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Öl, Gold und Zins

10.11.2014  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Eine andere Antwort ist, dass die Geldpolitiker Zinssteigerungserwartungen wach halten wollen. Denn setzt sich die Erwartung durch, dass die Zinsen auf Jahre niedrig bleiben, würde die Nachfrage nach Anleihen schwinden.

Wer würde noch Schuldpapiere nachfragen wollen, wenn die Zinsen derart kümmerlich sind? Die internationale Kreditgeldarchitektur geriete in schwierigstes Fahrwasser.

Die Zinsen tief zu belassen und dabei gleichzeitig künftige (moderate) Zinssteigerungserwartungen wach zu halten, erscheint daher aus Sicht der Zentralbanken eine besonders attraktive Politik zu sein.

Aber vielleicht könnte allein schon das die amerikanische wie auch die internationale Konjunktur überfordern. Schließlich wird sie wie wohl niemals zuvor durch die Geldpolitik der extrem tiefen Zinsen angetrieben.

Steigen die Zinsen, könnte sich der Abschwung schneller einstellen, als es derzeit für möglich gehalten wird. Für die Preise von Öl und Gold dürfte die Zinsentwicklung von herausragender Bedeutung sein.

Steigen die US-Kurzfristzinsen weiter, kann das die Preise für Öl und Gold belasten. Sobald jedoch ersichtlich wird, dass die Zinsen nicht mehr "normalisiert" werden (können), dürfte sich das Bild ändern.

Ein internationaler Nachfrageschub nach "harten Vermögenswerten" wäre denkbar, der den Öl- wie im besonderen Maße auch den Goldpreis unterstützen sollte.

Bis auf weiteres könnte der Goldpreis in US-Dollar gerechnet unter Druck bleiben. Eine fortschreitende Aufwertung des Greenbacks gegenüber zum Beispiel dem Euro sollte jedoch den Preiseinbußen für Edelmetallhalter im Euroraum entgegenwirken.


Was die Zinsmarkteingriffe für die Edelmetallmärkte bedeuten

Nicht wenige Edelmetallmarktexperten gehen davon aus, dass die Preise für zum Beispiel Gold manipuliert werden, dass sie künstlich niedrig gehalten werden. Interessanterweise ist die Einflussnahme der Zentralbanken auf die Zinsmärkte - und die Folge für andere Märkte - meist nicht Gegenstand der Diskussion. Der Zins ist jedoch eine ganz zentrale Größe für das Wirtschaftsgeschehen und hat großen Einfluss auf im Grunde alle Preise in der Volkswirtschaft. Senkt die Zentralbank beispielsweise den Zins ab, so treibt das beispielsweise die Aktienund Anleihekurse und die Preise für Immobilien in die Höhe.

Auch die Edelmetallpreise reagieren (mitunter sehr stark) auf Zinsveränderungen. Wird der Zins beispielsweise herabgedrückt, so wird die Goldhaltung „billiger“: Dem Goldhalter entgehen weniger Erträge, die er andernfalls durch das Halten von zinstragenden Papieren erzielen kann.

Heutzutage wird das Zinssetzen durch die Zentralbanken geradezu als etwas "Normales" angesehen. Doch das ist es nicht. Die Zinspolitik der Zentralbanken läuft auf die Manipulierung einer der wohl wichtigsten Größen im Wirtschaftsgeschehen hinaus. Verzerrt die Zentralbank den Zins, werden in der Folge im Grunde auch alle anderen Preise mehr oder weniger verzerrt. Das Wirtschaften wird erschwert, es kommt zu Fehlentwicklungen (wie zum Beispiel Spekulationsblasen).

Nun hat die US-Zentralbank durch ihr Ansinnen, die Zinsen künftig möglicherweise anzuheben, den Goldpreis merklich gedrückt. Denn die Aussicht auf steigende Zinsen mindert, für sich genommen, die Goldnachfrage und schmälert damit tendenziell auch den Goldpreis. Der Goldpreis ist bekanntlich ein Krisenbarometer, das Auskunft über den Gesundheitszustand des ungedeckten Papiergeldsystems gibt. Allein schon mit ihrer Zinspolitik ist die Zentralbank in der Lage Einfluss auf den Goldpreis zu nehmen.

Das sollte seit etwa Mitte 2013 besonders deutlich geworden sein. Dabei muss sie noch nicht einmal die Zinsen tatsächlich verändern. Andeutungen reichen meist schon aus, um die geldpolitisch gewünschte Preisreaktion zu erreichen.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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