverändert, fünf bis zehn Prozent ihres liquiden Vermögens in Edelmetallen zu investieren. Das derzeitige Kursniveau bietet sich langfristig zur Aufstockung der Positionen durchaus an. In der kommenden Woche erreichen uns einige wichtige Konjunkturdaten. Neben dem Verbrauchervertrauen am Dienstag steht die Veröffentlichung des Bruttoinlandsproduktes für das erste Quartal im Fokus der Anleger. Zum Wochenausklang erwarten wir neben den persönlichen Ausgaben und Einkommen auch noch der Einkaufsmanagerindex der Universität Chicago.
Charttechnik
Die Unterstützungszone zwischen 388 US$ und 390 US$ pro Feinunze hat bisher allen Angriffen standgehalten. Die Marktlage darf getrost als überverkauft bezeichnet werden. Erste Widerstände haben wir bei 396,50 US$ ausgemacht. Wir rechnen mit einer Fortsetzung der Konsolidierung. Ein Anstieg über die psychologisch wichtige Marke von 400 US$ pro Feinunze wäre die Vorraussetzung für ein Ende der Korrektur. Der Goldpreis gegen Euro findet gute Unterstützung bei Kursen um 10.650 Euro. Widerstände befinden sich bei 11.000 Euro pro Kilogramm.
Silber
Das Silber hat seinen Glanz vorerst verloren. Zeitweise fiel das weiße Metall unter die Marke von 6 US$ pro Feinunze. Händler nannten als Ursache für den Preissturz die Erholung des US-Dollars sowie Spekulationen auf eine Zinswende in Amerika. Natürlich war der starke Preisanstieg der vergangenen Monate stark von spekulativ orientierten Kräften beeinflusst. Diese Gruppe trennte sich im Berichtszeitraum panikartig von ihren Beständen. Auf den Charts können Sie diese Entwicklung gut nachvollziehen. Die Bewegung ging so schnell von statten, dass große Lücken im Kursverlauf sichtbar sind. Wir rechnen mit einer Beruhigung des Marktes und haben uns bereits mit physischer Ware eingedeckt. Gute Unterstützung erwarten wir um das Niveau von 6 US$ pro Feinunze. Langfristig gesehen ist Silber auf dem heutigen Niveau ein klarer Kauf.
Platin und Palladium
Die Welle von Verkauforders der spekulativ orientierten Fonds hat diesmal auch Platin und Palladium erfasst. Platin durchbrach dabei die Unterstützung bei 888 US$ pro Feinunze. Dies löste unzählige Stopporders aus und führte zu weiter kräftig fallenden Kursen. Palladium verlor von den Jahreshochs gerechnet rund 20 Prozent und befindet sich aus unserer Sicht wieder in der Nähe langfristig betrachtet hervorragender Kaufniveaus. Wir decken uns daher wieder mit physischen Beständen ein. Bevorzugt kaufen wir an kursschwachen Tagen um oder unter 260 US$ pro Feinunze.
© Robert Hartmann
pro aurum GmbH & Co. KG, Grillparzerstraße 46, 81675 München
Mit dieser Veröffentlichung wird weder ein Angebot zum Kauf oder Verkauf eines Kapitalanlagemediums unterbreitet. Die von pro aurum in diesen Studien gegebenen Informationen beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, jedoch keiner neutralen Prüfung unterzogen haben. pro aurum übernimmt keine Gewähr und keine Haftung für die Richtigkeit und Vollständigkeit der hierin enthaltenen Informationen. Die in dieser Analyse vertretenen Meinungen stellen ausschließlich die Auffassung der Research-Abteilung der Firma pro aurum dar und können sich jederzeit ändern. Solche Meinungsänderungen müssen nicht publiziert werden.