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Der 1.200-Dollar-Trugschluss - Produktionskosten für Gold in Wahrheit viel geringer

20.08.2015  |  Adam Hamilton
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Goldminen stellen allerdings zeitlich begrenzte Assets dar, da alle Lagerstätten irgendwann erschöpft sind. Um also das Fortbestehen des Unternehmens zu sichern, müssen die Minengesellschaften kontinuierlich neues Gold finden, das sie fördern können. Dafür sind umfangreiche und sehr kostspielige Explorationsarbeiten nötig. Der World Gold Council stellte daher im Juni 2013 eine neue Maßzahl für den Goldbergbau vor: Die All-In Sustaining Costs, die viel mehr Posten umfassen, als die Cashkosten.
 
Zusätzlich zu den direkten Cashkosten fließen in die All-In Sustaining Costs (AISC) auch die allgemeinen Verwaltungsaufwendungen des Unternehmen mit ein, sowie alle Kosten, die entstehen, um das aktuelle Produktionsniveau aufrechtzuerhalten und die Reserven aufzufüllen. Zu den wichtigsten zusätzlichen Posten zählen dabei neben Rückgewinnung und Rekultivierung alle Investitionskosten sowie Aufwendungen für Exploration und Minenentwicklung, die nötig sind, um das derzeitige Produktionsniveau auch in Zukunft sicherstellen zu können. Die AISC sind also zweifellos die aussagekräftigere Maßzahl.
 
Wenn die Pessimisten behaupten, die Goldunternehmen könnten nur bei Goldpreisen von mindestens 1.200 Dollar überleben, dann beziehen sie sich auf die All-In Sustaining Costs. Doch auch diese lagen im zweiten Quartal 2015 vor den durch die Leerverkäufe verursachten Turbulenzen im Schnitt deutlich unter der Marke von 1.200 US-Dollar je Unze. Die ersten 17 der GDX-Unternehmen verbuchten durchschnittlich AISC in Höhe von 936 Dollar, die nächsten 17 standen mit einem Durchschnitt von 857 Dollar sogar noch besser da.
 
Selbst ein Goldpreis von 1.000 Dollar je Unze wäre also für die Überlebensfähigkeit des Goldbergbaus noch gar kein Problem - und eine derartige Kursentwicklung ist, wie schon gesagt, sowieso extrem unwahrscheinlich, weil Gold in Folge von Deckungskäufen zum Glattstellen der enormen Anzahl an Short-Positionen bald sprunghaft steigen wird. Sicherlich gibt es Produzenten mit höheren und Produzenten mit niedrigeren Kosten, doch für den Industriezweig im Ganzen gilt, dass die aktuelle Produktionsleistung auch bei einem Goldpreis von weit unter 1.000 US-Dollar je Unze noch nachhaltig ist. Die angebliche Bedrohung, die sich in den derzeitigen Kursen der Goldaktien widerspiegelt, existiert in Wirklichkeit gar nicht.
 
Das Juniquartal 2015 war mit Sicherheit auch keine Ausnahme bezüglich der AISC. Die meisten Goldunternehmen veröffentlichen die geschätzten AISC für das Gesamtjahr. Weil die Investoren aufgrund der niedrigen Goldpreise sehr auf die Kostenstruktur der Unternehmen achten, sind diese bei der Schätzung ihrer AISC meist recht konservativ, um Enttäuschungen zu vermeiden. Doch die Vorhersagen der AISC für das ganze Jahr decken sich bei den Hauptproduzenten mit den tatsächlichen Ergebnissen des zweiten Quartals!
 
Die zur Zeit sehr günstige Kostenstruktur der Goldminen im Vergleich zum Goldpreisniveau schlägt sich auch in ihren Barmittelbeständen nieder. Diese entsprechen bei einem Großteil der Unternehmen einem beachtlichen Anteil ihrer Gesamt-Marktkapitalisierung! Das bedeutet, dass diese Minengesellschaften es sich viele Quartale lang leisten könnten, Verluste zu machen, auch wenn das bei einem Goldkurs von mehr als 950 Dollar gar nicht zur Debatte steht.
 
