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Die Hunt-Brüder und die "Silberpreisspekulation"

03.01.2015  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Am 21. Oktober 2014 starb Nelson Bunker Hunt (geb. 1926) im Alter von 88 Jahren. Der US-Amerikaner hatte zusammen mit seinem Bruder William Herbert Hunt (geb. 1929) Anfang der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts weltweit für Schlagzeilen gesorgt - für Schlagzeilen, die in die Edelmetallgeschichte eingehen sollten.

Die Hunt-Brüder entstammten einer Öl-Magnaten-Familie. Ihr Vater, Haroldson L. Hunt, Jr. (1889 - 1974), war der Gründer von Placid Oil, einer der großen unabhängigen Ölproduzenten in den Vereinigten Staaten von Amerika. Bereits zu Beginn der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts hatten die Hunt-Brüder beträchtliche physische Silberbestände angekauft; sie waren auch eifrige Silbermünzen-Sammler.

Im Jahr 1979 hatten sie eine mehr oder weniger markt(mit)beherrschende Stellung im physischen Silbermarkt erlangt, so ist zu lesen. In den letzten neun Monaten des Jahres 1979 sollen sie angeblich etwa 100 Millionen Feinunzen Silber kontrolliert und mehrere Milliarden US-Dollar verdient haben (was zur damaligen Zeit ein sehr beträchtliches Vermögen darstellte).

Aufgrund ihrer hohen physischen Bestände trugen die Hunt-Brüder dazu bei, so die Berichterstatter des damaligen Geschehens, dass der Silberpreis immer weiter anstieg, und zwar von etwa 11 USD/oz im September 1979 bis auf 50 USD/oz in der Spitze am 17. Januar 1980. Nur etwa zwei Monate später war der Silberpreis jedoch auf etwa 11 USD/oz zurückgefallen.

Diese Entwicklung attestiere, so die einhellige Meinung, dass es sich um eine fehlgeschlagene Silberpreismanipulation der Brüder gehandelt haben müsse. Die Hunt-Brüder wurden angeklagt. Sie verteidigten sich: Sie seien nur deswegen in Probleme geraten, weil ihnen die Aufsicht der Future-Börse (CFTC) verwehrte, Silber-Future-Kontrakte zur Absicherung zu verkaufen.

Gleichzeitig habe die CFTC die "Margin" erhöht, auch für bereits eingegangene Kontrakte. Um sich die erforderliche Liquidität zu beschaffen, mussten sie sich verschulden und gerieten in finanzielle Bedrängnis. Sie seien keine Konspiratoren, sondern vielmehr Opfer.

Wie dem auch sei. Hunt erklärte 1988 Insolvenz als Folge der Klagen, die der Silberpreisepisode anhingen. In die Geschichte sind die Hunt-Brüder als "Silberpreismanipulatoren" eingegangen. Zu Recht, zu Unrecht?

Man bedenke: Die Hunt-Brüder waren schon lange "bullish" auf Silber - in einer Zeit, in der die amerikanische Inflation sich beschleunigte und auch der Goldpreis in die Höhe schoss. Bis Paul Volker das Ruder der Federal Reserve übernahm. Er begann Anfang der 80er Jahre, die Zinsen anzuheben, um die Inflation zu vermindern. Der Goldpreis fiel - und auch der Silberpreis. Vielleicht war es also eher eine Spekulation, die nicht aufging, und keine Manipulation?

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© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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