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Versteht der WGC den chinesischen Goldmarkt? Oder sollen wir ihn nicht verstehen?

12.09.2014  |  Jan Nieuwenhuijs
- Seite 4 -
Der offizielle Sektor

In "China’s gold market: progress and prospects" erklärt der WGC, dass der Überfluss beim Goldangebot (die Diskrepanz zwischen SGE-Lieferungen und Verbrauchernachfrage) von der PBOC aufgenommen worden sein könnte: "…der große und zunehmend offensichtliche ‘Überschuss‘ am lokalen Markt, nach Berücksichtigung von Angebot, Nachfrage und Nettoimporten, könnte vermutlich auf eine nicht veröffentlichte Anhäufung von Gold seitens des Staats hindeuten.
…in den letzten Jahren ist das Goldangebot aufgrund eines Anstiegs der Goldimporte sogar noch schneller gestiegen als die Nachfrage. Das hat Spekulationen über mögliche offizielle chinesische Goldkäufe am inländischen Markt angeheizt. Tatsächlich herrscht selbst unter Berücksichtigung von großen finanziellen Kursunterschieden, von erheblichen Mengen an Goldexporten und Bestandsvergrößerungen und von anderen Phänomenen immer noch ein großer ‘Restüberschuss‘ am Markt, was einige als impliziertes Wachstum im offiziellen Sektor interpretieren…"

Im April 2014 habe ich geschrieben, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass die PBOC Gold über die SGE kauft, weil alles Gold an der SGE in Renminbi notiert ist und die PBOC lieber US-Dollar gegen Gold tauschen würde - und daher wahrscheinlich im Ausland Gold kauft. Ich habe meine Theorie in einem Beitrag vom Juni 2014 untermauert, als mehr Teile des Puzzles auftauchten. In "Understanding China’s Gold Market" (Juli) schreibt der WGC: "Chinas Machthaber verfügen über eine Reihe von Möglichkeiten, wenn es um Goldkäufe geht. Sie können einen Teil des Goldes erstehen, welches nach China fließt; daran herrscht kein Mangel. Aber es gibt einige Gründe, warum sie Gold lieber am internationalen Markt kaufen würden: über die SGE verkauftes Gold wir in Yuan bepreist und mögliche Käufer - zum Beispiel die PBOC mit großen Multi-Währungsreserven - würden eventuell lieber US-Dollar verwenden, als heimisch-ausgepreistes Gold zu erstehen. Der internationale Markt würde zudem weit mehr Liquidität bieten."

Genau das habe ich in meinem Beitrag vom April geschrieben; für die PBOC ist es sehr reizvoll, einige ihrer "übereifrigen" Dollar im Ausland gegen Gold auszutauschen (und nicht an der SGE Renminbi gegen Gold zu tauschen).

Es gibt einen weiteren deutlichen Hinweis darauf, dass die PBOC Gold nicht an der SGE kauft. Die Devisenreserven der PBOC übersteigen 4 Billionen $. Das ist einer der größten Haufen des Planeten und schätzungsweise lauten zwei Drittel davon auf US-Dollar. Der bekannte chinesische Wirtschaftswissenschaftler Yu Yongding hat die Situation in einer Power Point Präsentation folgendermaßen dargestellt:

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(Was kann China tun? Mit Bezug auf Bestände

- Diversifikation
•  Währungen (außer dem Dollar)
•  Anlageklassen (außer Staatsanleihen)
•  Edelmetalle und natürliche Ressourcen kaufen (zusätzlich zu Finanzanlagen)
Leichter gesagt als getan! China ist bereits in die Dollar-Falle getappt

- Forderungen schaffen, die auf RMB lauten und nicht auf US-Dollar
•  Teilnahme an Währungsswapgeschäften mit Zentralbanken
•  Verwendung des RMB als Abrechnungswährung vorantreiben
•  Mitwirkung an der Etablierung örtlicher Finanzstrukturen verstärken (Asiatischer Finanzfonds?)
•  Ausländische Kreditnehmer in der Ausstellung von "Panda-Anleihen" bestärken
•  RMB-Kredite an ausländische Kreditnehmer ausweiten
•  Mitwirkung an entscheidenden internationalen Organisationen ausweiten (auf SZR lautende IWF-Anleihen kaufen)

- Plan für die Zukunft
•  Reform des internationalen Währungs- und Finanzsystems
•  Förderung regionaler Finanzzusammenarbeiten
•  Internationalisierung des Renminbi beschleunigen, gleichzeitig wirksames Management grenzübergreifender Kapitalflüsse beibehalten)


China muss seine US-Dollarbestände diversifizieren und Edelmetalle kaufen (neben einer sehr interessanten Reihe weiterer Schritte, von denen die meisten bereits umgesetzt werden). Allerdings würde angesichts der Größe der Reserven schon eine kleine Aktivität den Markt extrem beeinflussen. Daher muss die PBOC Gold unter höchster Geheimhaltung kaufen, wofür sowohl Möglichkeiten als auch Kompetenzen reichlich vorhanden sind. Chinas Zentralbank ist nicht die übliche Pfandleihe um die Ecke, sie kann ohne Probleme Gold von irgendwo auf dem Globus kaufen und es nach Hause bringen lassen, ohne irgendetwas bei irgendeinem Zoll angeben zu müssen. Daher gibt es auch keinen Goldanalysten, der die exakte Zahl der offiziellen chinesischen Goldreserven kennt. Aus diesem Grund glaube ich, dass alles, was wir sehen (Goldimporte aufs chinesische Festland aus Hongkong, Großbritannien und der Schweiz, SGE-Lieferungen usw.) nichts mit den Käufen der PBOC zu tun hat. Die PBOC würde niemals auch nur den Hauch einer Spur zurücklassen und daher beziehen sich die SGE-Lieferungen ausschließlich auf die Nicht-Regierungsnachfrage.

PS: In künftigen Beiträgen werde ich mich zudem der An- und Verleihe von Gold widmen sowie der Mehrwertsteuerstruktur auf Edelmetalle im chinesischen Festland.

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© Jan Nieuwenhuijs
The Gold Observer



Dieser Artikel wurde am 05. September auf www.BullionStar veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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