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Kein Ende der Talfahrt bei den Ölpreisen in Sicht

16.12.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise befinden sich weiter im freien Fall. Brent handelt unter 60 USD je Barrel, WTI bei weniger als 55 USD je Barrel, was jeweils den niedrigsten Niveaus seit 5½ Jahren entspricht. Seit Juni haben sich die Preise inzwischen nahezu halbiert. Aus der OPEC gibt es weiterhin keine Anzeichen, auf den Preisverfall zu reagieren. Der Ölminister der Vereinigten Arabischen Emirate sieht keine Notwendigkeit für eine außerplanmäßige Sitzung. Die OPEC sieht sich auch nicht mehr als "Swing-Produzent", welcher den Markt wieder ins Gleichgewicht bringt. Stattdessen erwartet die OPEC, dass der Markt dies selbst übernimmt.

Die Anpassung muss somit über den Preis erfolgen. Ein Ende der Talfahrt ist daher nicht in Sicht, zumal es derzeit noch keine sichtbaren Anzeichen für eine anziehende Nachfrage oder eine Angebotseinschränkung außerhalb der OPEC gibt. Die Nachfrage soll sich im nächsten Jahr jüngsten Schätzungen zufolge weniger dynamisch entwickeln als bislang erwartet, wofür insbesondere die ölproduzierenden Länder wie Russland verantwortlich zeichnen. Von daher verspricht die massive Zinserhöhung der russischen Zentralbank nichts Gutes (siehe auch Edelmetalle unten).

Zwar ist die Zahl der aktiven Ölbohrlöcher in den USA laut Baker Hughes in der letzten Woche deutlich gesunken. Dennoch wird es wohl noch Wochen, wenn nicht gar Monate dauern, bis sich dies in den harten Produktionsdaten niederschlägt. Aktuelle Positionierungsdaten zeigen, dass der Ölpreisrückgang nicht spekulativ getrieben ist. Im Gegenteil, die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Brent und WTI sind zuletzt sogar gestiegen, im Falle von Brent sogar auf das höchste Niveau seit Anfang August.

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Edelmetalle

Gold profitierte gestern nicht von der deutlich höheren Risikoaversion der Marktteilnehmer, die sich u.a. in stark fallenden Aktienmärkten und merklich nachgebenden zyklischen Rohstoffen widerspiegelte, und rutschte erstmals seit einer Woche wieder unter die Marke von 1.200 USD je Feinunze. Offenbar haben einige kurzfristig orientierte Marktteilnehmer im Vorfeld der heute beginnenden Fed-Sitzung Gewinne mitgenommen, was sich auch in Abflüssen von 3 Tonnen aus den Gold-ETFs widerspiegelt.

Die panikartige Zinserhöhung in Russland um 650 Basispunkte über Nacht, um die Abwertung der russischen Währung zu stoppen, spielt heute Morgen anscheinend keine Rolle am Goldmarkt. Aussagen des indischen Handelsministers zufolge sind die Goldimporte im November auf 151,58 Tonnen gestiegen. Bereits gestern hatte das Ministerium den Wert der Einfuhren auf 5,61 Mrd. USD beziffert, mehr als sechsmal so viel wie ein Jahr zuvor. Dies hatte zu einem deutlichen Anstieg des Handelsbilanzdefizits beigetragen, woraufhin sich der Handelsminister besorgt zeigte. Die Regierung würde daher die Auswirkungen der jüngsten Lockerung der Goldimportrestriktionen genau beobachten.

Wir gehen nicht davon aus, dass die Beschränkungen wieder verschärft werden, da die Handels- und Leistungsbilanz durch den Verfall der Ölpreise spürbar entlastet werden sollte. Eine höhere physische Goldnachfrage in Asien ist u.E. im nächsten Jahr eine wesentliche Stütze des Goldpreises.


Industriemetalle

Der von HSBC erhobene vorläufige Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in China ist im Dezember stärker als erwartet auf 49,5 gefallen, den niedrigsten Wert seit sieben Monaten. Er liegt damit zugleich unter der Marke von 50, die Expansion anzeigt, was auf ein Abkühlen der chinesischen Wirtschaft hindeutet. Die Serie schwacher Konjunkturdaten aus China setzt sich somit fort.

Die Metallpreise reagieren heute Morgen aber kaum auf diese Daten und zeigen sich relativ stabil. Offenbar erwarten mehr und mehr Marktteilnehmer, dass Regierung und Zentralbank weitere Stimulierungsmaßnahmen einführen werden. Die Preise standen allerdings gestern im späten Handel im Einklang mit den anderen Rohstoffen stark unter Druck, woraufhin der LME-Industriemetallindex 1,2% verlor und ein 8½-Monatstief markierte. Positive US-Konjunkturdaten fanden kaum Beachtung.

Nickel lag gestern im früheren Handelsverlauf zeitweise deutlich im Plus und notierte in der Spitze bei knapp 16.900 USD je Tonne. In Australien musste in der "Raventhorpe"-Mine eine Verarbeitungsanlage vorübergehend stillgelegt werden, nachdem dort Säure ausgetreten war. Wie lange die Anlage außer Betrieb ist, lässt sich laut Unternehmensangaben noch nicht sagen. Das hatte zu Befürchtungen geführt, dass das Angebot am globalen Nickelmarkt noch stärker eingeschränkt wird. Die Anlage produziert 38 Tsd. Tonnen Nickel pro Jahr.


Agrarrohstoffe

Wie in Russland (siehe Tagesinfo von gestern) ist in der Ukraine der Ausblick auf die Weizenernte 2015 von Sorgen geprägt. Dies zeigt sich auch in der jüngsten Prognose des Analysehauses UkrAgroConsult, obwohl diese positiver ausfällt als zuvor. Die mit Winterweizen bebaute Fläche wurde in der Ukraine mit einem Plus von 7% mehr als zunächst vermutet ausgedehnt. Die schlechte Witterung im Herbst hatte aber dazu geführt, dass sich die Pflanzen in einem so schlechten Zustand befinden wie seit drei Jahren nicht.

Das Analysehaus erwartet daher eine Weizenernte 2015 in der Ukraine von nur 20 Mio. Tonnen. 2014 wurden laut UkrAgroConsult noch 23 Mio. Tonnen geerntet, laut US-Landwirtschaftsministerium sogar 24,5 Mio. Tonnen. Dies war eine positive Überraschung, nachdem aufgrund der Konflikte im Land und einer verschlechterten Verfügbarkeit an Betriebsmitteln zwischenzeitlich mit einer deutlich schwächeren Ernte gerechnet worden war.

Der Sojabohnenpreis in Chicago gab gestern leicht nach und fällt auch am Morgen weiter. Im Umfeld hoher tatsächlicher und erwarteter Verfügbarkeit an Sojabohnen wurden die jüngsten Verarbeitungsdaten für die USA mit Enttäuschung aufgenommen. Zwar wurde im November die viertgrößte Menge an Sojabohnen im Land verarbeitet, doch hatten die meisten Analysten mehr als die gemeldeten 161 Mio. Scheffel erwartet. Der Export läuft unterdessen weiter stark und begrenzt derzeit die Verluste.




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