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"Krisenzeiten" und Goldpreis

16.08.2015  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Gold ist das ultimative Zahlungsmittel. Es gibt keinerlei Anzeichen, dass das Gold diese Funktion eingebüßt hätte.

Nein: Das, was sich derzeit in den Finanzmärkten zeigt, sind keine "Krisenzeiten". Selbst die Erschütterungen in den Jahren 2008/2009 verblassen im Vergleich mit historischen "Krisenzeiten".

Beispielsweise fielen die US-Aktienkurse im Zuge der "Großen Depression" um etwa 89 Prozent. Zum Vergleich: Der Aktienmarkteinbruch von Ende 1999 bis Herbst 2002 betrug "nur" 34 Prozent, der von Ende 2007 bis Anfang 2009 "nur" etwa 50 Prozent. Von 1929 bis 1933 fiel das amerikanische Volkseinkommen um etwa 26 Prozent. 2008 schrumpfte die US-Wirtschaft um 0,3 Prozent, 2009 um 2,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. (Zum Vergleich: Deutschland wuchs 0,8 in 2008 und schrumpfte 5,6 Prozent in 2009).

Auch der Blick auf die historischen Schwankungen der Aktienkurse zeigt, dass die Kursschwankungen der letzten Jahre deutlich niedriger waren als beispielsweise in den 1970er oder 1980er Jahren. Die Schwankungen des Goldpreises waren ebenfalls jüngst deutlich niedriger als zu Beginn der 1970er und 1980er Jahre. (Zu beachten ist, dass der Goldpreis zuvor ein Äquivalent des US-Dollar war und daher nicht schwankte, abgesehen von einigen Änderungen der US-Dollar-Goldparität.)

Es liegt vermutlich an der langen Phase relativ hoher Wirtschaftsstabilität und der zunehmenden Wohlstandsverwöhntheit in den westlichen Volkswirtschaften, dass die Geschehnisse der letzten Jahre als "große Krise" wahrgenommen und interpretiert werden. Doch die historischen Erfahrungen legen eine andere Sichtweise nahe - dass nämlich die allerorten beklagte "Krise" immer noch als eine Phase der relativen Stabilität anzusehen ist. Diese Einsicht ist bedeutsam, insbesondere für die vielfach gestellte (naive) Frage: "Ist Gold noch eine Krisenwährung?".

Gold ist das ultimative Zahlungsmittel. Es hat einen Jahrtausende währenden "Track-Record" vorzuweisen. Kein anderes Gut hat die Geldfunktion so gut und verlässlich ausgeübt wie das gelbe Metall (begleitet von Silber und zuweilen auch Kupfer).

Das Edelmetallgeld war gewissermaßen das "natürliche Geld" und wurde, wann immer die Menschen die Freiheit hatten, als bevorzugtes Geld gewählt. Das ungedeckte Papiergeld gibt es erst seit dem 15. August 1971, also erst 44 Jahre, und diese Zeitspanne ist kein Hinweis darauf, dass das ungedeckte Papiergeld dauerhaft bestehen kann. (So stellte sich beispielsweise nach 40 Jahren die Deutsche Demokratische Republik als gescheitert heraus - und das war für nicht wenige durchaus überraschend.)

Man sollte Gold als das langfristig beste, über Jahrtausende bewährte Geld ansehen. Es hat kein Zahlungsausfallrisiko und kann nicht, wie das ungedeckte Papiergeld, von den Staaten entwertet werden. Gold ist auch eine Portfolio-Versicherung. Goldhalter sollten sich nicht vom kurzfristigen Auf und Ab ablenken und verunsichern lassen. Im Grunde sind die Bedingungen für einen steigenden Goldpreis längst gegeben:

Die Geldpolitiken sorgen mit ihrer Niedrigzinspolitik für eine kolossale Blase, weitreichende Fehlleitungen von Kapital und ein Anwachsen der Schuldenlasten. Auch das wird sein Ende finden. Die Politik kann bekanntlich ökonomische Gesetze nicht außer Kraft setzen.

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Chart links: Quelle: Bloomberg
Chart rechts: Quelle: Bloomberg; eigene Berechnungen. *Ein-Monatsveränderungen, auf Jahresrate hochgerechnet


Wer sich einen Überblick über die Preisschwankungen auf den Finanzmärkten verschaffen möchte, sei auf den Artikel von Gerlach, S. et al., 150 years of financial market volatility (September 2006) verwiesen. Den Artikel finden sie hier.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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