Über eine "vergessene" Anlageklasse
28.08.2014 | Ralf Flierl
Alles andere ist Kredit
Gestern erschien auf n-tv.de ein interessanter Gastbeitrag, der insbesondere den Versicherungscharakter des Goldes hervorhob: "Der Versicherungsschutz Nr. 1". Auf lange Sicht kann man diese Aussage ohne Wenn und Aber unterschreiben. Aber auf lange Sicht, das wusste schon seine verblichene Lordschaft, John Maynard Keynes, sind wir eben auch alle tot.
Auch Dr. Alfons Proebstl, der auf youtube.com einen eigenen Kanal unterhält, widmete sich unter dem nicht ganz so berühmten Bonmot des US-Großbankiers J.P. Morgan "Nur Gold ist Geld, alles andere ist Kredit" in seinem gestrigen Erklärstück ebenfalls den Themen Geld und Gold. Ebenso wie 99% der Arten, die die Erde bislang bevölkerten, seien auch mehr als 99% der Geldsysteme und Währungen inzwischen den Weg alles Irdischen gegangen.
Lediglich Gold habe überdauert. Und der Dollar "is a Mistvieh", lässt uns der Herr Doktor wissen. Das Ganze läuft natürlich unter - Achtung! Achtung! - Satire, wie eigentlich fast jeder originelle Gedanke im verkniffen polit-korrekten Deutschland des Jahres 2014. So wurde das bisher aus Monarchien kolportiert, dass lediglich die Hofnarren die Wahrheit sprechen. Nach manchem Satirebeitrag ist man aber auch hierzulande besser informiert als nach den meisten Nachrichtensendungen.
Wie verrückt muss man sein, um in Europa noch ein Unternehmen zu führen? Nicht nur Regulierungswahn und Steuerdruck belasten das Unternehmertum, sondern auch künstlich vergrößerte Ungewissheit. Die Märkte sind zunehmend verzerrt. Womit müssen, womit können Unternehmer noch rechnen? Haben kleine und mittlere Unternehmen in Europa überhaupt noch eine Zukunft, zumal massive Verzerrungen und Interventionen zur Konzentration drängen?
Welche Werte vermögen der Blasenökonomie standzuhalten? Dieses hochkarätige Symposion an einer der wenigen unternehmerischen Hochschulen des Landes verbindet Theorie und Praxis, um einmal ohne Denkverbote und politische Anbiederung die Bedeutung, Gefahren, Probleme und Perspektiven des Unternehmertums in einem immer schwierigeren Umfeld zu reflektieren. Möge es ein kräftiges Lebenszeichen des bedrängten Unternehmertums sein!
Gold schlägt Aktien
Allerdings prangte über dem gestrigen n-tv.de-Beitrag die Aussage "Gold schlägt Aktien", die ziemlich irritierend ist. Denn Gold war in den letzten Jahren - im Gegensatz zu Aktien - ziemlich "out". Der bei n-tv.de angeführte Chart zeigt für den Zeitraum seit Mitte 2009 zwar per Saldo tatsächlich einen leichten Anstieg des Goldpreises, aber eben nur absolut. Für die vergleichende Aussage "Gold schlägt Aktien" ist dieser Anstieg nicht relevant. Entscheidend ist die Relativbewegung. Betrachtet man diesen sogenannten Spread, beispielsweise zum US-Blue-Chips-Aktienindex S&P500, dann zeigt sich per Saldo eine deutliche Abwärtsbewegung (Abb. 1).
Dabei sind im amerikanischen Aktienindex die Dividenden noch nicht einmal mit eingerechnet. Für Goldfans hätte die Rechnung im fraglichen Zeitraum also sogar noch negativer ausgesehen. Besonders enttäuschend ist, dass Gold & Co. nicht einmal von den jüngsten Krisen und dem Ausbrechen bewaffneter Konflikte in der Ukraine und dem Nahen Osten "profitieren" konnten.
Die Flucht in Sicherheit fand also nicht statt, oder wurde von gegenläufigen Bewegungen überlagert. So neu ist diese Erfahrung allerdings nicht, denn auch in der Vergangenheit konnten Edelmetalle selbst im Angesicht bedrohlicher Krisenlagen oft nicht direkt zulegen, obwohl die passenden Argumente für einen Preisanstieg praktisch frei Haus geliefert wurden.
Die Preisanpassung erfolgte dann häufig erst in nachrichtenärmerer Zeit. Aktuell ist der relative Abwärtstrend von Gold gegen Aktien weiter intakt (Abb. 1, rote Linie). Zwar konnten in der jüngeren Vergangenheit die ganz steilen Abwärtstrends mehrfach aufgefächert werden (graue Linien), mehr als eine relative Stabilisierung war per Saldo aber nicht drin. Eine solche Stabilisierungsphase war nun auch wieder zu sehen (Abb. 1, blaue Unterstützung). Die jüngsten Entspannungssignale aus der Ukraine und rund um den Gaza-Konflikt brachten Gold gegenüber Aktien aber erneut etwas unter Druck.
