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Die erlaubte Zinskorrektur

07.06.2015  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Die EZB lässt die Langfristzinsen etwas ansteigen. Eine Rückkehr zu normalen Zinshöhen erscheint jedoch nach wie vor unwahrscheinlich.

Die Euro-Zinsen sind jüngst angestiegen: Am 20. April lag die zehnjährige Rendite der Bundesanleihen noch bei 0,075 Prozent, mittlerweile liegt sie bei 0,96 Prozent. Ist die Zinswende eingeleitet?

Zunächst einmal handelt es sich hier um eine Abkehr von absurd niedrigen Zinsen. Wer, der noch bei Sinnen ist, erwirbt eine Anleihe, die ihm für die nächsten zehn Jahre eine derart niedrige Verzin-sung bringt, die keinerlei "Puffer" gegen steigende Inflation aufweist?

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Quelle: Thomson Financial


Der Zinsauftrieb auf den Euro-Kapitalmärkten dürfte sich zum einen erklären durch verbesserte Konjunkturerwartungen, zum anderen mit (wieder) steigenden Inflationserwartungen. Eine Abkehr von der Niedrigzinspolitik ist zwar derzeit nicht zu erkennen.

Aber die Europäische Zentralbank (EZB) mag eingesehen haben, dass extrem niedrige Kapitalmarktzinsen Probleme bringen: wie zum Beispiel einen Abzug von Bankeinlagen, eine Verschlechterung der Bankgewinne und eine Abkehr der Anleger vom Anleihemarkt - und dass es politisch ratsamer ist, die Langfristzinsen leicht, aber eben nur leicht ansteigen zu lassen; denkbar wären etwa 2 Prozent für zehnjährige Bundesanleihen.

Es sollte dabei jedoch nicht übersehen werden, dass der Zinsmarkt längst kein "freier Markt" mehr ist. Die Zentralbanken bestimmen durch ihre Politik der Schuldpapierkäufe die Kapitalmarktzinsen (mit). Sie können die Zinsen, wenn es politisch gewünscht ist, quasi auf die Nachkommastelle kontrollieren - nicht nur die Kurzfrist-, sondern auch die Kapitalmarktzinsen.

So wünschenswert steigende Zinsen für Anleger auch wären: Angesichts der aufgelaufenen und immer noch unbewältigten Schuldenlasten scheint eine Rückkehr zu "normalen Zinshöhen" auf absehbare Zeit unwahrscheinlich. Die Politik des niedrigen Zinses ist vielmehr unverzichtbar für den Fortbestand des Schuldgeldsystems.

Die Zentral-banken werden daher die Zinsen nur leicht ansteigen lassen - auf ein Zinsniveau, bei dem Sparer und Investoren an ihren Schuldpapieren festhalten, und das die Schuldner nicht überfordert.

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Chart links: Quelle: Bloomberg
Chart rechts: Quelle: Thomson Financial. *Indexiert (Januar 2006 = 100)


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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