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Palladium stiehlt allen anderen die Show

06.09.2014  |  Eugen Weinberg
Der Goldpreis geriet zuletzt aufgrund eines festeren US-Dollar unter Druck. Zudem ist die Nachfrage nach Schmuck, Münzen und Barren insbesondere in Asien derzeit nur verhalten. Wir rechnen mit einer Belebung der asiatischen Nachfrage, was zu höheren Preisen im Laufe der nächsten Monate führen sollte. Silber dürfte sich im Schlepptau von Gold erholen, hängt aber am Tropf der Weltwirtschaft. Die angespannte Angebotslage spricht für steigende Preise bei Platin und Palladium. Bei letzterem ist nach dem starken Anstieg kurzfristig eine Korrektur nicht auszuschließen.

Vor genau drei Jahren verzeichnete Gold bei gut 1.920 USD je Feinunze sein Rekordhoch. Davon ist Gold aktuell weit entfernt. Anfang September fiel der Goldpreis auf ein 2½-Monatstief von 1.260 USD je Feinunze. Damit handelt Gold am unteren Ende der seit knapp sechs Monaten bestehenden Spanne zwischen 1.240 und 1.330 USD je Feinunze (Grafik 1). Als größter Belastungsfaktor erwies sich zuletzt der deutlich festere US-Dollar, welcher gegenüber dem Euro auf den höchsten Stand seit einem Jahr aufwertete.

Hintergrund sind Spekulationen über die divergierende Entwicklung der Geldpolitiken in den USA und der Eurozone: Während jenseits des Atlantiks zunehmend intensiver über eine anstehende Straffung der Geldpolitik debattiert wird, scheinen in Europa baldige, breit angelegte Anleihekäufe (Quantitative Easing, QE) näherzurücken. Die verschiedenen geopolitischen Krisenherde in Osteuropa (Ukraine/Russland) und auch in der arabischen Welt (Irak, Syrien, Naher Osten) haben den Preis bis zuletzt unterstützt und sprechen auch weiterhin gegen einen stärkeren Preisrückgang.

Enttäuschend entwickelte sich zuletzt die Nachfrage in Asien. Daten des World Gold Council (WGC) zufolge ist die Verschiebung der Goldnachfrage von West nach Ost im zweiten Quartal weitgehend zum Erliegen gekommen. Der wichtigste Nachfragetrend des Vorjahres scheint somit vorerst ausgelaufen zu sein.

Die weltweite Goldnachfrage ist laut WGC im zweiten Quartal wieder unter die Marke von 1.000 Tonnen gerutscht, die sie im ersten Vierteljahr des Jahres noch übersprungen hatte. Mit 964 Tonnen lag der Wert wieder in dem Bereich, der zum Ende des letzten bzw. zu Beginn dieses Jahres verzeichnet wurde. Im Vergleich zum Vorjahresquartal ging die Goldnachfrage um 16% zurück. Die weltweite Schmucknachfrage als wichtigster Nachfragebereich fiel um 30% gegenüber dem Vorjahr. Mit 510 Tonnen lag diese so niedrig wie seit Ende 2012 nicht mehr (Grafik 2, Seite 2). Die Investmentnachfrage stieg dagegen um 4% auf 235 Tonnen.

Dies lag aber nicht an einer steigenden physischen Nachfrage nach Münzen und Barren. Im Gegenteil, diese liegt nach einem Rückgang auf nur noch 275 Tonnen auf dem niedrigsten Quartalswert seit dem ersten Quartal 2010 (Grafik 3, Seite 2). Im Vorjahresquartal wurden noch mehr als doppelt soviel Münzen und Barren verkauft. Besonders ausgeprägt waren die Rückgänge in China und Indien. Aber auch die westlichen Industrieländer verzeichneten deutlich geringere Münz- und Barrenabsätze.

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Dem stehen deutlich geringere Abflüsse aus den Gold-ETFs gegenüber. Nachdem im vergangenen Jahr angesichts des fast 30%-igen Preissturzes noch 869 Tonnen aus den von Bloomberg erfassten Gold-ETFs abgezogen wurden, scheint diese Abwärtsbewegung mittlerweile gestoppt: Im bisherigen Jahresverlauf sind zwar insgesamt noch einmal rund 45 Tonnen Gold aus den ETFs abgeflossen. Dies war vor allem auf das zweite Quartal zurückzuführen, als die Bestände nochmals um 41 Tonnen reduziert wurden (Grafik 3).

Da im Vorjahresquartal die Abflüsse mehr als 400 Tonnen betrugen, lieferte die ETF-Nachfrage im zweiten Quartal einen positiven Beitrag zur Investmentnachfrage, welcher den Rückgang bei Münzen und Barren sogar leicht überwog. Diese erfreuliche Tendenz hat sich im dritten Quartal fortgesetzt. Im Juli waren erstmals seit März monatliche Nettozuflüsse zu verzeichnen, die mit 15 Tonnen so hoch ausfielen wie seit November 2012 nicht mehr. Im August ergibt sich zwar wieder ein leichter Rückgang von 7,5 Tonnen, es gibt jedoch keine Anzeichen, dass es wieder zu Abflüssen in der Größenordnung des vergangenen Jahres kommen könnte.

Der wieder etwas stärkere Goldoptimismus in den westlichen Ländern zeigt sich auch in den Zahlen zur Schmucknachfrage: Diese sind WGC-Daten zufolge - außer in Italien - in allen größeren westlichen Ländern wieder leicht gestiegen: In den USA um rund 15% gegenüber dem Vorjahr, in den westeuropäischen Ländern immerhin noch um 4%.

Während sich also sowohl die im Vorjahr noch schwache ETF-Nachfrage aus den westlichen Ländern als auch die Schmucknachfrage in diesem Teil der Welt wieder sehr viel stabiler zeigt als im vergangenen Jahr, lässt die viel erwartete Erholung der wichtigen physischen Nachfrage aus Asien weiter auf sich warten. Die Konsumentennachfrage aus den beiden wichtigsten Absatzmärkten der Welt, China und Indien, ist im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum laut WGC um 51% bzw. 39% zurückgegangen.

Dies liegt zum einen daran, dass sich die Konsumenten in diesen beiden Ländern - wie auch in weiteren Teilen Asiens - nach dem 28%-igen Preisrutsch im vergangenen Jahr massiv mit Gold eingedeckt hatten und sich die Nachfrage im zweiten Quartal wieder eher dem zugrundeliegenden Trend angenähert hat. Nach dem Preisrutsch im vergangenen Jahr hatten vor allem asiatische Nachfrager Gold gekauft, die dies als eine günstige Einstiegsgelegenheit erachtet und auf eine rasche Preiserholung gehofft hatten, sich nun aber in Anbetracht der eher entäuschenden Entwicklung der letzten Monate zurückhalten.




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