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Monatsanalyse Mai 2004

05.06.2004  |  Robert Hartmann
GOLD

               

Gold- Quo Vadis? Die Konsolidierung am Goldmarkt setzte sich im Mai weiter fort. Dabei zeigten sich deutliche Erholungstendenzen. Mittlerweile hat die Notierung die Marke von 390 US$ wieder überschritten, und schickt sich an, das psychologisch wichtige Niveau von 400 US$ pro Feinunze zurück zu erobern. Viele Analysten sind jedoch aufgrund des starken Kursrückgangs der vergangenen Wochen skeptisch und revidieren ihre Kursziele nach unten.


Rückblick

Der Goldpreis schwankte im Berichtszeitraum zwischen 371,50 US$ und 394,25 US$ pro Feinunze. Das Monatstief wurde dabei in den ersten Handelstagen im Mai erreicht. Von hier aus ging es stetig bergauf. Hauptgründe für die positive Performance war neben dem schwächeren US-Dollar auch der sehr feste Ölpreis. Die globale Sicherheitslage bleibt nach weiteren Anschlägen im Irak und Saudi Arabien weiterhin fragil und die führenden Börsen verloren etwas an Terrain. Unsere Kunden mussten sich wohl erst an das neue Preisniveau des Goldpreises gegen Euro gewöhnen. Die Umsatztätigkeit in den ersten Handelstagen ließ doch sehr zu wünschen übrig. Als es dann zu einer Stabilisierung der Kurse kam, setzte eine regelrechte Orderflut ein. Umsatzrenner waren bei den Goldmünzen für die Kapitalanlage einmal mehr der Krügerrand und der Wiener Philharmoniker. Gefragt waren außerdem Goldbarren ab einer Gewichtseinheit von einer Unze.

Zu Beginn des Monats wurden die amerikanischen Arbeitsmarktdaten veröffentlicht. Die Zahl von 288.000 neu geschaffener Stellen (ohne Landwirtschaft) übertraf die Schätzungen der Analysten um knapp 35% und schürte die Zinserhöhungsphantasien der Marktteilnehmer weiter an. Darüber hinaus wurden die Märzzahlen um 29.000 auf 337.000 nach oben revidiert. Die Folgen an den Finanzmärkten waren neben einem haussierenden Dollar auch Kursverluste an den Aktien- und Rentenmärkten sowie rückläufige Edelmetallpreise. Inzwischen hat sich die Lage am Devisenmarkt wieder beruhigt. Das Niveau um 1,18 Euro pro US-Dollar hat sich nach mehreren Tests als sehr gute Unterstützungszone erwiesen. Seit Monaten haben wir unseren Kunden empfohlen, sich in den Dollar einzukaufen. Nach den starken Kursgewinnen erwarten wir nunmehr zumindest eine Korrektur der Bewegung und haben daher unser Dollarengagement bei Kursen knapp unterhalb von 1,20 aufgelöst.

Seitdem die Spekulationen um eine Anhebung der Zinsen vermehrt in der Öffentlichkeit diskutiert werden, erreichen uns viele besorgte Goldanleger, die sich um den künftigen Kursverlauf des gelben Metalls Sorgen machen. Zu diesem Thema hier ein ganz klares Statement: Nicht die nominale Höhe des Zinses ist ausschlaggebend für den Goldpreis, sondern der reale Zinssatz. Gold hat trotz sehr hoher Zinsen immer an Wert gewonnen, wenn gleichzeitig die Inflation eine große Portion der Zinserträge wieder aufgezehrt hat. Am stärksten entwickelte sich das Gold in Zeiten negativer Realverzinsung.
Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete zur Monatsmitte, dass sich die Aufgelder für Goldbarren in Hong Kong, Singapore, Südkorea und Malaysia deutlich erhöht haben. Zudem hörten wir von ansteigenden Agios für Goldmünzen im Mittleren Osten. Die physische Nachfrage in den betroffenen Ländern scheint daher äußerst robust zu sein. Schließen Sie aus diesen Fakten jedoch nicht auf eine anhaltende Verknappung der physischen Ware. Von Zeit zu Zeit treffen erfahrungsgemäß große Nachfrage auf unvorbereitete Scheideanstalten und Goldhändler. Es kommt zu einem Orderstau, der nur langsam wieder abgebaut werden kann. Im Jahre 1995 führte der schwache US-Dllar zu verstärkten Käufen privater Investoren. Die Scheideanstalten waren nicht in der Lage, die bestellten Mengen in der üblichen Zeit zu produzieren. Die Aufgelder für prompte Ware stiegen folgerichtig an. Sechs Wochen später beruhigte sich die Lage wieder und physisches Gold war wieder täglich lieferbar.
Hier noch ein paar bedeutende Schlagzeilen, die im Berichtszeitraum über die Ticker der Presseagenturen liefen:

