Ölpreise - weiter auf Talfahrt
15.08.2014 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise sind gestern erneut stark unter Druck geraten. Brent verbilligte sich um mehr als zwei USD und ging bei 102 USD je Barrel aus dem Handel, dem niedrigsten Niveau seit Juni 2013. Der Kontraktwechsel in der Nacht geschah vollkommen geräuschlos, da sich der Oktober-Kontrakt dem ausgelaufenen September-Kontrakt annäherte. Am Vortag handelte er noch mit einem Aufschlag von 80 US-Cents.
Auch der WTI-Preis konnte sich dem Abwärtssog nicht länger entziehen und fiel auf ein 7-Monatstief von 95,3 USD je Barrel. Stand bislang vor allem das reichlich verfügbare Angebot im Blickpunkt, so sind nun Nachfragesorgen hinzugekommen, nachdem in dieser Woche eine Reihe enttäuschender Konjunkturdaten veröffentlicht wurden. So verzeichnete die Wirtschaft in der Eurozone im zweiten Quartal kein Wachstum, die US-Einzelhandelsumsätze fielen im Juli niedriger aus als erwartet und die Kreditvergabe in China brach im Juli förmlich ein.
Auch seitens der Geopolitik kommen leichte Entspannungssignale. Russlands Präsident Putin äußerte sich gestern mit moderaten Tönen zum Ukraine-Konflikt (dem stehen allerdings Meldungen gegenüber, wonach bewaffnete Fahrzeuge in der Nacht die Grenze zur Ostukraine überschritten haben sollen). Der Rücktritt des irakischen Ministerpräsidenten al-Maliki eröffnet die Möglichkeit für die Bildung einer neuen Regierung, welche die Gräben zwischen den verschiedenen Volks- und Religionsgruppen des Irak schließt und gegen die Terrorgruppe Islamischer Staat vorgeht. In Libyen sollen die Öllieferungen aus dem größten Ölhafen des Landes, Es Sider, in den nächsten Tagen wieder aufgenommen werden.
Edelmetalle
Gold zeigt sich auch zum Ausklang der Handelswoche vom Geschehen an den Finanzmärkten und den geopolitischen Krisen unbeeindruckt und handelt weiter bei rund 1.310 USD je Feinunze. Wie der World Gold Council (WGC) in seinem gestern veröffentlichten Bericht ebenfalls hervorhob, haben die Gold-ETFs im zweiten Quartal zwar Abflüsse von 40,5 Tonnen verzeichnet. Dies war aber nur noch ein Zehntel des Abflusses im vergleichbaren Vorjahreszeitraum (über 400 Tonnen).
Der größte Einzelinvestor im SPDR Gold Trust, der Hedgefonds von Milliardär John Paulson, behielt seine Bestände laut gestern von der US-Börsenaufsicht SEC veröffentlichter Pflichtmitteilungen unverändert bei. Im laufenden dritten Quartal kam es bei den von Bloomberg erfassten Gold-ETFs bislang zu moderaten Zuflüssen von 9,5 Tonnen. Da die Schmuck- sowie Barren- und Münznachfrage zuletzt sehr schwach ausfiel (siehe TagesInfo Rohstoffe von gestern), hängt die Entwicklung der gesamten Goldnachfrage wieder verstärkt von der Investmentnachfrage ab. Diese dürfte allerdings nicht stark genug sein, um die aktuell geringere physische Nachfrage in Asien vollständig aufzufangen, zumal die Münzabsätze in den westlichen Ländern ebenfalls verhalten sind.
Angebotsseitig wurde die Minenproduktion im zweiten Quartal gemäß WGC im Vergleich zum Vorjahr um 4% auf 765,3 Tonnen ausgeweitet. Sie ist damit auf dem Weg, das Rekordhoch des Vorjahres zu übertreffen. Das Angebot an Altgold blieb weitgehend unverändert bei 262,7 Tonnen, was den niedrigen Preisen geschuldet gewesen sein dürfte.
Industriemetalle
Die Metallpreise erholen sich heute Morgen nur moderat von ihren gestrigen Verlusten. Kupfer handelt bei rund 6.850 USD je Tonne, nachdem gestern ein 7-Wochentief von nur knapp über 6.800 USD verzeichnet wurde. Grund für den Preisrückgang waren unter anderem wohl die zuletzt enttäuschenden Konjunkturdaten. Auch die heute zur Veröffentlichung anstehende Industrieproduktion in den USA könnte unter den Erwartungen liegen.
Das BIP für die Eurozone hat sich ebenfalls in die Serie schwächerer Daten eingereiht - es stagnierte im zweiten Quartal. Allerdings bleibt die schwache Konjunktur neben der niedrigen Inflationsrate ein wichtiges Argument für die Tauben im EZB-Rat, um weitere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen zu fordern, die sich dann auch in höheren Metallpreisen widerspiegeln könnten.
