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Volle Aufmerksamkeit auf China

27.06.2015  |  Robert Rethfeld
Tom Zhang aus Peking wollte sich einem Buick oder einen VW Passat gönnen, bevor er beschloss, seine 300.000 Yuan (ca. 48.000 Dollar) doch lieber am Aktienmarkt anzulegen. Der Anstieg von 300.000 auf 800.000 Yuan in etwas mehr als einem Jahr gab ihm Recht.

"Ich glaube, ich bin gut in diesen Dingen, ich kann noch mehr Geld machen", sagte Zhang, 26. "Warum sollte ich die Henne töten, die goldene Eier legt? Mein Auto kann ich später immer noch kaufen." Konsumenten wie Tom Zhang schieben den Erwerb größerer Anschaffungen auf, um die Rally zu jagen

Quelle: http://www.chinadaily.com.cn/business/motoring/2015-06/11/content_20967458.htm



Einen Tag nach dem Erscheinen dieses Artikels markierte der Shanghai Composite Index sein Bullenmarkthoch (12. Juni 2015). Am Freitag, den 26. Juni fiel der chinesische Leitindex um 7,4 Prozent. Seit dem Hoch am 12. Juni musste der Index einen Rückgang um 20 Prozent hinnehmen. Dort beginnt das Bärenmarkt-Territorium.

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Einen Fall von 20 Prozent innerhalb von neun Handelstagen nennt man einen Crash. Der Bereich von 3.400 Punkten (blaue Linie obiger Chart) bleibt die mit Abstand wichtigste Unterstützung. Dies würde einem Gesamt-Rückgang von 34 Prozent entsprechen. Zwei Drittel des Weges dürften damit zurückgelegt sein. Eine Bodenbildung - und damit eine preisliche Erholung - dürfte Monate dauern.

Es verwundert, mit welch geringer medialer Aufregung dieser Rückgang vonstattengeht. Griechenland - mit der konjunkturellen Bedeutung des Saarlandes - erhält den weitaus größeren Kuchen.

Tom Zhang hat in den vergangenen beiden Wochen viel Geld verloren, so etwa 160.000 Yuan. 640.000 Yuan sind noch vorhanden. Damit könnte er den Passat und auch den Buick kaufen. Allerdings: Psychologisch ist die Situation nicht einfach. Eben noch der strahlende Sieger, jetzt ein aschfahles Gesicht. Die Euphorie ist verflogen, Ängstlichkeit kriecht hoch.

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Im nächsten Stadium dürfte Zhang den Fall der Märkte einfach ignorieren. Er könnte sogar versucht sein, nachzukaufen. Würde sich der Kursrückgang weiter verschärfen, käme Furcht ins Spiel. Aus Furcht wird Verzweiflung, dann Panik. Schließlich - das Geld rennt zwischen den Fingern hindurch - erfolgt die Kapitulation: Game over, alles wird verkauft - am Tief.

Herr Zhang ist sehr mit dem Aktienmarkt beschäftigt, der Autokauf ist derzeit Nebensache. In einem Stadium der Furcht, der Verzweiflung und Panik tritt eine Lähmung ein. Sollte er tatsächlich auf dem Tief verkaufen, dürfte der Autowunsch nicht mehr erfüllbar sein.

So wie Herrn Zhang geht es derzeit Millionen von Chinesen. Die Masse unterliegt der Gesetzmäßigkeit des Euphorie-Panik-Zyklus. Im Jahr 2000 erlebten die Investoren in den USA und Europa ähnliches, genauso wie die Japaner im Jahr 1990.


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