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Lawinengefahr im Frühsommer

06.05.2015  |  Florian Grummes
- Seite 5 -
Mein letzter Ausblick für den Platinpreis war eindeutig zu optimistisch. Tatsächlich scheiterte Platin an der ehemaligen Unterstützung um 1.180,00 US$ und fiel in den letzten Wochen zwischenzeitlich bereits bis auf 1.117,60 US$ zurück. Dabei rutschen die Notierungen entlang der fallenden 50-Tagelinie (1.149,73 US$) unter einigen Schwankungen nach unten.

Das frische "MACD"-Verkaufssignal verheißt auf Sicht der kommenden Wochen nichts Gutes. Weder der "RSI"-Indikator noch die Stochastik können mit ihren jeweils eher neutralen Zuständen daran etwas ändern. Der Platinpreis befindet sich in einem klar definierten Abwärtstrendkanal und dürfte in den kommenden Wochen wohl das Tief vom März bei 1.086,70 US$ erneut anlaufen. Einzig das untere Bollinger Band (1.124,42 US$) steht diesem Szenario noch im Weg. Die 200-Tagelinie (1.258,88 US$) verläuft weit entfernt und oberhalb des aktuellen Kursgeschehens.

Fundamental betrachtet scheint dem Platinmarkt in den nächsten Jahren ein Überangebot zu blühen. Die Hauptfaktoren dabei dürften neben der Wiederaufnahme der südafrikanischen Platin-Produktion vor allem die sich verlangsamende chinesische Schmucknachfrage, die schwachen Autoverkäufe innerhalb der EU sowie die fehlenden Investmentnachfrage und Abflüsse aus den Platin-ETFs sein.

Insgesamt also weder charttechnisch noch fundamental gute Aussichten für den Platinpreis. Das Gold/Platin-Ratio ist allerdings zwischenzeitlich bis auf 1,035 weiter angestiegen. Ein extremer Wert, demnach müsste Platin derzeit viel zu billig sein oder Gold immer noch deutlich zu teuer.


3. Palladium

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Wie vor vier Wochen erwartet, gelang es dem Palladiumpreis nicht, die gebrochene Aufwärtstrendlinie sowie die starke Widerstandszone zwischen 770,00 US$ und 790,00 US$ wieder zurückzuerobern. Vielmehr war ein mehrmaliges bisher aber erfolgloses Anlaufen zu beobachten, denn die 50-Tagelinie (780,05 US$) deckelt bisher alle Anstiegsversuche. Knapp darüber verläuft die 200-Tagelinie (803,87 US$), welche ungünstiger weise nun zu fallen beginnt.

Das "MACD"-Kaufsignal von Anfang April ist noch aktiv, die Stochastik ist aber bereits überkauft. Je länger der Palladiumpreis unterhalb der ehemaligen Aufwärtstrendlinie verweilt, umso größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass die Bären das Ruder wieder übernehmen können. In diesem Fall müssen wir uns auf ein erneutes Abtauchen in Richtung 720,00 US$ - 730,00 US$ einstellen. Die dortige Unterstützungszone sollte auch einem dritten Test zunächst standhalten.

Insgesamt bleibt der Palladiumchart bearish, die Wahrscheinlichkeit tieferer Kurse ist relativ hoch.


4. Zusammenfassung & Konklusion

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Die Preisbewegungen der letzten Wochen waren sowohl beim Gold- als auch bei Silberpreis äußerst heimtückisch. Weder die Bullen noch die Bären konnten sich nachhaltig durchsetzen. Auffällig bleibt der weiterhin vorhandene Abwärtsdruck, welcher aber regelmäßig von steilen Kurserholungen unterbrochen und in Frage gestellt wird. Die überzeugendste Erklärung für dieses Verhalten lautet wohl so:

Zahlreiche Marktteilnehmer erkennen die schwache Situation am Goldmarkt und tätigen Leerverkäufe, welche sie dann aber mangels weiterer Kurseinbrüche schnell wieder eindecken müssen. Nach den steilen Kurserholungen rücken aber keine neuen Käufer mehr nach, so dass sich der übergeordnete Abwärtstrend erneut durchsetzt. Diese Fehlausbrüche und verwirrenden Bewegungen charakterisieren einen Bärenmarkt.

Ich bleibe daher skeptisch und will mein "worst case"-Szenario einer finalen Kapitulation am Goldmarkt noch nicht streichen. Vielmehr glaube ich, dass die derzeitige Situation doch wesentlich kritischer ist als das Viele wahrhaben wollen. Gold scheiterte in der vergangen Woche erneut an der granitharten Widerstandszone zwischen 1.210,00 $ und 1.220,00 US$. In der Konsequenz wurde Gold am letzten Donnerstag deutlich abverkauft.

Zum Wochenauftakt konnten sich die Bullen zwar erneut zurückmelden, mittlerweile bereitet aber schon das Überschreiten der Marke von 1.190,00 US$ große Schwierigkeiten. Schritt für Schritt rutscht der Goldpreis unterm Strich also weiter ab. Kurse unterhalb von 1.180,00 US$ könnten nun jederzeit die Lawine lostreten. Da die beiden kommenden Monate traditionell eher schwächere Kurse für die Edelmetalle bereit halten, könnte die Kapitulation tatsächlich bereits Ende Juni ausgestanden sein. In der Folge sollte ein neuer Bullenmarkt für Gold und Silber beginnen.

Da ich jedoch über keine Glaskugel verfüge, muss ich selbstverständlich auch alternative Szenarien bedenken und durchspielen. Natürlich könnten Gold und Silber ihre vierjährige Baisse durchaus mit einer seitwärtsverlaufenden Bodenbildung beenden. Bis jetzt fehlen dafür aber klare charttechnische Signale.

Eine weitere Option wäre, dass der Bärenmarkt einfach nochmal in die Verlängerung geht. Solange sich die Aktienmärkte gut halten können, wird sich der Goldpreis schwer tun. Da sich in China aber eine gewaltige Spekulationsblase entwickelt, müssen wir mittelfristig mit einem fürchterlichen Crash an den gesamten Finanzmärkten rechnen. Wer sich die Charts aus den Jahren 2007/2008 genau anschaut, wird feststellen, dass der damalige deflationäre Zusammenbruch mit dem Top beim chinesischen Aktienmarkt begann.

Auch der Goldpreis kam damals zwischenzeitlich deutlich unter die Räder, bevor er sich zum großen Gewinner der Krise entwickelte. Ein ähnliches Szenario könnte also auch auf Sicht der nächsten ein bis zwei Jahren dafür sorgen, dass Gold zunächst weiter seitwärts dümpelt, dann aber doch noch bis auf etwa 1.035,00 US$ fällt, bevor die Finanzmärkte getrieben von wilder Panik im sicheren Hafen Gold Zuflucht suchen werden.

Silber wird in jedem der drei Szenarien dem Goldpreis folgen. Im Idealfall hat Silber aber wie schon mehrmals geschrieben sein Tief im letzten November bei 14,15 US$ bereits gesehen und müsste in den kommenden Wochen zwar schwach, aber oberhalb dieser Marke tendieren.

Unabhängig davon welchen Weg die Edelmetalle kurzfristig einschlagen, sollten sie größere Rücksetzer konsequent nutzen, um ihre physischen Bestände auszubauen.


© Florian Grummes
www.goldnewsletter.de

Quelle: pro aurum Silberedition vom 05.05.2015
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