1.) Die USA vermelden einen neuen Rekord des Außenhandelsdefizits. Im April 2004 überstieg der Import von Waren den Export um über 46 Mrd. US-Dollar
2.) Die Nationalbank Portugals verkaufte im ersten Quartal 2004 35 Tonnen Gold im Rahmen des Washingtoner Abkommens von 1999.
3.) Der Dow Jones unterschreitet die Marke von 10.000 Punkten auf Tages- und Wochenschlusskursbasis.
4.) Die Nationalbank des Libanon trennt sich von Gold im Wert von 130 Mio. US-Dollar.
5.) Al-Qaida Führer Osama bin Laden setzt eine Kopfprämie in Höhe von jeweils 10 Kilogramm Gold auf die Tötung des Stadtverwalters in Bagdad, Mr. Bremer, und den U.N-Chef Annan aus.
6.) Der Goldimport Japans stieg im April dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahresmonat um 133%.
7.) Einer der größten Goldproduzenten, die nordamerikanische Barrick Gold, kündigte eine Ausweitung der Goldförderung um 40% auf 215 Mio. Unzen bis zum Jahr 2007 an.


Ausblick

Wie schwierig es ist, den Kursverlauf des Goldes kurzfristig zu prognostizieren, zeigen die extrem volatilen Bewegungen der vergangenen Wochen. Im Grund ist der Einstiegszeitpunkt für einen langfristig orientierten Investor nach wie vor günstig. Wir sind der festen Überzeugung, dass das Gold auch in den kommenden Jahren eine Erhaltung der Kaufkraft garantiert – ganz egal ob die Zinsen steigen werden oder nicht. Unsere Empfehlung lautet somit ohne Einschränkungen: Investieren Sie fünf bis zehn Prozent des liquiden Vermögens in physisches Gold, sozusagen als Vollkaskoversicherung für Ihr übriges Vermögen.


Charttechnik

Das Gold hat sich im Monatsverlauf von seinem Tiefstkurs bei 371,50 US$ pro Feinunze erholt. Mittlerweile wurde die stark überverkaufte Marktsituation wieder etwas abgebaut. Die wichtigsten Indikatoren stehen auf Neutral. Etwas Sorge bereitet uns die übergeordnete Doppeltopformation. Das rechnerische Kursziel aus diesem Chartbild befindet sich auf dem Niveau um 350 US$. Ein Befreiungsschlag für einen neuen Anlauf auf das bisherige Jahreshoch bei rund 430 US$ wäre ein schnelles Überschreiten der Widerstandszone zwischen 398 US$ und 403 US$ pro Feinunze. Der Goldpreis gegen Euro erscheint uns bei einem Niveau um 10.200 Euro pro Kilogramm gut unterstützt. Hier setzten auch regelmäßig größere Kauforders von institutionellen Kunden ein. Ein Ausbruch über die Marke von 11.300 Euro pro Kilogramm wäre gleichbedeutend mit einer Bestätigung des langfristigen Bullenmarktes. Aus vielen Gesprächen mit Fondsmanagern und Analysten wissen wir, dass auf diesem Niveau gewaltige Kauforders platziert wurden.



