Wien, El Nino und der Ölpreis
07.08.2015 | Robert Rethfeld
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Die untere Trendlinie verläuft bei etwa 30 US-Dollar mit steigender Tendenz. Halten wir fest, dass die 40-Dollar-Marke eine enorme Unterstützung darstellt. Im Extremfall würde die 30-Dollar-Marke die untere Begrenzung bilden.Wie sind die Händler am Terminmarkt für die Ölpreis positioniert? Die so genannten Commitment of Traders (CoT-) Daten geben Aufschluss. Wir schrieben in der jüngsten Montagsausgabe zu den Öl-CoT-Daten: "Die Absicherungen wurden zwar zurückgefahren, erreichen aber noch nicht frühere Werte. Auch die Fonds-Manager sind noch netto-long positioniert. Insofern fällt es schwer, für den Ölpreis an dieser Stelle ein Tief zu erkennen."
Hinzu kommt, dass die Kleinspekulanten nicht aufgeben (folgender Chart).
Ihre Positionierung liegt nahe null. Die Netto-Positionierung müsste auf minus 10.000 bis minus 20.000 fallen, damit eine Kapitulation zustande kommt.
Gleiches würden wir annehmen - nämlich eine Kapitulation -, wenn die Fondsmanager ihre Netto-Positionierung in die Nähe der Nulllinie bringen würden (von derzeit plus 100.000) und gleichzeitig die Produzenten und Swap-Dealer ihre Absicherung so herunterfahren würden, dass sie aus ihren Netto-Short-Positionierungen herauskämen.
Ein Ölpreistief könnte somit durch ein Treffen der Produzenten, Swap-Händler und Fondsmanager an der Null-Linie zustande kommen.
Die wichtige 40-Dollar-Marke ist auf dem obigen Monatschart blau eingezeichnet. WTI-Crude notiert aktuell knapp 5 Dollar darüber.
Fazit:
Das El-Nino-Phänomen begünstigt einen schwachen Ölpreis. Aus Sicht der Terminmarkt-Daten liegt noch kein belastbares Tief für WTI-Crude vor. Aus Sicht der Langfristperspektive kommt der 40-Dollar-Marke eine enorme Bedeutung zu. Davon ist WTI Crude knapp 5 Dollar entfernt. Wir rechnen damit, dass der Ölpreis diese Marke ansteuert. Würden sich Produzenten, Swap-Händler und Fonds-Manager in dem Moment, in dem WTI Crude die 40 Dollar-Marke erreicht, an der Null-Linie treffen, wäre die Gelegenheit für die Ausbildung eines langfristigen Tiefpunktes günstig.
Im Sinne des Aufwärtstrendkanals besteht ein Restrisiko eines Falls auf die Marke von 30 US-Dollar. Wir sind allerdings davon überzeugt, dass die 40-Dollar-Marke eine Beton-Unterstützung ist, die mit viel Power gebohrt werden müsste, um zu fallen. An dieser Marke werden eine ganze Reihe Marktteilnehmer long gehen, Shorts werden ihre Positionen auflösen. Deshalb sollte die 40-Dollar-Marke - oder einen Touch darunter - eine sehr gute Unterstützung bieten.
Auch wenn die Wiener jetzt Klimageräte kaufen: Die Hitze in Mitteleuropa reicht nicht aus, um den Ölpreis zu treiben. Die OPEC - mit subventioniertem Sitz in Wien - würde sich dies sicherlich wünschen. Verhältnisse wie in den USA, wo Klimageräte Standard sind, haben wir nicht. Manche sagen noch nicht. Man sollte nicht verkennen, dass der aktuelle Hitzesommer in Mitteleuropa auf eine spezielle Wettersituation zurückzuführen ist, wie sie keineswegs in jedem Sommer vorkommt. Normale, auch unterkühlte Sommer dürften weiterhin auf der Tagesordnung stehen.
© Robert Rethfeld
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