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US-Rohölproduktion mit neuem Meilenstein

14.11.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Ein Ende der Talfahrt am Ölmarkt ist nicht auszumachen: Brentöl verbilligte sich binnen der letzten 24 Stunden um weitere 3 USD und und war heute Morgen mit 77 USD je Barrel so günstig wie zuletzt im September 2010. Der saudi-arabische Ölminister, Al-Naimi, ließ jeglichen Hinweis auf die Bereitschaft einer Produktionskürzung vermissen. Dies könnte aber auch der Taktik Saudi-Arabiens geschuldet sein, nicht allein in der Bringschuld sein zu wollen, sondern andere OPEC-Mitglieder mit in die Pflicht zu nehmen.

Infolge der hohen Unsicherheit ob der weiteren Strategie der OPEC wird das Treffen am 27. November mit wachsender Spannung erwartet. Die im Vorfeld einer Sitzung nicht unüblichen Äußerungen von Delegierten könnten zu stärkeren Preisausschlägen in der kommenden Woche führen.

Die eigentliche Ursache des Ölpreisverfalls, nämlich die rasant steigende US-Ölproduktion, verzeichnete letzte Woche einen neuen Meilenstein. Denn diese lag vorläufigen Zahlen der US-Energiebörde EIA zufolge erstmals seit den 70er Jahren wieder bei über 9 Mio. Barrel pro Tag. Wie stark die niedrigen Preise das künftige Wachstum bremsen werden, wird heftig diskutiert. Die EIA weist daraufhin, dass die Produktionskosten bei Schieferöl in den letzten Jahren deutlich gefallen sind und dass ineffiziente Produzenten nur einen kleinen Anteil am Marktvolumen haben.

In den nächsten Monaten ewartet sie dank Hedging und "Sunk Costs" keine Effekte auf die Produktion. Für 2015 hat sie allerdings ihre Prognose für tägliche US-Rohölproduktion um ca. 100 Tsd. Barrel zurückgenommen. Mit durchschnittlich 9,42 Mio. Barrel wäre diese aber noch immer 850 Tsd. Barrel höher als in diesem Jahr.


Edelmetalle

Der Goldpreis steht angesichts eines festeren US-Dollar, freundlicher Aktienmärkte und anhaltender Abflüsse aus den Gold-ETFs unter Druck und fällt am Morgen unter 1.150 USD je Feinunze. Silber gibt sogar um 2% nach und notierte zeitweise unter 15,3 USD je Feinunze auf einem Wochentief. Zusätzlichen Gegenwind könnte Gold aus Indien erhalten, wo Regierung und Zentralbank angesichts der zuletzt kräftig gestiegenen Goldimporte über neue Einfuhrrestriktionen nachdenken.

Im Oktober stiegen die Goldimporte Indiens auf 150 Tonnen, nachdem sie schon im September bei 143 Tonnen lagen. Dies belastet das indische Handels- bzw. Leistungsbilanzdefizit. Der World Gold Council hatte gestern von einem Anstieg der indischen Schmucknachfrage im dritten Quartal um 60% berichtet, was teilweise auch auf einen Basiseffekt zurückzuführen war. Denn das Vorjahresquartal war wegen der sehr starken Nachfrage im vorherigen Quartal und der Einführung der Goldimportrestriktionen sehr schwach.

Die starke indische Goldnachfrage im Oktober dürfte auch auf die frühe Lage des hinduistischen Feiertages Diwali zurückzuführen sein, welcher in diesem Jahr auf den 23. Oktober fiel, d.h. knapp zwei Wochen früher war als im Vorjahr. Die Einführung neuer Importrestriktionen hätte daher entsprechend negative Auswirkungen auf die indische Goldnachfrage in den kommenden Monaten. Das näher rückende Goldreferendum in der Schweiz am 30. November dürfte einem stärkeren Preisrückgang zunächst entgegenstehen.


Industriemetalle

Die chinesischen Oktober-Finanzzahlen haben negativ überrascht: Sowohl die neuen Kredite als auch die gesamte Finanzierung sind um rund 36-37% im Vergleich zum Vormonat gefallen. Die Zentralbank Chinas (PBoC) hat zwar darauf bereits im September und Oktober mit Liquditätsspritzen reagiert. Auch hat die PBoC kürzlich angefangen die kleineren regionalen Banken mit günstigen Krediten zu versorgen. Ob das ausreicht, damit die Wirtschaft in diesem Jahr um 7,5% und im nächsten Jahr um 7% wächst - dieses BIP-Wachstumsziel wird wahrscheinlich die jährliche Zentrale Wirtschaftskonferenz im Dezember beschließen - steht noch aus.

Festzustellen bleibt, dass die harten Wirtschaftszahlen zuletzt enttäuscht haben. So wurden im Oktober in China laut dem Nationalen Statistikbüro (NBS) mit 2,19 Mio. Fahrzeugen 1,9% mehr als im Vormonat produziert, ein Anstieg von "lediglich" 6,8% ggü. Vorjahr.

Der vom NBS berichtete Rückgang der chinesischen Stahlproduktion im Oktober ist dagegen nicht nur unerwartet, sondern auch schwer nachvollziehbar. Laut NBS lag sie mit 2,18 Mio. Tonnen täglich sogar unter dem Vorjahr. Das ist insofern überraschend, weil die Stahlproduktion in China trotz niedrigerer Preise gut profitabel ist. Auch waren die Produktionskürzungen wegen der APEC-Konferenz in Peking nur kurzfristig im November zu spüren. Wir gehen davon aus, dass die schwächere Nachfrage in China im Winter und eine Überproduktion weiterhin für hohe Stahlexporte Chinas sprechen, die auch auf den europäischen Preisen lasten dürften.


Agrarrohstoffe

Der Baumwollpreis an der ICE in New York ist gestern auf ein 5-Jahrestief von 58,57 US-Cents je Pfund gefallen. Seit Wochenbeginn hat der meistgehandelte Terminkontrakt somit 6% verloren, was dem stärksten Wochenrückgang seit Anfang Juni entspricht. Ausschlaggebend für den Preisrutsch ist ein reichliches Angebot bei gleichzeitig verhaltener Nachfrage. Anfang der Woche hatte das US-Landwirtschaftsministerium USDA seine Schätzung für die globalen Baumwollvorräte zum Ende des laufenden Erntejahres 2014/15 auf ein Rekordniveau von 23,375 Mio. Tonnen erhöht, wofür sich insbesondere eine höher als erwartete US-Ernte verantwortlich zeichnen soll.

Die Baumwollverarbeiter warten derzeit mit Käufen ab, weil sie mit noch niedrigeren Preisen rechnen. Aufschluss hierüber können die wöchentlichen Exportdaten des USDA geben, welche heute Nachmittag veröffentlicht werden. China dürfte in diesem Erntejahr heimischen Industriekreisen zufolge mit 6,51 Mio. Tonnen zwar 7% weniger Baumwolle produzieren als im Vorjahr. Dies stellt allerdings keine Überraschung mehr dar.

Das USDA geht in seiner aktuellen Schätzung von einer ähnlichen Erntemenge aus. Viel wichtiger ist, dass der Produktionsrückgang in China im nächsten Jahr wohl geringer ausfallen wird als zunächst gedacht. Denn Anfang November gab die chinesische Regierung bekannt, künftig nicht nur den Produzenten in der wichtigsten Anbauregion Xingjiang, sondern auch denen anderer Provinzen Subventionen zu zahlen (siehe auch TagesInfo vom 6.11.).

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