Was noch besser ist: Die Barmittelbestände sind innerhalb des letztens Quartals aufgrund hoher positiver Cashflows in diesem Sektor recht schnell gestiegen. Wenn ein Unternehmen im normalen Betrieb einen hohen Cashflow generiert, ist das Risiko einer Pleite praktisch gleich Null. Viele der besten Unternehmen des GDX meldeten einen hohen operativen Cashflow im Verhältnis zu ihren derzeitigen Barmittelbeständen und sogar zu ihrer Marktkapitalisierung.
 
Positive Cashflows sind genau das, was zu erwarten ist, wenn das Goldpreisniveau deutlich über den Produktionskosten liegt. In dieser Tabelle habe ich keine einzige Minengesellschaft entdeckt, die bei ihren Operationen Geld verloren hätte. Trotz der extrem negativen Stimmung bezüglich der Goldaktien, weisen die Unternehmen des Sektors noch immer einen starken, positiven Cashflow auf. Sie sind nicht nur in der Lage, Preise von weniger als 1.200 Dollar je Unze zu überleben, sie blühen zur Zeit regelrecht auf!
 
Leider sind sich nur wenige Investoren und Spekulanten dessen bewusst. Das hat verschiedene Gründe. Weil die Angst vor einem weiteren Einbruch noch immer so groß ist, lesen viele Anleger vor allem negative Kommentare und Analysen, um ihren eigenen Pessimismus zu rechtfertigen. Sie wollen sich nicht eingestehen, dass es dumm war, die Goldaktien bei einem 13-Jahres-Tief zu verkaufen, das nicht einmal im Ansatz durch Fundamentaldaten untermauert war und erst bei einem Goldpreis von etwa einem Viertel des aktuellen Wertes gerechtfertigt wäre! Sie reden sich lieber ein, dass sie die richtige Entscheidung getroffen haben.
 
Dieser allgemeine Pessimismus ist immer dann am stärksten ausgeprägt, wenn ein Markt sich in einer langanhaltenden Baisse befindet und die Trader fälschlicherweise davon überzeugt sind, dass die bereits extrem schwachen Kurse unaufhaltsam weiter fallen werden. Die abgehärteten Antizykliker, die nichts auf das Gerede der Massen über den Fall der Goldaktien bis auf Null geben, werden allerdings oft durch die Bilanzen der Goldunternehmen abgeschreckt. Die meisten, wenn nicht gar alle, verzeichnen derzeit Verluste.
 
Doch diese nicht existenten Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) sind irreführend. Die Ergebnisse des zweiten Quartals haben gezeigt, dass die Minen mit der Goldproduktion aktuell hohe, positive Cashflows erzeugen. Die negative Bilanz stammt nicht aus operativen Verlusten, die tatsächlich eine Bedrohung für die Wirtschaftlichkeit der Minen wären. Die Verluste sind vielmehr das Ergebnis gewaltiger Abschreibungen auf den Wert der Goldminen und Goldlagerstätten, die irgendwann innerhalb der letzten vier Quartale vorgenommen wurden.
 
Da die Kosten für die Förderung des Goldes in jeder Lagerstätte eine bestimmte Höhe haben, führen sinkende Goldpreise dazu, dass sich die zukünftige potentielle Gewinnspanne für diese Lagerstätte ebenfalls verringert. Die Rechnungslegungsstandards zwingen die Unternehmen dazu, den Wert ihrer Liegenschaften abzuschreiben, selbst wenn es sich bei den niedrigen Goldpreisen um eine vorübergehende Anomalie handelt. Diese unbaren Wertabschreibungen können sehr hoch sein und die normalen operativen Gewinne übertreffen, bis sie wieder aus der Bilanz verschwinden.
 

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