Schwache Goldnachfrage aus Asien
23.07.2014 | Eugen Weinberg
Energie
Die Stimmung am Ölmarkt ist trotz der vielen geopolitischen Spannungsherde gelassen: am Morgen notiert Brentöl mit 107 USD je Barrel unverändert in der Mitte seiner seit einem Jahr angestammten Handelsspanne. Amerikanisches Leichtöl der Sorte WTI ist mit 102 USD je Barrel sogar zwei Dollar billiger als am Morgen zuvor. Der Preisabschlag ist aber vor allem dem Kontraktwechsel geschuldet. Die WTI-Terminkurve ist am vorderen Ende stark fallend.
Ein Grund hierfür dürfte die starke Nachfrage der US-Raffinerien nach Rohöl sein. Die Rohölverarbeitung in den USA war im Sommer auf ein Rekordniveau geklettert und lag Mitte Juli laut US-Energiebehörde mit 16,6 Mio. Barrel pro Tag 1 Mio. Barrel höher als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Die hohe Auslastung hatte zu einem deutlichen Rückgang der Rohölvorräte geführt. Vor allem in Cushing sind die Vorräte kräftig abgebaut worden und nur halb so hoch wie zu dieser Jahreszeit üblich.
Doch wir hatten schon in der letzten Woche darauf hingewiesen, dass die Rohölverarbeitung in den USA zwar im Trend hoch bleiben sollte, nichtsdestrotz ihre saisonale Spitze bald erreicht haben dürfte. Entsprechend dürfte sich der Abbau der Vorräte bei gleichzeitig weiter steigender US-Rohölproduktion verlangsamen. Die jüngsten Daten des American Petroleum Institute können diese Tendenz noch nicht klar bestätigen: der Abbau der Vorräte war zwar mit lediglich 550 Tsd. Barrel deutlich geringer als in der Vorwoche, aber in Cushing war der Abbau abermals hoch und die Auslastung der Raffinerien ist wieder etwas gestiegen. Die "offiziellen" Lagerdaten folgen heute.
Edelmetalle
Gestern schien es zwischenzeitlich so, als ob der Goldpreis unter die Marke von 1.300 USD je Feinunze fallen würde. Auch wenn sich der Preis am späten Nachmittag wieder erholte und den Handel schlussendlich wenig verändert oberhalb dieses Niveaus beendete, besteht unseres Erachtens kurzfristig nur geringes Aufwärtspotenzial für Gold. In den USA verharrte die Inflationsrate im Juni mit 2,1% auf dem Niveau des Vormonats, was allerdings die Devisenmarktteilnehmer veranlasste, den US-Dollar zu kaufen und damit den EUR-USD-Wechselkurs auf den tiefsten Stand seit acht Monaten drückte. Dies belastete wiederum vorübergehend den Goldpreis.
Nachdem offenbar die chinesische Goldnachfrage weiter schwächelt (siehe TagesInfo Rohstoffe von gestern), wird Gold wohl auch seitens der indischen Nachfrage kaum Unterstützung erfahren. Denn der indische Finanzminister Arun Jaitley zerschlug gestern die letzte Hoffnung auf eine baldige Lockerung der Goldimportrestriktionen. Diese werden demnach unverändert beibehalten, da sie sich als effektives Mittel erwiesen hätten, das Leistungsbilanzdefizit des Landes wieder unter Kontrolle zu bringen.
Vor der Wahl hatte der neue Premierminister Modi noch eine Lockerung der Einfuhrbeschränkungen in Aussicht gestellt, die vor über einem Jahr von der Vorgängerregierung eingeführt worden waren. Somit sind kurzfristig weder aus China noch aus Indien - die Goldabsatzmärkte Nummer eins und zwei - Nachfrageimpulse zu erwarten.
Industriemetalle
Gemäß Daten des International Aluminium Institute (IAI) ist die weltweite Aluminiumproduktion im Juni im Vergleich zum Vormonat marginal auf 4,303 Mio. Tonnen gesunken. Sie lag damit gut 2% unter dem Rekordniveau vom März. In China, dem mit einem Marktanteil von rund 45% größten Aluminiumhersteller, wurde die Produktion im Monatsvergleich um 3% ausgeweitet. Wegen der zuletzt höheren Aluminiumpreise sind offenbar die Auslastungsraten in den Schmelzen wieder hochgefahren worden. Auch wurden die durchschnittlichen Produktionsverluste aufgrund des Preisanstiegs Daten von SMM zufolge auf 400-500 RMB je Tonne (entspricht knapp 75 USD je Tonne) reduziert.
