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Wochenanalyse 23. KW

07.06.2004  |  Robert Hartmann
GOLD

               

Die wegen des Pfingstmontages verkürzte Handelswoche (31.5. - 3.6.2004) brachte eine Konsolidierung am Goldmarkt. Die Kursgewinne der vorangegangenen Handelstage fielen teilweise einer Korrektur zum Opfer. Dennoch kam es kurz vor dem Wochenschluss im New Yorker Geschäft zu einer deutlichen Erholung.


Rückblick

Die fundamentale Nachrichtenlage für den Goldmarkt ist derzeit von rundherum positiven Meldungen geprägt. Im aktuellen Kursniveau finden diese Neuigkeiten jedoch keinen Niederschlag. Die Schwankungsbreite der Goldnotierung reichte im Berichtszeitraum von 385,25 US$ bis 398,25 US$ pro Feinunze. Unsere Longposition fiel dem scharfen Kurseinbruch kurz nach der Veröffentlichung der amerikanischen Arbeitsmarktdaten am Freitagnachmittag zum Opfer. Nachdem die Anzahl der neu geschaffenen Stellen mit 248.000, und somit weit oberhalb der Analystenschätzungen gemeldet wurde, setzten massive Dollarkäufe ein. Der Greenback verteuerte sich binnen Sekunden um mehr als ein Prozent. Im Gleichschritt gab das gelbe Metall um mehr als fünf Dollar pro Feinunze ab und sorgte somit für die Ausführung unserer Stopporder bei 385,50 US$. Natürlich ist es ärgerlich, nahe der Tiefsstände ausgestoppt zu werden, in unserer mehr als 20-jährigen Erfahrung im Edelmetallhandel hat sich jedoch mehrfach bewiesen, dass eine Grundlage erfolgreichen Handeln eine außerordentliche Disziplin voraussetzt. Nun, im weiteren Handelsverlauf drehte sich das Bild. Der Euro sprang gegen den US-Dollar auf ein Tageshoch über 1,23. Folgerichtig legte der Goldpreis einen Zwischenspurt an, und überstieg zum Handelsschluss die Marke von 391 US$. Die Aktivitäten unserer Kunden haben sich merklich belebt. Die Nachfrage konzentrierte sich dabei bei den Goldmünzen zur Kapitalanlage auf den südafrikanischen Krügerrand sowie den australischen Känguruh. Bei den Goldbarren waren vor allem die Gewichtseinheiten eine Unze (31,10 Gramm), 100 Gramm und 1000 Gramm gesucht. Das Verhältnis unserer Ankäufe zu den Verkäufen hat sich nicht verändert und beträgt nach wie vor rund eins zu neun. Es erreichten uns lediglich einige wenige Goldmünzensammlungen aus Erbschaften.

In der heutigen Ausgabe der süddeutschen Zeitung meldet sich unter anderem Michael Lewis von der Deutschen Bank London zu Wort. Er stellt die ausgeprägte Korrelation zwischen dem Goldpreis und dem US-Dollar heraus. Dies ist auch der Grund für seine langfristig positive Einschätzung des gelben Metalls, da Lewis eine weitere Abschwächung der US-Valuta erwartet. Zudem wird noch auf die weiterhin fragile Sicherheitslage nach den Anschlägen im Irak und auf einen saudi-arabischen Ölkomplex zeigte.

Die Vereinigung der Goldproduzenten, der World Gold Council (WGZ) sieht weiterhin eine durchweg positive Entwicklung der weltweiten Goldnachfrage. Nach Darstellung des Sprechers James Burton hat die physische Nachfrage in den vergangenen drei Monaten stark zugenommen. Weltweit erhöhte sich der Absatz um rund zwölf Prozent. In Indien erhöhte sich dabei der Umsatz mit Goldschmuck um rund 25 Prozent. Im Land des bedeutendsten Goldimporteurs der Welt gilt Schmuck als eine Art Ersatzzahlungsmittel und Absicherung für Krisenzeiten. Im nahen und mittleren Osten belebte sich das Geschäft um durchschnittlich 22 Prozent. Gold als "sicherer Hafen" in Krisenzeiten fand vor allem in der Türkei, Kuwait und Dubai reißenden Absatz. In Saudi-Arabien wurden im ersten Quartal 39,70 Tonnen Gold nachgefragt, eine Steigerung von knapp 13% zum Vorjahreszeitraum.

Das unabhängige Analystenteam von Gold Field Mineral Services in London stellte zu Wochenbeginn seinen Bericht zu den Hedging-Aktivitäten der Goldminen vor. Im ersten Quartal dieses Jahres verringerten sich demnach die vorab verkauften Positionen um weitere 2,7 Millionen Unzen Gold, eine Steigerung von nahezu 100 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auffallend war in diesem Zusammenhang vor allem, dass die Positionen durch Lieferungen aus der aktuellen Produktion, und nicht durch externe Zukäufe geschlossen wurden. Die weltweite Förderung sank im Zeitraum Januar bis April um 3,5% auf 18,60 Millionen Unzen.


