EZB kauft Ramschanleihen der Peripherie, SNB soll dagegen Gold erwerben
13.10.2014 | Thorsten Proettel
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Letztendlich besteht die ernste Gefahr, dass sich die EZB auf diese Weise Schrottpapiere von Banken der Eurolandperipherie auf die eigene Bilanz lädt und damit die bestehenden Risiken auf die Steuerzahler abwälzt. Für Unbehagen in Finanzkreisen sorgt zudem, dass der Kauf der ABS nicht von den nationalen Notenbanken durchgeführt werden soll, sondern entgegen den gesetzmäßigen Bestimmungen durch den US-Vermögens-verwalter Blackrock.Schweizer stimmen über Währungsreserven ab
Der Kreis der Notenbanken, die ihre Goldreserven erhöhen, könnte indes ein neues Mitglied bekommen. Die Schweizerische Volkspartei (SVP) initiierte mit einer Unterschriftenaktion erfolgreich eine Volksabstimmung, die am 30. November dieses Jahres stattfinden wird. Entschieden werden soll darüber, ob die Schweizerische Nationalbank zukünftig mindestens 20 % ihrer Währungsreserven in Gold halten soll, diese Goldbestände nicht mehr verkaufen und dazu nicht mehr außerhalb der Schweiz lagern darf.
Die beiden letzten Punkte sind für den Goldmarkt genauso irrelevant wie grundsätzlich unsinnig. Das Gebot, Gold zu halten bei einem gleichzeitigen Verkaufsverbot, wäre wie eine Pflicht für Kraftwagenfahrer, ein Reserverad mitzuführen, das dann aber im Notfall nicht benutzt werden darf. Und das Verbot der Lagerung an anderen Handelsplätzen außerhalb der Schweiz, wo es bei Bedarf schnell liquidiert werden könnte, wäre wie eine Verpflichtung zum Besitz eines Reservereifens, der aber aus Gründen des Diebstahlschutzes in der Wohnung des Eigentümers aufbewahrt werden muss.
Goldkäufe in Höhe von 1.500 Tonnen?
Hochgradig relevant wäre ein Ja zu der SVP-Vorlage aber aufgrund des ersten Punktes. Die Nationalbank in Zürich musste auf den Höhepunkten der Eurokrise 2011 und 2012 große Mengen an Devisen aufkaufen, um ihren Mindestwechselkurs von 1,20 Franken je Euro zu verteidigen. Dementsprechend wurden die Währungsreserven auf etwa 460 Mrd. Franken beziehungsweise umgerechnet rund 380 Mrd. Euro aufgebläht. Wenn hiervon 20% und damit 76 Mrd. Euro in Gold gehalten werden müssten, dann entspräche dies nach aktuellen Preisen gut 2.500 Tonnen Gold.
Abzüglich der bestehenden Goldreserven der Schweizer in Höhe von 1.040 Tonnen ergibt sich somit ein Bedarf von etwa 1.500 Tonnen. Angesichts der gesamten weltweiten Goldnachfrage von rund 4.000 Tonnen pro Jahr würden sich die Käufe also nur über einen längeren Zeitraum gestreckt verwirklichen lassen und hätten dennoch das Potenzial, den Goldpreis zu stützen.
Annahme der Vorlage unsicher
Eine Annahme der Vorlage wäre ein Treppenwitz der Geschichte, da die Schweizer Ende der 1990er Jahr in einer Volksabstimmung den Verkauf von Goldreserven beschlossen und auf diesem Weg rund 1.500 Tonnen zu vergleichsweise niedrigen Preisen auf den Markt kamen (siehe Chart). Die Schweizer Regierung und das Parlament haben übrigens für eine Ablehnung der SVP-Initiative plädiert.
Perspektiven für Gold unverändert
Unser Bild für den Goldmarkt bleibt unverändert und wir gehen weiterhin von einer Seitwärtsentwicklung auf dem aktuellen Niveau aus, die in der zweiten Jahreshälfte 2015 allmählich in einer Erholung münden dürfte. Die derzeit zu beobachtende Abkühlung der Weltkonjunktur stützt dieses Szenario. Hierdurch wird jedoch das Erreichen unserer ursprünglichen Silberpreisprognose immer weniger wahrscheinlich, die wir maßgeblich auf die Erwartung eines Wirtschaftsaufschwungs stützten. Wir senken die Prognose für Ende 2014 dementsprechend auf 19 USD und auf 20,50 USD zum Jahresende 2015.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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