Silber

               

Das Silber konnte sich (noch) nicht von den Kursverlusten der Vorwochen erholen und verlor bis zur Monatsmitte weiter an Boden. Die Verkaufsprogramme von spekulativ orientierten Fonds scheinen noch nicht beendet zu sein und lösten in der Folge Stopploss-Orders einiger anderer Marktteilnehmer aus. Das vorläufige Tief wurde bei 5,43 US$ pro Feinunze erreicht. Viele unserer Kunden nutzten die Kursrückgänge aus, um ihre bestehenden Silberpositionen aufzustocken. Gesucht wurden neben den Silbermünzen eine Unze vor allem Silberbarren 1000 Gramm und 5000 Gramm. Das Gold/Silber-Ratio erhöht sich weiter und erreichte zwischenzeitlich wieder Werte um 70. Langfristige Studien belegen, dass sich dieses Verhältnis in längeren Abständen immer wieder einem Niveau zwischen 15 und 20 nähert. Bei einem Goldpreis von 400 US$ würde das einen Preisanstieg des Silbers auf über 25 US$ pro Feinunze implizieren. Zuletzt wurde ein Ratio von 17 Anfang der 80er-Jahre erreicht, als die sagenumwobenen Gebrüder Hunt versuchten, physisches Silber zu verknappen, und so eine weltweite Spekulationsblase erschufen. Die Blase platzte, nachdem die Metallbörse ihre Spielregeln änderte, und die Einschusspflichten (Margins) für ihre Kontrakte verdoppelten. Die Hunts konnten diese Gelder jedoch nicht aufbringen, und waren so gezwungen, Teile ihrer Position zu veräußern. Dies war der Anfang vom Ende der Silberhausse - bis zum heutigen Tag.



Platin und Palladium

Das unabhängige Institut Gold Field Mineral Services veröffentlichte seine im jährlichen Turnus erscheinende Studie zum Platin- du Palladiummarkt. Dabei wies insbesondere Platin einen Nachfrageüberhang aus, der sich jedoch bis zum Jahr 2006 durch steigende Produktionsmengen ausgleichen dürfte. Südafrika bleibt nach wie vor mit 78% der weltweit bedeutendste Platinproduzent vor Russland. Beim Palladium führt Russland mit 42% knapp vor Südafrika mit 39%. Nach mehreren Kaufempfehlungen in diversen Anlegerzeitschriften erreichten uns viele Kauforders für physisches Palladium. Gesucht wurden Barren mit 50 Gramm, 100 Gramm und 500 Gramm sowie russische Standardbarren mit Gewichten zwischen drei und vier Kilogramm. Bei Kursen unter 250 US$ pro Feinunze sehen wir langfristig durchaus gute Chancen für dieses Metall. Beachten Sie bitte, dass der physische Erwerb dieses Metalls in Deutschland der gesetzlichen Mehrwertsteuer von derzeit 16% unterliegt.



© Robert Hartmann
pro aurum GmbH & Co. KG, Grillparzerstraße 46, 81675 München


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Mit dieser Veröffentlichung wird weder ein Angebot zum Kauf oder Verkauf eines Kapitalanlagemediums unterbreitet. Die von pro aurum in diesen Studien gegebenen Informationen beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, jedoch keiner neutralen Prüfung unterzogen haben. pro aurum übernimmt keine Gewähr und keine Haftung für die Richtigkeit und Vollständigkeit der hierin enthaltenen Informationen. Die in dieser Analyse vertretenen Meinungen stellen ausschließlich die Auffassung der Research-Abteilung der Firma pro aurum dar und können sich jederzeit ändern. Solche Meinungsänderungen müssen nicht publiziert werden.

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