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Verunsicherung über Kurs der Eurozone bringt Belebung der Goldkäufe

12.01.2015  |  Thorsten Proettel
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Unsicherheit nimmt zu

Für alle Marktteilnehmer außerordentlich spannend wird in den kommenden Wochen die griechische Parlamentswahl am 25. Januar als Folge der gescheiterten Präsidentenwahl.

Die Lage ähnelt einer mathematischen Gleichung mit vielen unbekannten Parametern. Wird die linksradikale Syriza-Partei die Wahl gewinnen, wie in den Umfragen vorhergesagt, oder entscheiden sich die Wähler schlussendlich doch noch für den vielleicht weniger riskanten Status quo? Und wenn Syriza die Wahl gewinnt, kann Parteichef Alex Tsipras eine Regierungskoalition schmieden?

Wenn Ja, gibt es einen sofortigen Staatsbankrott oder langwierige Verhandlungen mit der Troika um Erleichterungen? Sicher ist nur, dass die Unsicherheit an die Märkte zurückgekehrt ist. Griechische Staatsanleihen werden nur noch mit hohen Risikoaufschlägen auf den Zins gehandelt.

Die 10jährigen Papiere werfen deshalb aktuell eine Rendite von rund 10% ab und die 3jährigen sogar von 13%. Auch die Renditen von anderen Sorgenkindern der Eurozone wie Portugal und Italien erhöhten sich zuletzt etwas (siehe dritter Chart).


Goldhausse durch "Grexit"?

Angesichts der vielen Fragezeichen lässt sich heute kaum abschätzen, inwieweit der Goldpreis von dem neuen Kapitel in der griechischen Tragödie profitieren wird. Einerseits sind die Ansteckungsgefahren für die anderen Euroländer nach einem etwaigen Staatsbankrott heute sicherlich niedriger als noch 2010.

Aber ob sich ein als "Grexit" bezeichneter Austritt Griechenlands ohne größere Turbulenzen abwickeln ließe, kann niemand vorhersagen. Im Fall der Fälle könnte der Goldpreis durch die Flucht in sichere Häfen profitieren. Interessant in diesem Zusammenhang ist eine aktuelle Berechnung des Münchener ifo Instituts.

Durch Deutschlands Hilfszahlungen an Griechenland, die Schnürung der EFSF-Rettungspakete, voraussichtlich uneinbringliche Forderungen aus dem europäischen Zahlungssystem Target und ähnlichem wird die Bundesrepublik bei einem griechischen Staatsbankrott bis zu 77 Milliarden Euro verlieren.

Die vorrübergehende und schließlich doch gescheiterte Rettung Griechenlands hätte dann die hiesige Bevölkerung knapp 1.000 Euro pro Kopf gekostet.


Markt erwartet Staatsanleihenkäufe durch die EZB

Die Goldkäufe privater Anleger in Deutschland haben in den letzten Tagen leicht zugenommen. Dies könnte sowohl eine Reaktion auf die Griechenlandkrise wie auch auf den geldpolitischen Kurs der EZB sein.

Notenbankchef Mario Draghi hatte in den vergangenen Monaten so stark die Markterwartungen geschürt, dass die EZB auf der nächsten Ratssitzung am 22. Januar praktisch den Kauf von Staatsanleihen beschließen muss, wenn sie keinen Gesichtsverlust riskieren möchte.

Offizielles Ziel der beabsichtigten Käufe wäre, mehr Geld in die Wirtschaft zu schleusen und die langfristigen Zinsen noch weiter zu drücken, damit die Unternehmen expandieren und die sehr niedrige beziehungsweise zuletzt sogar negative Inflationsrate wieder steigt.


Gefahr von Nebenwirkungen ...

Viele Beobachter warnen die EZB jedoch eindringlich vor Anleihenkäufen. William White, der Ex-Chefvolkswirt der Bank für Internationalen Zahlungsverkehr befürchtet unbeabsichtigte Konsequenzen dieser "experimentellen Politik" wie beispielsweise "Zombiebanken" und noch mehr finanzielle Instabilität.

Und der ehemalige EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark schreibt, der Kauf "schaltet den Markt aus, gibt falsche Signale an die Politik und verstößt grundsätzlich gegen das Verbot der monetären Finanzierung von Staatshaushalten". Außerdem kritisiert er die "gezielte Schwächung des Euro, mit der die EZB dem Ansatz früherer europäischer Schwachwährungsländer folgt".


… spricht für Gold

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Attraktivität von Gold zur Risikoabsicherung für Anleger insbesondere in Europa wieder zugenommen hat. Da das Metall in USD gehandelt wird, bietet es neben den grundsätzlichen Eigenschaften als Sachwert und Krisenmetall auch die Vorteile einer Fremdwährungsanlage.


© Thorsten Proettel
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart



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