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Das Hochrisikospiel an den Finanzmärkten

04.04.2014  |  Mack & Weise
"In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt." (Egon Bahr)

Schaut man sich die aktuellen Geschehnisse in der Ukraine an, wird angesichts der energie- und geostrategischen Bedeutung des Landes klar, warum die ihre Weltmachstellung mit allen Mitteln verteidigenden USA seit 1991 mehr als 5 Mrd. USD in die "Demokratie-Bewegung" des Pleitelandes "investierte". Da der Putsch gegen den demokratisch gewählten Präsidenten der Ukraine just in dem Moment durchgezogen wurde, als dieser kurz vor der Unterzeichnung eines Assoziierungsabkommens mit Russland stand, drängt sich das Gefühl auf, dass die von den USA seit Jahren forcierte Einkreisung (Nato-Osterweiterung, Raketenschild) des Energie- und Rohstoff-Reiches Russland aktuell sogar eine neue, gefährliche Eskalationsstufe erreichen soll!

Nachdem das "Fuck the EU"-Putsch-Drehbuch der USA durch ein abgehörtes Telefonat der Abteilungsleiterin des US-Außenministeriums Victoria Nuland dummerweise öffentlich wurde, überraschte die Reaktion der EU-Führer auf die - immerhin demokratisch legitimierte - Renationalisierung der für Russland strategisch unverzichtbaren Krim umso mehr!

Obwohl Europa ganz im Gegensatz zu den USA mit der russischen Wirtschaft eng verflochten ist, und ein Konflikt mit dem russischen Nachbarn für die europäische Wirtschaft und damit insbesondere für Deutschland erhebliche Risiken in sich birgt, brannten bei den selbst ernannten Völkerrechtsverteidigern in der EU schlagartig alle diplomatischen Sicherungen durch. Ganz im Sinne der die Puppen "tanzen" sehen wollenden USA wurde Putin zum neuen Hitler stilisiert, und Russland schwerste Sanktionen angedroht. Für dieses absurde Theater, das potenziell sogar die Energieversorgung Europas gefährdet, fand der Publizist Peter Scholl-Latour klare Worte: "Fuck the EU!"

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Trotz der neuen Bedrohungslage herrschte an den Aktienbörsen nach einer kurzen Korrektur schnell wieder die "nur nichts verpassen"-Normalität vor. Die herrschende Sorglosigkeit gipfelte sogar darin, dass im Zuge der Krim-Krise ausgerechnet die staatlichen Schuldtitel der beiden Krisenländer Spanien und Italien in den Status eines "sicheren Hafens" erhoben wurden!

Während sich die von den Notenbanken vollkasko-versicherten Anleihe- bzw. Aktienblasen in der zweiten Märzhälfte wieder planmäßig entwickelten, wurde die abermalige 10-Mrd.-USD-Reduzierung des Gelddruckprogramms der Fed, Zinserhöhungserwartungen und die wiederholte 1.050-USD-und-tiefer-Goldpreisprognose von Goldman Sachs als Begründung dafür angeführt, dass Gold und Silber einen Teil ihrer im Jahr 2014 gesehenen Gewinne in einer steilen Korrektur wieder einbüßten.

Folgt man den "Goldmännern", dann wäre der Goldpreis aufgrund des kalten Winters in den USA zu Jahresbeginn, den Kreditsorgen in China und eben der Ukraine-Krise gestiegen, allesamt Faktoren, die sich im Jahresverlauf wieder entspannen würden, und somit einen fallenden Goldpreis erwarten ließen. Wir wissen zwar nicht, was der Goldpreis mit dem Wetter zu tun hat, und auch nicht, ob die Sorgen um die über 23 Billionen USD schwere Kreditblase Chinas kurzfristig wieder schwinden werden, oder ob der ukrainischen Bevölkerung die nach griechischem Vorbild geplante (Gläubiger-)Rettung möglicherweise überhaupt nicht gefallen könnte. Aber, wie ernst sollte man die mehr oder weniger fundierten Prognosen der "Banker Gottes" nehmen, wenn diese sich häufig selbst gegen ihre veröffentlichen Empfehlungen positionieren?

Die aktuell von der Fed geschürte Erwartung, dass sich die extrem expansive Geldpolitik ab dem Jahr 2015 vor dem Hintergrund einer sich erholenden US-Wirtschaft wieder normalisieren könnte, erscheint uns wenig wahrscheinlich zu sein. Denn abgesehen davon, dass das stark schuldengetriebene Wirtschaftsmodell der US-Wirtschaft bei genauerem Hinsehen ohnehin nur wenig mehr als Statistikzauber ist, wären deutlich steigende Zinsen allein für die gegenüber Mitte 2007 um über 80% höher verschuldeten Staatshaushalte kaum verkraftbar. Außerdem sind auch die Risiken im Weltfinanzsystem selbst nach jüngsten Einschätzungen der BIZ heute größer als vor der im Jahr 2007 ausgebrochenen Finanzkrise, so dass eine Normalisierung der Geldpolitik wohl tatsächlich die Nadel wäre, um die allerorten aufgepumpten Finanzblasen spätestens damit endgültig zum Platzen zu bringen.

Fazit: Auch wenn die Papiergeld-Propagandisten im Westen unverdrossen glauben, dass ausgerechnet das größte Geldexperiment der Geschichte nicht scheitern könnte, und der Goldpreis über die US-Derivatebörse Comex zur Zeit fast beliebig steuerbar zu sein scheint, ändert das nichts an den Argumenten, die für den Kauf der Edelmetalle sprechen.

Dabei sind die aktuell zunehmenden geopolitischen Spannungen nur ein weiterer Grund dafür, in den sicheren Hafen zu investieren, und einen größtmöglichen Abstand zu dem Hochrisikospiel an den Finanzmärkten zu wahren.


© Mack & Weise GmbH
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