Gestern erschien auf n-tv.de ein interessanter Gastbeitrag, der insbesondere den Versicherungscharakter des Goldes hervorhob: "Der Versicherungsschutz Nr. 1". Auf lange Sicht kann man diese Aussage ohne Wenn und Aber unterschreiben. Aber auf lange Sicht, das wusste schon seine verblichene Lordschaft, John Maynard Keynes, sind wir eben auch alle tot.
Auch Dr. Alfons Proebstl, der auf youtube.com einen eigenen Kanal unterhält, widmete sich unter dem nicht ganz so berühmten Bonmot des US-Großbankiers J.P. Morgan "Nur Gold ist Geld, alles andere ist Kredit" in seinem gestrigen Erklärstück ebenfalls den Themen Geld und Gold. Ebenso wie 99% der Arten, die die Erde bislang bevölkerten, seien auch mehr als 99% der Geldsysteme und Währungen inzwischen den Weg alles Irdischen gegangen.
Lediglich Gold habe überdauert. Und der Dollar "is a Mistvieh", lässt uns der Herr Doktor wissen. Das Ganze läuft natürlich unter - Achtung! Achtung! - Satire, wie eigentlich fast jeder originelle Gedanke im verkniffen polit-korrekten Deutschland des Jahres 2014. So wurde das bisher aus Monarchien kolportiert, dass lediglich die Hofnarren die Wahrheit sprechen. Nach manchem Satirebeitrag ist man aber auch hierzulande besser informiert als nach den meisten Nachrichtensendungen.
Wie verrückt muss man sein, um in Europa noch ein Unternehmen zu führen? Nicht nur Regulierungswahn und Steuerdruck belasten das Unternehmertum, sondern auch künstlich vergrößerte Ungewissheit. Die Märkte sind zunehmend verzerrt. Womit müssen, womit können Unternehmer noch rechnen? Haben kleine und mittlere Unternehmen in Europa überhaupt noch eine Zukunft, zumal massive Verzerrungen und Interventionen zur Konzentration drängen?
Welche Werte vermögen der Blasenökonomie standzuhalten? Dieses hochkarätige Symposion an einer der wenigen unternehmerischen Hochschulen des Landes verbindet Theorie und Praxis, um einmal ohne Denkverbote und politische Anbiederung die Bedeutung, Gefahren, Probleme und Perspektiven des Unternehmertums in einem immer schwierigeren Umfeld zu reflektieren. Möge es ein kräftiges Lebenszeichen des bedrängten Unternehmertums sein!
Gold schlägt Aktien
Allerdings prangte über dem gestrigen n-tv.de-Beitrag die Aussage "Gold schlägt Aktien", die ziemlich irritierend ist. Denn Gold war in den letzten Jahren - im Gegensatz zu Aktien - ziemlich "out". Der bei n-tv.de angeführte Chart zeigt für den Zeitraum seit Mitte 2009 zwar per Saldo tatsächlich einen leichten Anstieg des Goldpreises, aber eben nur absolut. Für die vergleichende Aussage "Gold schlägt Aktien" ist dieser Anstieg nicht relevant. Entscheidend ist die Relativbewegung. Betrachtet man diesen sogenannten Spread, beispielsweise zum US-Blue-Chips-Aktienindex S&P500, dann zeigt sich per Saldo eine deutliche Abwärtsbewegung (Abb. 1).
Dabei sind im amerikanischen Aktienindex die Dividenden noch nicht einmal mit eingerechnet. Für Goldfans hätte die Rechnung im fraglichen Zeitraum also sogar noch negativer ausgesehen. Besonders enttäuschend ist, dass Gold & Co. nicht einmal von den jüngsten Krisen und dem Ausbrechen bewaffneter Konflikte in der Ukraine und dem Nahen Osten "profitieren" konnten.
Die Flucht in Sicherheit fand also nicht statt, oder wurde von gegenläufigen Bewegungen überlagert. So neu ist diese Erfahrung allerdings nicht, denn auch in der Vergangenheit konnten Edelmetalle selbst im Angesicht bedrohlicher Krisenlagen oft nicht direkt zulegen, obwohl die passenden Argumente für einen Preisanstieg praktisch frei Haus geliefert wurden.
Die Preisanpassung erfolgte dann häufig erst in nachrichtenärmerer Zeit. Aktuell ist der relative Abwärtstrend von Gold gegen Aktien weiter intakt (Abb. 1, rote Linie). Zwar konnten in der jüngeren Vergangenheit die ganz steilen Abwärtstrends mehrfach aufgefächert werden (graue Linien), mehr als eine relative Stabilisierung war per Saldo aber nicht drin. Eine solche Stabilisierungsphase war nun auch wieder zu sehen (Abb. 1, blaue Unterstützung). Die jüngsten Entspannungssignale aus der Ukraine und rund um den Gaza-Konflikt brachten Gold gegenüber Aktien aber erneut etwas unter Druck.