Bis zum Frühsommer wird es noch einmal ungemütlich
09.04.2015 | Florian Grummes
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Der fulminante Jahresauftakt wurde bisher lediglich mit einem Rücksetzer an die 200-Tagelinie (14,37 €) korrigiert. Mittlerweile notiert €-Silber schon wieder mehr als 1,10 € oberhalb dieser wichtigen Durchschnittslinie. Was jetzt noch fehlt, wäre ein höheres Hoch, also eine Anstieg über das Januarhoch bei 16,45 €. Ob den Bullen in den kommenden Wochen die Kraft dazu noch reicht, muss bezweifelt werden. Die saisonal schwächste Phase des Jahres rückt näher, während gleichzeitig die Stochastik überkaufte Werte meldet und das vorauslaufende Histogramm des "MACD"-Indikators bereits schwächelt. Noch haben die Bullen aber das Zepter in der Hand. Insgesamt präsentiert sich die Lage für den europäischen Edelmetallinvestor weiterhin günstig. Der Tageschart ist noch bullisch, der saisonal typische Rücksetzer ist aber absehbar und sollte zu einem erneuten Test der 200-Tagelinie führen.
Handelsempfehlung:
Mein Nachkauflimit wurde leider nur ganz knapp verfehlt. Die zu erwartende Schwäche im Mai und Juni sollte aber nochmal eine Nachkaufchance in der Nähe der 200-Tagelinie mit sich bringen. Ich erhöhe daher mein Kauflimit für physische Käufe auf 14,50 €.
3. Platin
Zielstrebig und wie befürchtet rutschte der Platinpreis seit meiner letzten Analyse direkt bis an die nächste Unterstützungszone bei 1.086,70 US$ ab. Überraschend kam jedoch die steile Erholung, welche der Platinmarkt seit dem Tief Mitte März zelebriert. Natürlich war der Markt zwischenzeitlich stark überverkauft und eine Erholung bis an die 50-Tagelinie (1.176,88 US$) ist durchaus normal. Dennoch sieht man einmal mehr, welch starke Marktkräfte sich hier gegenüberstehen und wie schnell die Bewegungen doch geworden sind.
Nun hat der Platinpreis bereits wieder das obere Bollinger Band (1.174,59 US$) erreicht. Gleichzeitig ist die Stochastik deutlich überkauft. Zudem ist die ehemalige Unterstützungszone um 1.175,00 US$ jetzt natürlich ein Widerstand, welcher noch nicht nachhaltig überwunden wurde. Insgesamt wäre es also vermessen, jetzt eine direkte Fortsetzung der Erholungsrally zu erwarten. Vielmehr dürfte der Platinpreis die nächsten Wochen um oder unterhalb der Marke von 1.175,00 US$ verbringen. Der Abstand zur schnell fallenden 200-Tagelinie (1.292,68 US$) ist immer noch beträchtlich. Der Platinmarkt bleibt damit trotz der steilen Erholung in seinem übergeordneten Abwärtstrend gefangen.
Die Konstellation am Terminmarkt (CoT-Report) ist eher neutral einzuschätzen. Es liegen keine extremen Positionierungen vor. Die Sentimentwerte hingegen melden weiterhin einen extremen Pessimismus. Aus diesem Blickwinkel heraus betrachtet könnte die Erholung also durchaus bis zur nächsten Widerstandszone um 1.290,00 US$ weiterlaufen. Auch die Saisonalität sieht für den Platinmarkt bis Anfang Juni gut aus.
Ein weiterer interessanter Punkt ist das Gold/Platin-Ratio: Lediglich während 7% der vergangenen 40 Jahren war die Feinunze Gold teurer als die Feinunze Platin. Die restliche Zeit (also 93%) ist Platin immer teurer gewesen als Gold. Insofern ist Platin aktuell zu billig oder Gold zu teuer.
Charttechnisch behalten die Bären vorläufig noch die Oberhand. In den nächsten Wochen könnten sie daher den Markt durchaus bis 1.150,00 US$ oder tiefer drücken. Auf Sicht der kommenden Monate sind bis Juni aber höhere Preise denkbar bzw. wahrscheinlicher.
4. Palladium
Auch der Palladiumpreis kam seit Anfang März deutlich unter die Räder. Ausgehend von 833,90 US$ verbilligte sich der Preis für das Edelmetall zwischenzeitlich bis auf 723,00 US$. Ein Abschlag von 13,3% in weniger als vier Wochen. Die seit sechs Handelstagen laufende Erholung brachte die Notierungen zurück an den gebrochenen Aufwärtstrendkanal. Knapp darüber verläuft derzeit die 50-Tagelinie (783,54 US$).
Erfreulich ist, dass Palladium schnell den Weg zurück in das breite ehemalige Unterstützungsband zwischen 770,00 US$ und 790,00 US$ gefunden hat. Ein Anstieg bis zum oberen Bollinger Band (816,29 US$) und der 200-Tagelinie (812,13 US$) ist aber wohl eher nicht erwarten. Da sich die Saisonalität für Palladium an der von Gold und Silber orientiert, ist für die nächsten zweieinhalb Monate eine Fortsetzung der Korrektur deutlich wahrscheinlicher. Immerhin hat sich die Lage am Terminmarkt erstmals seit Dezember 2012 wieder deutlich entspannt und die Profis haben ihre Shortposition massiv reduziert. Ein Kaufsignal gibt dieser Analysebaustein aber noch nicht.
Insgesamt ist der Palladiumchart bearish mit der Aussicht auf erneut tiefere Kurse.
5. Zusammenfassung & Konklusion
Mit dem sprunghaft verbesserten CoT-Report vor knapp drei Wochen war klar, dass Gold und Silber kurzfristig vor einer Erholung stehen würden. Diese hat sich nun durchgesetzt und hat kurzfristig durchaus noch etwas Luft nach oben. D.h. 17,50 US$ beim Silber und 1.240,00 US$ beim Goldpreis sind noch möglich aber nicht zwingend.
Da ab Mitte April aber die Saisonalität deutlich ins Negative dreht, dürfte die Zwischenerholung nicht mehr lange laufen. Auch ein Ende des Bärenmarktes will ich noch nicht ausrufen. Vielmehr befürchte ich in den kommenden zwei Monaten erneut größere Abschläge. Je nachdem wie schnell und stark das saisonale Fenster dieses Jahr zuschlägt, erwarte ich ab Ende Mai oder spätestens Ende Juni einen Boden und den Beginn eines neuen Aufwärtstrends beim Gold und natürlich auch beim Silber.
In dem zuvor einsetzenden Abverkauf sehe ich den Silberpreis im Bereich um 15,50 US$ bereits sehr gut unterstützt. Sollte der Goldpreis jedoch die Marke von 1.175,00 US$ erneut unterschreiten, ist "Polen offen" und Silber dürfte tiefer in das Unterstützungsband Richtung 14,50 US$ zurückfallen. Gleichzeitig bleibe ich bei meiner These, dass der Silberpreis zum Ende der Baisse hin besser als Gold performen sollte und sein Tief vermutlich im letzten November/Dezember bereits gesehen hat.
Bleiben sie geduldig und bereiten sie sich mental auf zwei schwierige Monate vor. Ab dem Sommer jedoch sollten die Edelmetalle wieder Freude machen. Nutzen sie daher größere Rücksetzer, um ihre physischen Bestände auszubauen.
© Florian Grummes
www.goldnewsletter.de
Quelle: pro aurum Silberedition vom 07.04.2015
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