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Falsche Theorien, falsche Versprechen

11.07.2015  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Falsche ökonomische Theorien befördern falsche Versprechungen und falsche Politiken. Man kommt daher nicht umhin, sich mit ihnen eingehend auseinanderzusetzen.

Betrachten Sie einmal die folgenden Aussagen: Die gewählte Regierung handelt im Interesse des Gemeinwohls. Dass der Staat Steuern erhebt, ist richtig und notwendig, weil es gerechtere Verhältnisse in der Gesellschaft schafft. Eine Einheitswährung in Europa ist besser als viele kleine Währungen. Die Zentralbank muss den Zins absenken, muss mehr Kredit und Geld in Umlauf bringen, damit die Volkswirtschaft wachsen kann. Die Preise dürfen nicht fallen, denn das wäre schädlich für Wachstum und Beschäftigung. Mindestlöhne dienen den Beschäftigten.

Vermutlich haben Sie, verehrte Leser, verehrte Leserinnen, den ein oder anderen Satz schon hier oder da einmal gelesen oder gehört. Klingen sie nicht alle überzeugend? Oder sehen Sie das anders? Wie auch immer Ihre Antwort ausfällt, eines lässt sich mit Sicherheit sagen: Ob Sie die voranstehenden Aussagen als richtig oder falsch ansehen, hängt ab von der Theorie (oder Idee), die Sie verwenden. Unter einer Theorie ist - ganz allgemein gesprochen - zu verstehen, wie die Dinge zusammengehören, beziehungsweise wie Dinge beeinflusst werden von wieder anderen Dingen.

Was immer wir Menschen auch denken, wie immer wir auch handeln: Stets ist eine Theorie am Werke. Es gibt schlichtweg für uns Menschen kein Erfassen der Realität, ohne dass wir eine Theorie an- und verwenden. Wer beispielsweise meint, dass Mindestlöhne richtig und gut seien, der hat eine ganz bestimmte Theorie im Kopf. Gleiches gilt für alle die, die meinen, dass sinkende Preise schlecht für die Volkswirtschaft sind; oder diejenigen, die meinen, dass ein Herabdrücken der Zinsen Wachstum und Beschäftigung schaffe.

Woher stammen die Theorien? Die meisten Menschen (er-)lernen sie von ihren Eltern, in der Schule, in der Ausbildung. Aber auch durch Lesen von Literatur, durch das Ansehen von (Hollywood-)Filmen, vor allem aber vermutlich aus der Tagespresse, durch die Politikerkommentare, von den gesellschaftlichen Wortführern, den "Intellektuellen".

Die meisten Menschen übernehmen Meinungen von solchen Menschen, die als "Autoritäten" angesehen werden. Sie verlassen sich gewissermaßen darauf, dass man sich in bestimmten "komplexen" Themengebieten auf "ausgewiesene Experten" verlassen kann und soll - und folgen deren Vorgaben.

So erklärt sich beispielweise auch, dass die Mehrheit der deutschen Bevölkerung (ganz offensichtlich) die Bundesregierung darin unterstützt, alles zu tun, um den Euro zu "retten". Es erklärt, warum man keine Demonstrationen in den Straßen sieht, die gegen die Anleihekäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) protestieren. Es erklärt auch, dass es in den meisten Euroraum-Ländern bislang keinen "Bank-Run" gegeben hat, dass viele Menschen weiterhin (ungeachtet der jüngsten Erschütterungen) ihre Ersparnisse in Euro-Schuldpapiere, ausgegeben von Staaten und Banken, stecken.

Die Frage, die sich an dieser Stelle aufdrängt, lautet: Was ist die richtige Theorie? In der Volkswirtschaftslehre sind (Hauptstrom-) Ökonomen meist zögerlich, eine konkrete, abschließende Antwort zu geben. Sie werden vermutlich so etwas sagen wie: Es kommt darauf an, wie zum Beispiel: Es kann sein, dass eine Ausweitung der Geldmenge der Volkswirtschaft hilft, aber nur dann, wenn die Geldmengenausweitung nicht zu hoch ausfällt. Oder: Die Zentralbank kann die Wirtschaft durch Zinssenkungen beleben, aber nur, wenn die Zinssenkungen nicht zu lange anhalten.

Es wird relativiert. Heutzutage scheuen sich viele Ökonomen anzuerkennen, dass es ökonomische Gesetzmäßigkeiten gibt, dass es im Bereich des Wirtschaftens so etwas wie eherne Gesetze gibt (ähnlich wie in den Naturwissenschaften): Ein Stein fällt auf den Boden; oder: Licht breitet sich im Vakuum mit einer universellen Geschwindigkeit aus. Die modernen Ökonomen sind der Meinung, derartige unverrückbare Gesetzmäßigkeiten lassen sich in der Volkswirtschaft nicht antreffen. Man müsse vielmehr ausprobieren, müsse testen, ob eine bestimmte (Politik-) Maßnahme diese oder jene (erhoffte) Konsequenz habe.

Der "Nicht-Experte" befindet sich damit in einer besonders schwierigen Situation: Wie soll ein "Nicht-Experte" entscheiden, was eine richtige, was eine falsche ökonomische Theorie ist? Wenn "Experten" diese oder jene Politikmaßnahme befürworten, so muss das doch akzeptabel und unterstützungswürdig sein? Und wenn eine Politikmaßnahme Gutes verspricht (wie beispielsweise den Euro zu "retten"), wer wollte sich ihr engstirnig, als ewig gestriger in den Weg stellen?

Man sieht gleich: Die "Mehrheitsmeinung", die Ökonomen verbreiten, gerät allzu leicht zu einem Meinungs-Zwangskorsett, dem sich die meisten Menschen, die weder die Zeit noch das Interesse an ökonomischen Diskussionen haben, nicht (oder nur schwerlich) entziehen können.

Dass die richtigen ökonomischen Theorien im öffentlichen Diskurs angeboten werden und sich auch durchsetzen, ist daher von allergrößter Bedeutung für alle, die frei und ungegängelt ihr Leben gestalten wollen. Ökonomische Theorien betreffen nämlich nicht nur einzelne Gesellschaftsgruppen, sondern die Gesellschaft insgesamt. Sie haben sozusagen eine größtmögliche Einwirkungskraft. Sie stellen die Grundlage für (Politik-) Maßnahmen dar, die die Lebensgeschicke vieler Menschen maßgeblich und nachhaltig betreffen. Doch wie und wo lässt sich ökonomischer Sachverstand einholen?

Um die Frage kurz zu beantworten: Beschäftigen Sie sich mit der "Österreichischen Schule der Nationalökonomie". Die Lehre dieser ökonomischen Denktradition kennenzulernen ist denkbar einfach. Besuchen Sie beispielsweise die Website des Ludwig von Mises Institut in Auburn, US Alabama: www.mises.org. Oder besuchen Sie die Website des Ludwig von Mises Institut Deutschland: www.misesde.org. Hier erhalten sie kostenfrei Zugang zu aktuellen Lesebeiträgen, aber auch Büchern und Videos, die Ihnen in verständlicher Art und Weise solides ökonomisches Wissen vermitteln - Wissen, das Ihnen erlaubt, vermeintlich komplexe Themen zu verstehen und informierte Entscheidungen zu treffen. Sie werden sehen: Es lohnt sich!


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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