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China braucht mehr Gold

26.04.2015  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Wenn der Renminbi zur internationalen Reservewährung aufsteigen soll, wird China seine Goldreserven aufstocken müssen.

China ist bestrebt, die eigene Währung, den Renminbi (RMB), zu internationalisieren, ihn als internationale Transaktions-, Investitions- und Reservewährung zu etablieren. Um diesem Ziel näher zu kommen, hat die chinesische Regierung beispielsweise "Offshore"-RMB-Märkte geschaffen, auf denen der RMB gehandelt werden kann, quasi abgetrennt von der heimischen Finanzindustrie. (Derzeit werden etwa 80 Prozent des Offshore-Renminbi-Handels über Hongkong abgewickelt.)

Zudem werden Direktinvestitionen in RMB und Auslandskredite in RMB gefördert, und inländische Banken sollen RMB-Kredite bald auch im Ausland vergeben können.

Ob es gelingt, eine Währung als internationale Reservewährung zu etablieren, hängt von vielen Faktoren ab. Hierzu zählen beispielsweise die Wirtschaftsleistung der Volkswirtschaft, institutionelle Faktoren wie politische Stabilität und Rechtssicherheit, die weltweite Bedeutung der heimischen Finanzmärkte und natürlich die volle Konvertibilität der Währung. Ein zentraler Aspekt dabei ist auch die "Deckung" der Währung.

China verfügt über Währungsreserven von derzeit etwa 3,7 Billionen US-Dollar, und zwar vor allem in Form von US-Dollar-Guthaben und anderen ungedeckten Papierwährungen. Eine Währung, die der Weltleitwährung - dem US-Dollar - echte Konkurrenz machen will, wird jedoch mit einer solchen Deckung dauerhaft nicht operieren beziehungsweise konkurrieren können.

Das lenkt den Blick auf das Gold in seiner Funktion als "Währungsanker". China verfügt (gemäß den offiziellen Zahlen) derzeit über 33,89 Millionen Feinunzen Gold.

Zum Vergleich: Die Vereinigten Staaten, die die größten Goldreserven haben, halten 261,5 Millionen Feinunzen. China hat aber nicht nur absolut weniger Gold als die Vereinigten Staaten, das "Deckungsverhältnis" - gemessen als ausstehende RMB-Geldmenge im Verhältnis zum Reservegold - ist ausgesprochen gering (siehe hierzu die beiden untenstehenden Grafiken).

Um die Goldreserven aufzustocken und damit das "Deckungsverhältnis" zu verbessern, könnte China (1) seine bisherigen Währungsreserven in Form von zum Beispiel US-Dollar und Euro verkaufen und für den Erlös Gold kaufen, oder (2) China kauft Gold durch Ausgabe von neuen RMB.

Sollte China seine Goldreserven aufstocken, wäre nicht verwunderlich, wenn sich das in aller Stille und in einem langgestreckten Prozess vollzieht. Alles andere würde absehbare starke Preiswirkungen auf dem physischen Markt nach sich ziehen (indem beispielsweise "Trittbrettfahrer" für einen Preisauftrieb des gelben Metalls sorgen).

Entscheidend wird letztlich sein, ob die Chinesen ihren RMB tatsächlich als Konkurrent zum US-Dollar in den Weltfinanzmärkten etablieren wollen, oder ob der RMB nicht doch in einer "Währungskooperation" zwischen den größten Volkswirtschaften der Welt eingebunden werden soll.

Im ersten Fall wird China absehbar mehr Gold brauchen. Im zweiten Fall liefe es bestenfalls auf eine Zwischenlösung hinaus, eines Währungssystems, das ebenfalls auf ungedeckten Währungen aufgebaut sein würde. Doch gerade von dieser Konstruktion scheinen die Chinesen loskommen zu wollen. Und deshalb erscheint es wahrscheinlich, dass die Chinesen noch zu ganz großen Goldnachfragern aufsteigen werden.

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Quelle: Bloomberg, Thomson Financial; eigene Berechnungen
*Geldmenge dividiert durch offizielle Goldreserven


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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