Zu den niedrigeren Kupferpreisen dürften auch Daten des Nationalen Statistikbüros Chinas beigetragen haben, wonach im Land im Juli 634 Tsd. Tonnen Kupfer produziert wurden. Dies waren 19% mehr als im Vorjahr und nur marginal weniger als beim Rekordhoch im Oktober. Laut Aussagen des staatlichen Research-Instituts Antaike ist dies auf die hohen Verarbeitungsgebühren und die Inbetriebnahme neuer Schmelzkapazitäten zurückzuführen. Da es aber im Juli nur zu einem moderaten Aufbau der Kupfervorräte in den Lagerhäusern der SHFE kam, deutet dies unseres Erachtens auf eine robuste Nachfrage in China hin.
Agrarrohstoffe
Der Rohzuckerpreis befindet sich weiter auf Talfahrt. Aktuell notiert der maßgebliche Oktober-Kontrakt unterhalb von 16 US-Cents je Pfund auf einem 6-Monatstief. Seit Ende Juni hat er um 15% nachgegeben. Der Preisrückgang erklärt sich mit der bislang besser als erwarteten Zuckerrohrernte im wichtigsten Produzentenland Brasilien. Laut dem brasilianischen Zuckerindustrieverband Unica wurden seit Beginn der Saison im April bis Ende Juli in der Hauptanbauregion Center-South 280,4 Mio. Tonnen Zuckerrohr verarbeitet und gut 15 Mio. Tonnen Zucker produziert. Das waren 3,8% bzw. 8,8% mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.
Zu Beginn der Saison gingen die meisten Marktbeobachter aufgrund der Dürre zu Jahresbeginn von einem Rückgang aus. Allerdings kann man den bisherigen Trend nicht bis zum Ende der Verarbeitungssaison ohne weiteres fortschreiben. Schon die letzten verfügbaren Daten zeigten an, dass die Dynamik in der zweiten Julihälfte erheblich nachließ. So wurden in diesem Zeitraum 19% weniger Zuckerrohr geerntet und 12% weniger Zucker produziert als in der entsprechenden Vorjahresperiode. Aufgrund des frühen und starken Beginns dürfte die Ernte in diesem Jahr zudem früher enden.
Die meisten Marktbeobachter gehen daher von einem Ende der Angebotsüberschüsse aus. Die Terminkurve bildet diese Erwartung bereits ab. Denn der Terminkontrakt mit Fälligkeit März 2015 handelt aktuell bei 17,8 US-Cents je Pfund, was einem Aufschlag von 11% gegenüber dem Oktober-Kontrakt bedeutet.
Die Ölpreise sind gestern erneut stark unter Druck geraten. Brent verbilligte sich um mehr als zwei USD und ging bei 102 USD je Barrel aus dem Handel, dem niedrigsten Niveau seit Juni 2013. Der Kontraktwechsel in der Nacht geschah vollkommen geräuschlos, da sich der Oktober-Kontrakt dem ausgelaufenen September-Kontrakt annäherte. Am Vortag handelte er noch mit einem Aufschlag von 80 US-Cents.
Auch der WTI-Preis konnte sich dem Abwärtssog nicht länger entziehen und fiel auf ein 7-Monatstief von 95,3 USD je Barrel. Stand bislang vor allem das reichlich verfügbare Angebot im Blickpunkt, so sind nun Nachfragesorgen hinzugekommen, nachdem in dieser Woche eine Reihe enttäuschender Konjunkturdaten veröffentlicht wurden. So verzeichnete die Wirtschaft in der Eurozone im zweiten Quartal kein Wachstum, die US-Einzelhandelsumsätze fielen im Juli niedriger aus als erwartet und die Kreditvergabe in China brach im Juli förmlich ein.
Auch seitens der Geopolitik kommen leichte Entspannungssignale. Russlands Präsident Putin äußerte sich gestern mit moderaten Tönen zum Ukraine-Konflikt (dem stehen allerdings Meldungen gegenüber, wonach bewaffnete Fahrzeuge in der Nacht die Grenze zur Ostukraine überschritten haben sollen). Der Rücktritt des irakischen Ministerpräsidenten al-Maliki eröffnet die Möglichkeit für die Bildung einer neuen Regierung, welche die Gräben zwischen den verschiedenen Volks- und Religionsgruppen des Irak schließt und gegen die Terrorgruppe Islamischer Staat vorgeht. In Libyen sollen die Öllieferungen aus dem größten Ölhafen des Landes, Es Sider, in den nächsten Tagen wieder aufgenommen werden.
Edelmetalle
Gold zeigt sich auch zum Ausklang der Handelswoche vom Geschehen an den Finanzmärkten und den geopolitischen Krisen unbeeindruckt und handelt weiter bei rund 1.310 USD je Feinunze. Wie der World Gold Council (WGC) in seinem gestern veröffentlichten Bericht ebenfalls hervorhob, haben die Gold-ETFs im zweiten Quartal zwar Abflüsse von 40,5 Tonnen verzeichnet. Dies war aber nur noch ein Zehntel des Abflusses im vergleichbaren Vorjahreszeitraum (über 400 Tonnen).
