Skizzierung der Energiewende
31.12.2021 | Robert Rethfeld
Die Energiewende steckt voller politischer Absichtserklärungen. Sie wird einerseits bekräftigend enthusiastisch, andererseits skeptisch begleitet. Manchen erscheint der Pfad unklar. Mit dieser Kolumne zum Jahreswechsel 2021/22 möchte ich versuchen, den Weg der Energiewende bis etwa 2030 im Rahmen einer Skizzierung sichtbarer und erfassbarer machen.
Wenig Berührung
Ich schätze, dass etwa 80 Prozent der Menschen bisher keinerlei technische Berührungspunkte mit der laufenden Transformationsphase haben. Eine halbe Million zugelassene vollelektrische PKWs, eine Million installierte Wärmepumpen und zwei Millionen Haushalte mit Solarstrom sind für die Mehrheit der Bürger in einem Land mit 83 Millionen Einwohnern wenig greifbar. Es ist nicht leicht, Vertrauen in einen Transformationsprozess zu gewinnen, der für viele noch nicht vorstellbar ist. Allerdings existieren bereits einige hunderttausend Haushalte, für die das Wechselspiel über alle Jahreszeiten aus PV-Produktion, Wärmepumpennutzung, Einspeichern, Ausspeichern und E-Auto-Laden gelebte Realität darstellt.
Ideallösung
Die theoretische Akzeptanz und auch die Offenheit gegenüber einer Energiepolitik, die eine Verringerung der Nutzung fossiler Brennstoffe zum Ziel hat ist, ist hoch. Wenn die Menschheit allein durch Sonne und Wind mit der benötigten Energie versorgt werden könnte, wer wollte da noch fossile Brennstoffe nutzen? Es läge eine Ideallösung vor, die auf Sicht der nächsten Jahrtausende Gültigkeit haben könnte.
Hohe Investitionen
Aber: Der Kauf oder das Leasing eines E-Autos, die Installation einer Photovoltaik-Anlage, der Einbau eines Stromspeichers oder die Installation einer neuen Heizung bedeutet jeweils eine Investition im fünfstelligen Bereich. Selbst wenn die finanziellen Mittel zur Verfügung stehen, sind die Entscheidungsprozesse vielschichtig. Ohne einen Energieberater geht es kaum. Jede dieser Entscheidungen bedeutet eine Bindung für mehrere Jahre. Entsprechend groß ist die Unsicherheit.
Das gab es schon mal
Der intensive Gebrauch fossiler Energien der vergangenen 250 Jahre hätte nur einen kurzen Abschnitt der Geschichte in Anspruch nehmen müssen, nämlich etwa 50 Jahre von 1850 bis 1900. Anfang des 20. Jahrhunderts fuhren Autos überwiegend elektrisch, genauso wie U-Bahnen, die Tram oder Oberleitungs-Busse. Die Elektrifizierung der Eisenbahnen schritt voran. Das damalige E-Auto war in den USA weitgehend ein Stadtauto mit hochwertiger Ausstattung. Es fuhr leise, kostete aber deutlich mehr als ein Benziner.
Mit Hilfe des Verbrennungsmotors eroberten die Autos ab etwa 1920 auch das Umland und die ländliche Bevölkerung. Im Verlauf der 1920er Jahre ließen das Bedürfnis nach Reichweite, der damit verbundene Ausbau der Überlandstraßen und die Verbrenner-Massenproduktion das E-Auto verschwinden. Der mobile fossile Umweg beschleunigte sich ab den 1920er Jahren, auch weil sich technische Lösungen im Hinblick auf die Reichweitenproblematik nicht abzeichneten. 100 Jahre später dreht sich der Spieß erneut in Richtung Elektromobilität um.
Viel zu wenig
Wie soll die Energiewende funktionieren? Ende 2021 beträgt die installierte Leistung aller PV-Anlagen in Deutschland 50 Gigawatt. Damit werden im Sommer pro Tag etwa 200 bis 300 Gigawattstunden Strom produziert, im Winter zwischen 10 und 50 Gigawattstunden. Diese Zahlen erscheinen abstrakt. Umso wichtiger ist es, dass man sie in Relation zum Verbrauch setzt. Der Nettostromverbrauch (Last) beträgt in Deutschland zwischen 1.300 und 1.600 Gigawattstunden pro Tag (GWh/Tag).
Wir sehen: An keinem Tag im Jahr kann die solare Produktion auch nur annähernd den Verbrauch abdecken.
Auch die Wind-Produktion schafft dies nicht. Ja, einzelne Spitzen können schon mal 1.000 GWh/Tag produzieren und damit zwei Drittel des Stromverbrauchs decken.
Aber die Windspitzen treten unregelmäßig und überwiegend im Winter, Frühling und Herbst auf. Der Sommer wird weitgehend ausgespart.