Außerhalb Chinas kam es hingegen zu einem Rückgang der Aluminiumproduktion um 3,5%. Dies reicht u.E. jedoch nicht aus, um den seit mindestens sieben Jahren im Angebotsüberschuss befindlichen globalen Aluminiummarkt ins Gleichgewicht zu bringen. Die Marktteilnehmer nehmen aber derzeit offenbar jede „negative“ Veröffentlichung zum Anlass, um den Aluminiumpreis nach oben zu treiben. Dieser hat gestern mit 2.055 USD je Tonne den höchsten Stand seit Februar 2013 erreicht - ein Niveau, das sich unserer Meinung nach nicht rechtfertigen lässt.
Auch dürfte der Preisanstieg zum Teil spekulativ getrieben sein, wie das sog. open interest zeigt, das mit knapp 895 Tsd. Kontrakten auf einem sehr hohen Niveau liegt. Wir sehen beim Aluminiumpreis Korrekturpotenzial.
Agrarrohstoffe
Der Prognosedienst MARS der EU-Kommission hat in seiner jüngsten monatlichen Schätzung nur marginale Änderungen bei der Erwartung an die EU-Weichweizenernte vorgenommen. Die Erträge sollen in der EU insgesamt etwa auf Vorjahresniveau liegen und damit um 4,2% über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Für Deutschland wird der Ertrag mit 7,74 Tonnen je Hektar allerdings gut 3% niedriger als 2013 geschätzt.
Deutlich angehoben hat MARS seine Schätzung für den Rapsertrag in der EU. Bei durchschnittlich 3,32 Tonnen je Hektar lägen die erwarteten Ertragszuwächse gegenüber Vorjahr und dem 5-Jahreswert bei 6,9% bzw. 8,4%. Für Deutschland werden 4,17 Tonnen je Hektar angesetzt. Daraus ergäbe sich ein Zuwachs gegenüber 2013 und gegenüber dem 5-Jahresdurchschnitt von 5,7% bzw. 10,7%. Auch bei Mais wurde für die EU insgesamt und für Deutschland jeweils eine kleine Korrektur nach oben auf 7,23 bzw. 9,94 Tonnen je Hektar vorgenommen.
Im Vergleich zu 2013 ergibt sich so ein Zuwachs von 7,5% bzw. 12,6%. Hohe erwartete Erträge in der EU tragen mit dazu bei, dass die globale Versorgung mit Getreide und Ölsaaten 2014/15 als üppig angesehen wird. Dies drückt seit Monaten die Preisentwicklung. Wie in Chicago liegen auch in Paris die Weizen-, Mais- und Rapspreise - die einen engen Gleichlauf mit der "Leitölsaat" Sojabohnen aufweisen - auf 4-Jahrestiefs.
Die Stimmung am Ölmarkt ist trotz der vielen geopolitischen Spannungsherde gelassen: am Morgen notiert Brentöl mit 107 USD je Barrel unverändert in der Mitte seiner seit einem Jahr angestammten Handelsspanne. Amerikanisches Leichtöl der Sorte WTI ist mit 102 USD je Barrel sogar zwei Dollar billiger als am Morgen zuvor. Der Preisabschlag ist aber vor allem dem Kontraktwechsel geschuldet. Die WTI-Terminkurve ist am vorderen Ende stark fallend.
Ein Grund hierfür dürfte die starke Nachfrage der US-Raffinerien nach Rohöl sein. Die Rohölverarbeitung in den USA war im Sommer auf ein Rekordniveau geklettert und lag Mitte Juli laut US-Energiebehörde mit 16,6 Mio. Barrel pro Tag 1 Mio. Barrel höher als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Die hohe Auslastung hatte zu einem deutlichen Rückgang der Rohölvorräte geführt. Vor allem in Cushing sind die Vorräte kräftig abgebaut worden und nur halb so hoch wie zu dieser Jahreszeit üblich.
Doch wir hatten schon in der letzten Woche darauf hingewiesen, dass die Rohölverarbeitung in den USA zwar im Trend hoch bleiben sollte, nichtsdestrotz ihre saisonale Spitze bald erreicht haben dürfte. Entsprechend dürfte sich der Abbau der Vorräte bei gleichzeitig weiter steigender US-Rohölproduktion verlangsamen. Die jüngsten Daten des American Petroleum Institute können diese Tendenz noch nicht klar bestätigen: der Abbau der Vorräte war zwar mit lediglich 550 Tsd. Barrel deutlich geringer als in der Vorwoche, aber in Cushing war der Abbau abermals hoch und die Auslastung der Raffinerien ist wieder etwas gestiegen. Die "offiziellen" Lagerdaten folgen heute.
Edelmetalle
Gestern schien es zwischenzeitlich so, als ob der Goldpreis unter die Marke von 1.300 USD je Feinunze fallen würde. Auch wenn sich der Preis am späten Nachmittag wieder erholte und den Handel schlussendlich wenig verändert oberhalb dieses Niveaus beendete, besteht unseres Erachtens kurzfristig nur geringes Aufwärtspotenzial für Gold. In den USA verharrte die Inflationsrate im Juni mit 2,1% auf dem Niveau des Vormonats, was allerdings die Devisenmarktteilnehmer veranlasste, den US-Dollar zu kaufen und damit den EUR-USD-Wechselkurs auf den tiefsten Stand seit acht Monaten drückte. Dies belastete wiederum vorübergehend den Goldpreis.
