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Neuer König in Saudi-Arabien, EZB flutet die Märkte

23.01.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Bewegte Zeiten am Ölmarkt: nachdem der Brentölpreis nach der Ankündigung des massiven Anleihekaufprogramms durch die EZB kurzzeitig über 50 USD je Barrel geklettert war, fiel er mit Bekanntgabe der US-Lagerdaten auf 48 USD zurück, um nach der Meldung vom Tod des saudischen Königs Abdullah wieder anzuziehen. Grundsätzlich gilt zwar eine hohe Volatilität als Vorbote für eine Trendwende. Aber für einen Umschwung ist es unseres Erachtens zu früh. Der neue König von Saudi-Arabien, Salman, ist ein Bruder des verstorbenenen. Er hat bereits angekündigt, an der Politik seines Vorgängers festzuhalten.

Allerdings könnte der neue König sich aktiver in die Ölförderpolitik des Landes einmischen, da er bislang Chef des Ölausschusses war. Damit stellt sich auch die Frage nach der Zukunft des bisherigen Ölministers Al-Naimi. Erhöhte Unsicherheit käme wohl nur dann auf, wenn dieser zurücktreten würde. Aktuell fließt weiterhin zuviel Öl an den Markt, wie der massive Anstieg der US-Rohölvorräte gestern eindrucksvoll belegt hat.

Der in der letzten Woche verzeichnete Anstieg von gut 10 Mio. Barrel war der größte seit 14 Jahren. Mit knapp 400 Mio. Barrel sind die Vorräte zu dieser Jahreszeit so hoch wie seit mindestens 80 Jahren nicht mehr. Da die Nachrichten über ein massives Überangebot vorerst nicht abreißen sollten, könnte die derzeitige Verschnaufpause am Ölmarkt schnell ein Ende haben.

Das gestrige Nein des Industrieausschusses des Europäischen Parlaments zur frühzeitigen Einführung der Marktstabilitätsreseve ließ den CO2-Preis um 50 Cents auf 6,8 Euro je Tonne rutschen. Wir sind zwar weiterhin überzeugt, dass die Strukturreformen kommen werden, das gestrige (nicht-bindende) Meinungsbild zeigt aber, dass der Weg holprig sein wird.


Edelmetalle

Die EZB hat gestern ein umfangreiches Anleihekaufprogramm beschlossen. Ab März sollen jeden Monat für 60 Mrd. Euro Staatsanleihen und andere Papiere gekauft werden. Die Laufzeit des Kaufprogrammes wurde zunächst bis September 2016 begrenzt, allerdings mit der Option auf Verlängerung, falls die Inflation nicht merklich steigt. Das Gesamtvolumen von 1.140 Mrd. Euro lag über den Erwartungen der meisten Marktbeobachter. Der Euro ist daraufhin um mehr als drei Cents eingebrochen und markierte heute gegenüber dem US-Dollar mit 1,1250 das niedrigste Niveau seit mehr als 11 Jahren.

Der Goldpreis konnte sich angesichts der massiven Aufwertung des US-Dollar erneut gut behaupten und stieg zwischenzeitlich sogar auf ein 5-Monatshoch von 1.310 USD je Feinunze. Am Morgen handelt Gold nur knapp unter der Marke von 1.300 USD. Der rasante Wertverfall des Euro macht sich somit weiterhin in einem steigenden Goldpreis in Euro bemerkbar. Dieser stieg zwischenzeitlich um 40 EUR auf 1.151 EUR je Feinunze, was dem höchsten Niveau seit April 2013 entspricht. Seit Jahresbeginn, also innerhalb von drei Wochen, hat sich Gold in Euro inzwischen um mehr als 17% verteuert.