Immerhin ergibt die Kombination von Solar und Wind ein relativ ausgeglichenes Bild über alle Jahreszeiten.
Wenig Berührung
Ich schätze, dass etwa 80 Prozent der Menschen bisher keinerlei technische Berührungspunkte mit der laufenden Transformationsphase haben. Eine halbe Million zugelassene vollelektrische PKWs, eine Million installierte Wärmepumpen und zwei Millionen Haushalte mit Solarstrom sind für die Mehrheit der Bürger in einem Land mit 83 Millionen Einwohnern wenig greifbar. Es ist nicht leicht, Vertrauen in einen Transformationsprozess zu gewinnen, der für viele noch nicht vorstellbar ist. Allerdings existieren bereits einige hunderttausend Haushalte, für die das Wechselspiel über alle Jahreszeiten aus PV-Produktion, Wärmepumpennutzung, Einspeichern, Ausspeichern und E-Auto-Laden gelebte Realität darstellt.
Ideallösung
Die theoretische Akzeptanz und auch die Offenheit gegenüber einer Energiepolitik, die eine Verringerung der Nutzung fossiler Brennstoffe zum Ziel hat ist, ist hoch. Wenn die Menschheit allein durch Sonne und Wind mit der benötigten Energie versorgt werden könnte, wer wollte da noch fossile Brennstoffe nutzen? Es läge eine Ideallösung vor, die auf Sicht der nächsten Jahrtausende Gültigkeit haben könnte.
Hohe Investitionen
Aber: Der Kauf oder das Leasing eines E-Autos, die Installation einer Photovoltaik-Anlage, der Einbau eines Stromspeichers oder die Installation einer neuen Heizung bedeutet jeweils eine Investition im fünfstelligen Bereich. Selbst wenn die finanziellen Mittel zur Verfügung stehen, sind die Entscheidungsprozesse vielschichtig. Ohne einen Energieberater geht es kaum. Jede dieser Entscheidungen bedeutet eine Bindung für mehrere Jahre. Entsprechend groß ist die Unsicherheit.
Das gab es schon mal
Der intensive Gebrauch fossiler Energien der vergangenen 250 Jahre hätte nur einen kurzen Abschnitt der Geschichte in Anspruch nehmen müssen, nämlich etwa 50 Jahre von 1850 bis 1900. Anfang des 20. Jahrhunderts fuhren Autos überwiegend elektrisch, genauso wie U-Bahnen, die Tram oder Oberleitungs-Busse. Die Elektrifizierung der Eisenbahnen schritt voran. Das damalige E-Auto war in den USA weitgehend ein Stadtauto mit hochwertiger Ausstattung. Es fuhr leise, kostete aber deutlich mehr als ein Benziner.
Mit Hilfe des Verbrennungsmotors eroberten die Autos ab etwa 1920 auch das Umland und die ländliche Bevölkerung. Im Verlauf der 1920er Jahre ließen das Bedürfnis nach Reichweite, der damit verbundene Ausbau der Überlandstraßen und die Verbrenner-Massenproduktion das E-Auto verschwinden. Der mobile fossile Umweg beschleunigte sich ab den 1920er Jahren, auch weil sich technische Lösungen im Hinblick auf die Reichweitenproblematik nicht abzeichneten. 100 Jahre später dreht sich der Spieß erneut in Richtung Elektromobilität um.
Viel zu wenig
Wie soll die Energiewende funktionieren? Ende 2021 beträgt die installierte Leistung aller PV-Anlagen in Deutschland 50 Gigawatt. Damit werden im Sommer pro Tag etwa 200 bis 300 Gigawattstunden Strom produziert, im Winter zwischen 10 und 50 Gigawattstunden. Diese Zahlen erscheinen abstrakt. Umso wichtiger ist es, dass man sie in Relation zum Verbrauch setzt. Der Nettostromverbrauch (Last) beträgt in Deutschland zwischen 1.300 und 1.600 Gigawattstunden pro Tag (GWh/Tag).
Quelle: EnergyCharts / Wellenreiter-Invest
Wir sehen: An keinem Tag im Jahr kann die solare Produktion auch nur annähernd den Verbrauch abdecken.
Auch die Wind-Produktion schafft dies nicht. Ja, einzelne Spitzen können schon mal 1.000 GWh/Tag produzieren und damit zwei Drittel des Stromverbrauchs decken.
Quelle: EnergyCharts / Wellenreiter-Invest
Aber die Windspitzen treten unregelmäßig und überwiegend im Winter, Frühling und Herbst auf. Der Sommer wird weitgehend ausgespart.
Immerhin ergibt die Kombination von Solar und Wind ein relativ ausgeglichenes Bild über alle Jahreszeiten.