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Interview: Goldwert - Wie Zentralbanker Investoren verwirren

17.12.2014  |  Andrew Hoffman
- Seite 2 -
Daily Bell: Ist die alte Schweizer Republik am Ende?

Andy Hoffman: Das bezweifel ich. Aktuell ist sie aber in einer finanziell deutlich schwächeren Position als jemals zuvor in ihrer Geschichte. Das muss man sich mal vor Augen führen: In nur drei Jahren hat die SNB ihre Bilanzen auf 80% des BIP aufgepumpt, um die Kopplung an den Euro zu gewährleisten. Ein paar Vergleichszahlen: die Federal Reserve kommt auf 25%, die EZB auf 30%, die Bank of Japan auf 50%. Hieran sieht man also, wie selbstmörderisch die Politik der SNB bislang gewesen ist.


Daily Bell: Was denken Sie über UBS und Credit Suisse? Stehen die für eine neue Art des Schweizer Bankenwesens?

Andy Hoffman: Nein, das ist nur der ganz normale, gewöhnliche Typ krimineller europäischer Banken. Die machen jetzt den Kotau vor den USA, welche politisch Druck machen; in der Folge können sie dann kein überdurchschnittliches Bankkundengeheimnis mehr bieten.


Daily Bell: Was ist mit dem Schweizer Privatbankenwesen passiert? Es scheint in Auflösung begriffen.

Andy Hoffman: Wie oben angerissen, wertschätzen die Schweizer ihre Neutralität und Unabhängigkeit nicht mehr. Die Politiker und Banker des Landes haben heute mehr Interesse daran, sich gut mit dem korrupten Establishments in London, Brüssel und New York zu stellen; es gibt wohl kaum noch Grund daran zu glauben, dass sie vertrauenswürdigere Verwaltung bieten als die anderen.

Wäre das Referendum angenommen worden, hätten sie ihr altes Erbe wieder antreten können. Sie haben sich aber dafür entschieden, ihre Seelen an die Druckerpresse zu verkaufen.


Daily Bell: Entsteht der Schweiz tatsächlich ein Vorteil aus der Bindung des Franken an den Euro?

Andy Hoffman: Keinen einzigen, nicht einen einzigen. Für die Schweiz springt kein einziger Vorteil raus; in den drei Jahren, in denen die Bindung besteht, hat sich die finanzielle Verfassung der Nation drastisch verschlechtert. Warten Sie noch ab, wenn Europa nächstes Jahr WIRKLICH einbricht und die EZB den Euro per QE wie wildgeworden abwertet.


Daily Bell: Was wir in Zukunft mit dem Euro passieren? Wird Draghi genauso Finanzstimuli gebrauchen, wie die USA es mit QE gemacht haben?

Andy Hoffman: Die Fed hat NICHTS stimuliert - mit Ausnahme der Finanzmärkte. Die US-Realwirtschaft hat unterdessen sehr schwer gelitten. Derzeit bekommt sie einen erneuten Schwächeanfall - mit Rekordschulden, Nullzins und minimalsten Vertrauen ins Zentralbankenwesen. Was die EZB angeht: Wie lustig! Draghi verfügt ja nicht einmal über eine Reservewährung, zudem ist Europa dabei, politisch auseinanderzufallen. Mehr Geldschöpfung wird alles nur noch schlimmer machen, das ist schon immer so gewesen.


Daily Bell: Was passiert in Japan? Wie ist Abenomics bislang gelaufen?

Andy Hoffman: Es ist erwiesen, dass Gelddrucken alles nur noch deutlich schlimmer macht. Also: In Japan wurde Abenomics drastisch ausgebaut, zudem wurde eine Mehrwertsteuererhöhung abgesagt, mit der eigentlich all das "finanziert" werden sollte. Der Yen befindet sich im freien Fall, und falls das Volk Abe diesen Monat in den vorgezogenen Wahlen bestätigt, dann wird das die “Nein“-Entscheidung der Schweizer ganz klein aussehen lassen.

Ich bleibe dabei: Das "Land der aufgehenden Sonne" wird die erste “Erstweltnation“ sein, die Hyperinflation erlebt.


Daily Bell: Wird der Goldbulle irgendwann wieder in Trab kommen? Wann?

Andy Hoffman: NATÜRLICH! Er schlägt die Druckerpressen, immer schon. Ironischerweise herrscht die Meinung, der “Bullenmarkt“ sei vorbei während wir gleichzeitig 2013 eine globale Rekordnachfrage nach Gold und Silber zu verzeichnen hatten - die Zahlen für 2014 werden wahrscheinlich höher liegen.

Die Differenz zwischen gedrückten Papierkursen und den physischen Realbedingungen am Metallmarkt ist nie größer gewesen und diese Erkenntnis bereitet sich gerade aus wie ein Lauffeuer. Ich glaube, dass Gold und Silber geschichtlich betrachtet nie günstiger gewesen sind. Und ich bezweifle, dass das so bleiben wird.



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