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Versteht der WGC den chinesischen Goldmarkt? Oder sollen wir ihn nicht verstehen?

12.09.2014  |  Jan Nieuwenhuijs
Da ich mich hauptsächlich mit Untersuchungen des chinesischen Goldmarkts beschäftigte, fühle ich mich genötigt, erneut, auf den jüngsten Bericht des World Gold Council (WGC) zu China einzugehen - "Understanding China’s Gold Market" (Chinas Goldmarkt verstehen) - herausgegeben im Juli 2014. Für Leser dieser China-Specials mag es so scheinen, als lege der WGC ausführliche Informationen zum chinesischen Goldmarkt offen. Auch wenn das teilweise stimmt, enthalten alle Veröffentlichungen Ungenauigkeiten und Inkonsistenzen und nicht die entscheidenden Informationen, welche zeigen würden, dass die chinesische Goldnachfrage deutlich höher ist, als weithin angenommen. Der WGC hält diese Informationen bewusst vor der breiten Leserschaft zurück - über die Motive kann spekuliert werden.

Die chinesische Gesamtgoldnachfrage lag 2013 bei 2.197 Tonnen, obwohl der WGC die Verbrauchernachfrage mit 1.066 Tonnen beziffert. Trotz mehrerer Bemühungen wurde diese enorme Diskrepanz bis zum heutigen Tage nicht durch den WGC erklärt. Je weiter die Zeit jedoch voranschreitet und je mehr Wissen über den chinesischen Goldmarkt sich langsam in den Weiten des internationalen Goldraums verteilt, umso größer wird der Druck auf die Nachfragezahlen des WGC zu China.

In diesem Beitrag werde ich das vorletzte und letzte China-Special des WGC - "China’s gold market: progress and prospects" (Chinas Goldmarkt: Fortschritt und Aussichten) und "Understanding China’s Gold Market" (Chinas Goldmarkt verstehen) - analysieren und beide miteinander vergleichen, um wirklich ein besseres Verständnis des chinesischen Goldmarktes zu bekommen. Ich widme mich zunächst einigen Auszügen aus "Understanding China’s Gold Market".


Lieferungen

Obwohl China der einfachste Goldmarkt der Welt ist - aufgrund der zentralen Rolle der Shanghai Gold Exchange (SGE) - hält der WGC daran fest, das Gegenteil zu schreiben: es sei ein sehr komplexer Markt:

"In unseren vierteljährlich erscheinenden Berichten zu den wichtigsten Marktgrundlagen, den "Gold Demand Trends" veröffentlichen wir die Angaben für Chinas Barren- und Münzen- und Schmucknachfrage und in seiner jährlichen Goldstudie "Gold Survey“ veröffentlicht Thomson Reuters GFMS Angaben zur Technologienachfrage. Darüber hinaus wird der Markt etwas unübersichtlich. Dieser Artikel, welcher auf unseren Bericht "China’s gold market: progress and prospects" folgt, soll etwas Klarheit hinsichtlich der Goldflüsse in China bringen und erklären, in welchem Zusammenhang diese zur Endverbrauchernachfrage stehen. Er ist in zwei Teile gegliedert: zuerst erfolgt eine Übersicht der Angebotskette und der Goldflüsse, um die Komplexität hinsichtlich der Importe, der Wiederverwertung und den Lieferdaten der SGE aufzuzeigen. Der zweite Teil baut auf diese Erkenntnisse auf, um so einen Blick auf die gesamte chinesische Nachfrage zu ermöglichen. "

"SGE-Lieferungen" - was eigentlich "SGE-Abzüge" heißen müsste, aber bleiben wir der Einfachheit halber in diesem Beitrag bei "Lieferungen" - sind der einzige wichtige Wert am chinesischen Goldmarkt. Sie sind der Schlüssel zur physischen Nachfrage, wie ich wiederholt erklärt habe. In dem Bericht "Understanding China’s Gold Market" scheint es, als würde der WGC tatsächlich näher auf die SGE-Lieferungen eingehen.

(Der folgende Screenshot stammt aus dem WGC-Bericht; der rote Rahmen wurde von mir eingefügt.)

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Doch macht er das wirklich? Einschließlich des Fließdiagramms werden SGE-Lieferungen in dem Bericht zwölfmal erwähnt, aber es wird nur eine konkrete Zahl angegeben: "die gesamten SGE-Lieferungen beliefen sich von 2009 bis 2013 auf 5.811 Tonnen". Anstatt die genaue Zahl der SGE-Lieferungen für jedes Jahr anzugeben inklusive der direkten Schlussfolgerungen aus diesen Zahlen (Lieferungen entsprechen der Gesamtnachfrage), wird nur beiläufig angedeutet, dass der SGE-Umsatz in den letzten Jahren sehr groß war. Obwohl der WGC sich also gezwungen sah, die Struktur dieses Marktes zu berücksichtigen, hält er weiterhin eine Zahl zurück, welche die eigene Glaubwürdigkeit zerstören würde und vermutlich zu heikel für das internationale Währungssystem ist: die Einwohner Chinas kauften 2.197 Tonnen physischen Goldes im Jahr 2013 (Hinweis: davon waren 229 Tonnen wiederverwertetes Gold, mehr dazu später).

Seit Dezember 2013 stehe ich im E-Mail-Verkehr mit dem WGC, in welchem sie mir gegenüber zugegeben haben, dass sie nicht wissen, wohin all diese SGE-Lieferungen gehen, denn "China wird diese Informationen niemals veröffentlichen". Ein Anruf bei der SGE erklärte vieles: "Große Mengen Gold werden von (privaten) SGE-Kontoinhabern aus den Tresoren entnommen", wurde mir erklärt. Unter der Oberfläche sind die jüngsten WGC-Berichte zum chinesischen Goldmarkt erbärmliche Entschuldigungen dafür, dass die früheren Nachfragezahlen nicht angepasst wurden, oder eine Maßnahme, um die eigenen Mitglieder im Unklaren darüber zu lassen, wie groß die physische chinesische Goldnachfrage in Wirklichkeit ist. Dementsprechend schreibt die globale Autorität für Gold Berichte in der Hoffnung, die eigene Weltanschauung zu festigen.




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