Nachdem offenbar die chinesische Goldnachfrage weiter schwächelt (siehe TagesInfo Rohstoffe von gestern), wird Gold wohl auch seitens der indischen Nachfrage kaum Unterstützung erfahren. Denn der indische Finanzminister Arun Jaitley zerschlug gestern die letzte Hoffnung auf eine baldige Lockerung der Goldimportrestriktionen. Diese werden demnach unverändert beibehalten, da sie sich als effektives Mittel erwiesen hätten, das Leistungsbilanzdefizit des Landes wieder unter Kontrolle zu bringen.
Vor der Wahl hatte der neue Premierminister Modi noch eine Lockerung der Einfuhrbeschränkungen in Aussicht gestellt, die vor über einem Jahr von der Vorgängerregierung eingeführt worden waren. Somit sind kurzfristig weder aus China noch aus Indien - die Goldabsatzmärkte Nummer eins und zwei - Nachfrageimpulse zu erwarten.
Industriemetalle
Gemäß Daten des International Aluminium Institute (IAI) ist die weltweite Aluminiumproduktion im Juni im Vergleich zum Vormonat marginal auf 4,303 Mio. Tonnen gesunken. Sie lag damit gut 2% unter dem Rekordniveau vom März. In China, dem mit einem Marktanteil von rund 45% größten Aluminiumhersteller, wurde die Produktion im Monatsvergleich um 3% ausgeweitet. Wegen der zuletzt höheren Aluminiumpreise sind offenbar die Auslastungsraten in den Schmelzen wieder hochgefahren worden. Auch wurden die durchschnittlichen Produktionsverluste aufgrund des Preisanstiegs Daten von SMM zufolge auf 400-500 RMB je Tonne (entspricht knapp 75 USD je Tonne) reduziert.
Außerhalb Chinas kam es hingegen zu einem Rückgang der Aluminiumproduktion um 3,5%. Dies reicht u.E. jedoch nicht aus, um den seit mindestens sieben Jahren im Angebotsüberschuss befindlichen globalen Aluminiummarkt ins Gleichgewicht zu bringen. Die Marktteilnehmer nehmen aber derzeit offenbar jede „negative“ Veröffentlichung zum Anlass, um den Aluminiumpreis nach oben zu treiben. Dieser hat gestern mit 2.055 USD je Tonne den höchsten Stand seit Februar 2013 erreicht - ein Niveau, das sich unserer Meinung nach nicht rechtfertigen lässt.
Auch dürfte der Preisanstieg zum Teil spekulativ getrieben sein, wie das sog. open interest zeigt, das mit knapp 895 Tsd. Kontrakten auf einem sehr hohen Niveau liegt. Wir sehen beim Aluminiumpreis Korrekturpotenzial.
Agrarrohstoffe
Der Prognosedienst MARS der EU-Kommission hat in seiner jüngsten monatlichen Schätzung nur marginale Änderungen bei der Erwartung an die EU-Weichweizenernte vorgenommen. Die Erträge sollen in der EU insgesamt etwa auf Vorjahresniveau liegen und damit um 4,2% über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Für Deutschland wird der Ertrag mit 7,74 Tonnen je Hektar allerdings gut 3% niedriger als 2013 geschätzt.
Deutlich angehoben hat MARS seine Schätzung für den Rapsertrag in der EU. Bei durchschnittlich 3,32 Tonnen je Hektar lägen die erwarteten Ertragszuwächse gegenüber Vorjahr und dem 5-Jahreswert bei 6,9% bzw. 8,4%. Für Deutschland werden 4,17 Tonnen je Hektar angesetzt. Daraus ergäbe sich ein Zuwachs gegenüber 2013 und gegenüber dem 5-Jahresdurchschnitt von 5,7% bzw. 10,7%. Auch bei Mais wurde für die EU insgesamt und für Deutschland jeweils eine kleine Korrektur nach oben auf 7,23 bzw. 9,94 Tonnen je Hektar vorgenommen.
Im Vergleich zu 2013 ergibt sich so ein Zuwachs von 7,5% bzw. 12,6%. Hohe erwartete Erträge in der EU tragen mit dazu bei, dass die globale Versorgung mit Getreide und Ölsaaten 2014/15 als üppig angesehen wird. Dies drückt seit Monaten die Preisentwicklung. Wie in Chicago liegen auch in Paris die Weizen-, Mais- und Rapspreise - die einen engen Gleichlauf mit der "Leitölsaat" Sojabohnen aufweisen - auf 4-Jahrestiefs.