Im Vorfeld der Griechenlandwahl am Sonntag dürfte Gold nachgefragt bleiben. Danach wäre nach dem kräftigen Anstieg der letzten Tage eine Korrekturbewegung vorstellbar. Die bevorstehende Gelddruckorgie der EZB spricht dessen ungeachtet für weiter steigende Goldpreise in Euro in den kommenden Monaten.

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Industriemetalle

Den Metallpreisen geht offensichtlich die Puste aus, nachdem sie sich die Tage zuvor von ihrem Tief Mitte letzter Woche spürbar erholen konnten. Trotz der gestrigen Verluste notiert der Index der Londoner Metallbörse allerdings noch gut 4% höher als im 5½-Jahrestief vor gut einer Woche. Die Chancen auf einen positiven Wochenausklang sind jedoch eher gering: so ist der von HSBC ermittelte vorläufige Einkaufsmanagerindex für China im Januar zwar leicht gestiegen und fiel damit besser aus als von den Analysten erwartet.

Anlass zu Euphorie kann er aber mit einem Wert von weiterhin unter 50 nicht geben und den preisbelastenden Effekt der Dollarstärke wohl kaum wettmachen.
Kräftig unter Druck steht momentan der Bleipreis, der nach einem gestrigen Minus von 1,2% heute nochmals 1,5% nachgibt. Die heute morgen berichten detaillierten Handelsdaten Chinas zeigen nämlich, dass China im Dezember abermals kräftig raffiniertes Blei exportiert hat.

China hat sich in den letzten zwei Jahren zu einem deutlichen Netto-Exporteur entwickelt, nachdem im Jahr 2012 noch per saldo Blei importiert wurde. Aber auch wenn China dem Weltmarkt immer mehr Blei zur Verfügung gestellt hat, war der globale Bleimarkt in ersten elf Monaten laut Study Group gerade mal ausgeglichen. Mit der stärkeren Bleinachfrage in den Wintermonaten droht er sogar ins Defizit zu rutschen. Wir sehen deshalb den Bleipreis als gut unterstützt (siehe Tagesinfo vom 21. Januar).


Agrarrohstoffe

Der nach der gestrigen EZB-Entscheidung (siehe Edelmetalle) deutlich festere US-Dollar lastet schwer auf den Preisen einiger Agrarprodukte. So fällt der Baumwollpreis auf ein 5½-Jahrestief von 57,58 US-Cents je Pfund. Der Preis für Kaffee Arabica markiert mit weniger als 160 US-Cents je Pfund ein 6-Monatstief. Kakao kostete mit 2.795 USD je Tonne so wenig wie zuletzt vor zwei Monaten. Der Preisrückgang bei Kakao hat darüber hinaus auch fundamentale Gründe. Denn die Kakaoverarbeitung enttäuschte im vierten Quartal nachhaltig. So erklärt sich, dass auch der Kakaopreis in London zuletzt unter Druck geraten ist und mit 1.952 GBP je Tonne ein Monatstief markierte.

Der Internationale Getreiderat (IGC) hat seine Schätzung für die globale Maisernte 2014/15 um 10 Mio. auf 992 Mio. Tonnen nach oben revidiert. Sie liegt damit sogar leicht über der bisherigen Rekordernte im letzten Jahr. Da gleichzeitig auch der Verbrauch 10 Mio. Tonnen höher liegen soll, ändert sich an der Marktbilanz nichts. Die Lagerendbestände wurden sogar leicht auf 194 Mio. Tonnen nach unten revidiert.

Bei Weizen blieb die Schätzung für die globale Produktion 2014/15 unverändert bei 717 Mio. Tonnen. Der Verbrauch wird aber vom IGC 4 Mio. Tonnen niedriger eingeschätzt als bislang. Daher erhöhen sich der Marktüberschuss auf 9 Mio. Tonnen und die Lagerendbestände auf 196 Mio. Tonnen. Der Preisrückgang bei Mais und Weizen dürfte nicht nur auf die IGC-Daten, sondern auch auf den starken US-Dollar zurückzuführen sein.




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