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Mausefallenwährung

01.07.2015  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Der Euro ist eine Mausefallenwährung: Man kommt hinein, indem man die eigene Währung gegen die Einheitswährung aufgibt. Doch dann kommt man nicht mehr heraus, selbst wenn man will.

Nein, am Fall Griechenlands lässt sich diese Wahrheit nicht ablesen. Die Griechen können und wollen ihre Staatsschulden nicht zurückzahlen, scheuen Reformen ihres korrupten Staatsgebildes, haben aber prinzipiell nicht das Verlangen, die Einheitswährung loszuwerden. In vielen anderen Euro-Ländern verhält es sich im Grunde wohl nicht viel anders.

Netto-negativ: Immer weniger Gold für den Euro

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Anzahl der Feinunzen Gold, die man mit einem US-Dollar, einem Euro kaufen kann.
Die Serien sind indexiert (Januar 1975 = 1). Je kleiner (größer) der Wert, desto weniger (mehr) Goldunzen erhält man für einen US-Dollar beziehungsweise für einen Euro.
Chart: Thorsten Polleit; Quelle: Bloomberg, eigene Berechnungen.


Viele Bürger wurden davon überzeugt, dass der Euro für sie netto-positiv sei - verglichen mit den Alternativen. Denn ohne den Euro brächen ihre Volkswirtschaften zusammen, würde der Zustrom aus dem staatlichen Füllhorn, von dem so viele wirtschaftlich abhängig sind, versiegen.

Gleichzeitig sind diejenigen, die die Zwangsumverteilerei im Euro-Raum zahlen müssen, überzeugt worden, dass es sich auch für sie lohnt, den Euro zu retten. Obwohl der Euro für sie netto-negativ ist, sind sie nicht willens, wirkungsvoll Widerstand zu formieren, um dem Spuk ein Ende zu machen.

Schon gar nicht die Deutschen. Sie geben weiterhin den politischen Kräften, die sie mit großen Versprechungen in den Euro hineingetrieben haben, brav ihre Zustimmung.

Nun hat das, was sich aktuell abspielt, eine lange Vorgeschichte.

Das Bestreben, ein europäisches Einheitszentralstaatsgebilde mit dem Namen "Vereinigte Staaten von Europa" zu schaffen, gibt es schon lange. Bereits in den römischen Verträgen aus dem Jahr 1957 findet sich das Ziel, eine immer stärkere Zusammenarbeit voranzubringen ("an ever closer union"). Die Vision, eine Einheitswährung in Europa zu schaffen, reicht ebenfalls weit zurück; es sei hier beispielhaft auf den deutschen Vorstoß zur Schaffung einer "Wirtschafts- und Währungsunion“ aus dem Jahr 1969 verwiesen.

Der politische Wunsch nach einer Einheitswährung ist verständlich: Es ist die denkbar wirksamste Kraft, um zum Ziel zu gelangen. Sie ist eine Umklammerung, aus der sich im Grunde niemand mehr herauswinden kann. Die Euro-Einheitswährung ist nicht zufällig ungedeckt und politisch monopolisiert. Mit einem solchen "Fiat"-Einheitsgeld lässt sich nämlich das Großstaatsprojekt besonders gut antreiben.

Die Schuldenwirtschaft, die es antreibt, und die Krisen, für die es sorgt, verschieben die Macht aus den nationalen Parlamenten hin zur Einheitszentralbank, der Europäischen Zentralbank (EZB), die de facto dem Zugriff der Euro-Bürger entzogen ist - den Euro-Gründungsvätern sei Dank.

Die oberste Geldbehörde, nicht die nationalen Parlamente, bestimmt, wo es lang geht; welche Staaten und Banken über Wasser gehalten werden und welche nicht und welche Industrien Kredit bekommen und welche nicht. Die EZB macht damit nicht nur Geld-, sondern auch Industrie-, Struktur- und eben Lenkungspolitik.

Wer aus verschiedenen Staaten einen und diesen einen richtig groß machen will, dem sind viele Währungen natürlich ein Dorn im Auge. Währungsvielfalt erschwert es nun einmal, die elektronische Notenpresse in den politischen Dienst zu stellen. Im Euro-Raum wurde durch die Euro-Einführung der lästige Währungswettbewerb nach einem langwierigen Verfahren endgültig erfolgreich ausgeschaltet.

Diesen Erfolg wird man nicht leichtfertig aufs Spiel setzen - etwa indem man ein Land, beispielsweise sei Griechenland genannt - aus dem Euro-Raum entlässt.

Was sich in Europa machen lässt, lässt sich auch über Ozeane und Kontinente hinweg weitertreiben: Währungskoordination, Wechselkursabkommen und, als Krönung dieser Anstrengungen, eine Einheitsweltwährung mit Einheitsweltzentralbank.

Es ist zu hoffen, dass das Ziel der Reise, auf der sich die Völker befinden, nicht erreicht wird - denn sonst gibt es irgendwann die Mausefallenweltwährung und, passend dazu, den Mausefallenweltstaat.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: www.thorsten-polleit.com



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