Ausblick

Der Goldpreis entwickelte kaum Eigenleben und war wesentlich von den Entwicklungen am Devisenmarkt abhängig. Ohne bedeutende äußere Einflüsse wird sich dies in den kommenden Wochen kaum ändern. Beim Goldpreis gegen Euro rechnen wir daher mit einer Seitwärtsbewegung zwischen 10.200 und 10.600 Euro pro Kilogramm. Wie schon in unserer letzten Wochenanalyse an gleicher Stelle erwähnt, haben wir sämtliche Dollarbestände bei Kursen unter 1,20 verkauft, und rechnen weiterhin mit einem nachgebenden Dollar. Dies sollte den Goldpreis unterstützen.


Charttechnik

Die Unterstützungszone zwischen 388 US$ und 390 US$ hat auf Tages- und Wochenschlusskursbasis gehalten und erweist sich daher immer mehr als eine bedeutende Linie. Ungeachtet der scharfen Korrektur der vergangenen Wochen notiert das Gold nach wie vor oberhalb seiner langfristigen Aufwärtstrendlinie, die derzeit bei rund 369 US$ verläuft. Die wichtigsten Indikatoren drehen auf Wochenbasis bereits wieder nach oben. Die überverkaufte Marktlage wurde inzwischen etwas abgebaut. Das Fazit ist klar: an kursschwachen Tagen eignet sich Gold weiterhin zum Kauf. In einem breit aufgestellten und diversifizierten Portfolio darf Gold in einer Größenordnung von fünf bis zehn Prozent nicht fehlen.



Silber

               

Der Kursverlauf des Silbers war einmal mehr eine Enttäuschung. Dabei eröffnete das weiße Metall den Handel am Montag noch bei 6,10 US$ pro Feinunze. Kurz nach der Eröffnung am Dienstag sorgten Verkäufe von spekulativ orientierten Fonds für einen Test der Marke von 6 US$. Der erste Anlauf wurde abgewehrt und es folgte eine Erholung Richtung 6,15 US$. Am Mittwoch waren die Fonds erfolgreicher in Ihrem Versuch, das Silber unter 6 US$ zu drücken. Die anschließenden Stopporders anderer Marktteilnehmer führten zu Tiefstkursen um 5,82 US$. Das Wochentief wurde wie bei Gold am Freitag nach der Veröffentlichung der amerikanischen Arbeitsmarktdaten mit 5,71 US$ erreicht. Unsere Kunden haben weiterhin ihre Positionen im physischen Silber aufgestockt. Einige Orders erreichten uns zudem von Neukunden. Gesucht waren ausnahmslos Silberbarren in den Gewichtseinheiten 1000 Gramm und 5000 Gramm sowie Silbermünzen eine Unze Kookaburra. Das charttechnische Bild des Silbers ist nach wie vor angeschlagen. Unterstützung erfährt die Notierung bei rund 5,50 US$ pro Feinunze, Widerstände haben sich bei 6,10 US$ und 6,25 US$ herausgebildet. Wir empfehlen weiterhin, den Anteil an Silber in einem physischen Edelmetallportfolio mit maximal 20 Prozent zu gewichten. Die geringere monetäre Bedeutung und vor allem die in Deutschland fällige Mehrwertsteuer sind die belastenden Faktoren, währenddessen der Hebel in einer echten Krisensituation sicherlich höher ist als bei Gold.



Platin und Palladium

Zu den übrigen weißen Metallen Platin und Palladium erreichten uns keine nennenswerten fundamentalen Neuigkeiten. Das Platin konnte im Wochenvergleich konnte seine Kursgewinne der Vorwoche halten und pendelte sich bei rund 830 US$ pro Feinunze ein. Palladium bleibt auf dem aktuellen Preisniveau um 250 US$ pro Feinunze gut nachgefragt. Gesucht wurden Barren in den Gewichtseinheiten 50 Gramm, 100 Gramm und 500 Gramm. Diese Umsätze gehen wohl aus Empfehlungen in mehreren Anlegermagazinen, wie zum Beispiel dem „Smart Investor“, hervor. Im Unterschied zu Gold und Silber haben diese Metalle keinerlei monetäre Geschichte. Es handelt sich hier um Industriemetalle, die hauptsächlich in der Katalysatoren- und Dentalindustrie eingesetzt werden. Amerikanische Hedgefonds benutzen diese Märkte oftmals als „Spielball“. Kurzfristig bleibt die weitere Kursentwicklung bei Platin und Palladium kaum seriös zu prognostizieren. Wir haben uns dennoch kleinere Handelsbestände an Palladium angeschafft.


© Robert Hartmann
pro aurum GmbH & Co. KG, Grillparzerstraße 46, 81675 München


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