Der größte Einzelinvestor im SPDR Gold Trust, der Hedgefonds von Milliardär John Paulson, behielt seine Bestände laut gestern von der US-Börsenaufsicht SEC veröffentlichter Pflichtmitteilungen unverändert bei. Im laufenden dritten Quartal kam es bei den von Bloomberg erfassten Gold-ETFs bislang zu moderaten Zuflüssen von 9,5 Tonnen. Da die Schmuck- sowie Barren- und Münznachfrage zuletzt sehr schwach ausfiel (siehe TagesInfo Rohstoffe von gestern), hängt die Entwicklung der gesamten Goldnachfrage wieder verstärkt von der Investmentnachfrage ab. Diese dürfte allerdings nicht stark genug sein, um die aktuell geringere physische Nachfrage in Asien vollständig aufzufangen, zumal die Münzabsätze in den westlichen Ländern ebenfalls verhalten sind.
Angebotsseitig wurde die Minenproduktion im zweiten Quartal gemäß WGC im Vergleich zum Vorjahr um 4% auf 765,3 Tonnen ausgeweitet. Sie ist damit auf dem Weg, das Rekordhoch des Vorjahres zu übertreffen. Das Angebot an Altgold blieb weitgehend unverändert bei 262,7 Tonnen, was den niedrigen Preisen geschuldet gewesen sein dürfte.
Industriemetalle
Die Metallpreise erholen sich heute Morgen nur moderat von ihren gestrigen Verlusten. Kupfer handelt bei rund 6.850 USD je Tonne, nachdem gestern ein 7-Wochentief von nur knapp über 6.800 USD verzeichnet wurde. Grund für den Preisrückgang waren unter anderem wohl die zuletzt enttäuschenden Konjunkturdaten. Auch die heute zur Veröffentlichung anstehende Industrieproduktion in den USA könnte unter den Erwartungen liegen.
Das BIP für die Eurozone hat sich ebenfalls in die Serie schwächerer Daten eingereiht - es stagnierte im zweiten Quartal. Allerdings bleibt die schwache Konjunktur neben der niedrigen Inflationsrate ein wichtiges Argument für die Tauben im EZB-Rat, um weitere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen zu fordern, die sich dann auch in höheren Metallpreisen widerspiegeln könnten.
Zu den niedrigeren Kupferpreisen dürften auch Daten des Nationalen Statistikbüros Chinas beigetragen haben, wonach im Land im Juli 634 Tsd. Tonnen Kupfer produziert wurden. Dies waren 19% mehr als im Vorjahr und nur marginal weniger als beim Rekordhoch im Oktober. Laut Aussagen des staatlichen Research-Instituts Antaike ist dies auf die hohen Verarbeitungsgebühren und die Inbetriebnahme neuer Schmelzkapazitäten zurückzuführen. Da es aber im Juli nur zu einem moderaten Aufbau der Kupfervorräte in den Lagerhäusern der SHFE kam, deutet dies unseres Erachtens auf eine robuste Nachfrage in China hin.
Agrarrohstoffe
Der Rohzuckerpreis befindet sich weiter auf Talfahrt. Aktuell notiert der maßgebliche Oktober-Kontrakt unterhalb von 16 US-Cents je Pfund auf einem 6-Monatstief. Seit Ende Juni hat er um 15% nachgegeben. Der Preisrückgang erklärt sich mit der bislang besser als erwarteten Zuckerrohrernte im wichtigsten Produzentenland Brasilien. Laut dem brasilianischen Zuckerindustrieverband Unica wurden seit Beginn der Saison im April bis Ende Juli in der Hauptanbauregion Center-South 280,4 Mio. Tonnen Zuckerrohr verarbeitet und gut 15 Mio. Tonnen Zucker produziert. Das waren 3,8% bzw. 8,8% mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.
Zu Beginn der Saison gingen die meisten Marktbeobachter aufgrund der Dürre zu Jahresbeginn von einem Rückgang aus. Allerdings kann man den bisherigen Trend nicht bis zum Ende der Verarbeitungssaison ohne weiteres fortschreiben. Schon die letzten verfügbaren Daten zeigten an, dass die Dynamik in der zweiten Julihälfte erheblich nachließ. So wurden in diesem Zeitraum 19% weniger Zuckerrohr geerntet und 12% weniger Zucker produziert als in der entsprechenden Vorjahresperiode. Aufgrund des frühen und starken Beginns dürfte die Ernte in diesem Jahr zudem früher enden.
Die meisten Marktbeobachter gehen daher von einem Ende der Angebotsüberschüsse aus. Die Terminkurve bildet diese Erwartung bereits ab. Denn der Terminkontrakt mit Fälligkeit März 2015 handelt aktuell bei 17,8 US-Cents je Pfund, was einem Aufschlag von 11% gegenüber dem Oktober-Kontrakt bedeutet.