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Versteht der WGC den chinesischen Goldmarkt? Oder sollen wir ihn nicht verstehen?

12.09.2014  |  Jan Nieuwenhuijs
- Seite 2 -
Import

Widmen wir uns weiteren Auszügen zu den chinesischen Importen:

"Handelsinformationen: Es gibt hier zwei Faktoren, welche eine Analyse der Goldflüsse nach China erschweren. Erstens sind die Angaben begrenzt. Das chinesische Festland veröffentlicht seine eigenen Handelsstatistiken nicht, daher müssen Analysten auf andere Quellen vertrauen, wie die Handelsinformationen des Hongkonger Census and Statistics Department. […] Die Handelsinformationen beinhalten Goldschmuck, halbfertige Produkte, Altgold, Doré und Konzentrate. […] Wenn die Importangaben also auch sehr nützlich sind, bedürfen sie einer sorgfältigen Interpretation und sollten nicht zwangsläufig als Ultima Ratio berücksichtigt werden."

Die chinesischen Goldimporte sind nicht so kompliziert zu erfassen, wie uns der WGC glauben lassen möchte. Schmuck, Altgold und Konzentrate können leicht mithilfe von Zollinformationen aus Hongkong und anderen Ländern aussortiert werden. Durch einige einfache Nachforschungen kann jeder zu einer angemessenen Schätzung der chinesischen Nettogoldimporte kommen. Meine Schätzung vom März 2014 beträgt 1.500 Tonnen, ermittelt durch SGE-Lieferungen.

Die CPM Group kommt ebenfalls zu vernünftigen Schätzungen der Nettoimporte: 1.410 Tonnen für 2013. Sie hat sogar Zugang zu Berichten der Shanghai Gold Exchange über Importe von Geschäftsbanken. Man würde erwarten, dass der WGC die gleichen Privilegien genieße. Im CPM Gold-Jahrbuch 2014, veröffentlicht im März 2014, heißt es: "Weil die offiziellen Einfuhrstatistiken für Gold nicht veröffentlicht werden, sind Bruttoimporte und -exporte aus den veröffentlichten Zahlen von Chinas Handelspartnern abgeleitet, sowie den Datenbanken von UN-Comtrade und GTIS. Entsprechend Berichten der Shanghai Gold Exchange zu den Importen von Geschäftsbanken wurden Anpassungen vorgenommen."

Und jetzt kommt die Pointe: Der SGE-Vorsitzende Xu Luode nannte uns die exakte Zahl der Goldimporte 2013 beim IV. Commercial Bank Gold Investment Forum am 15. Mai 2014. Laut seiner Aussage waren es 1.540 Tonnen. Warum nennt der WGC nicht diese extrem wichtige Zahl in einem China-Special, das nur einen Monat später erscheint?

Vor 2012, als die chinesische Goldnachfrage noch nicht so sorgfältig untersucht wurde wie jetzt, veröffentlichte die chinesische Zentralbank PBOC SGE-Jahresberichte und "China Gold Market Reports" mit Angaben zu den Goldimporten. Aus dem "China Gold Market Report" von 2008: "Die physischen Goldabzüge an der Shanghai Gold Exchange (SGE) erreichten in diesem Jahr 543,19 Tonnen, einschließlich Goldimporte von 81,44 Tonnen durch Geschäftsbanken, Bestandübernahmen von 2007 in Höhe von 31,661 Tonnen und 282,007 Tonnen im Jahr geförderten Goldes. In der Theorie wird die Lücke von 148,082 Tonnen durch wiederverwertetes Gold ausgefüllt."

Aus dem SGE-Jahresbericht von 2009: "Die Goldimporte fielen um 43% auf 46,42 Tonnen; 35,02 Tonnen weniger als im letzten Jahr."

Aus dem "China Gold Market Report" von 2010:

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Daraus können wir erkennen, dass 2010 die Goldimporte ("Others") 240 Tonnen betrugen, ein Plus von 205,3 Tonnen gegenüber dem Vorjahr.

In dem Bericht "Understanding China’s Gold Market" hält der WGC weiterhin das Märchen am Leben, dass die Goldimporte 2013 nicht bekannt seien. Falls er die Zahl der Nettoimporte, 1.540 Tonnen, angeben würde, stände dies in deutlichem Kontrast zu seiner Verbrauchernachfrage von 1.066 Tonnen, insbesondere, wenn man noch 428 Tonnen heimischer Abbaumenge hinzurechnet.

Aus "Understanding China’s Gold Market": "Wie schon im Bericht "China’s gold market: progress and prospects" und in der Goldstudie 2014 von Thomson Reuters GFMS erklärt, könnten Durchhandelsgeschäfte über die SGE laufen und Eingang in den Lieferinformationen der Börse finden."

Durchhandelsgeschäfte lassen die SGE-Lieferungen nicht anschwellen! Nur 15 Banken sind mit einer allgemeinen Handelslizenz der PBOC gesegnet und können Gold in den heimischen Goldmarkt importieren, welches vorher an der SGE verkauft werden muss. (Staatliche) Geschäftsbanken sind nicht in Durchhandelsgeschäfte auf der Suche nach billigen Fonds verwickelt; Banken haben bereits Zugang zu den billigsten verfügbaren Fonds. Außerdem ist der Goldexport aus dem Inland verboten, wie der WGC selbst auf Seite 4 anmerkt: "Zusätzlich sind Goldexporte verboten."




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