Suche
 
Folgen Sie uns auf:

John Williams: Rezession, Arbeitslosigkeit und Gold

08.09.2015  |  The Gold Report
- Seite 2 -
The Gold Report: Arbeitslosenquoten sind nur ein statistischer Anhaltspunkt, der uns zeigt, ob es der Wirtschaft besser geht. Die angepassten BIP-Statistiken zeigen wiederum, dass die US-Wirtschaft auf Jahresbasis im 2.Quartal 2015 mit 3,7% wuchs. Ist das kein positives Signal für die US-Wirtschaft?

John Williams: Die BIP-Zahlen sind Nonsens. Sie sind sehr stark aufgebläht. Sie sind Spielerei. Seit Langem schon bauen die staatlichen Behörden eine kleine Aufwärtstendenz ein. Damit wird der Politik die Peinlichkeit erspart, zugeben zu müssen, dass die tatsächliche Wirtschaftsaktivität als zu hoch ausgewiesen wurde.

Nach ein paar Jahren werden diese Zahlen dann in der Regel nach unten angepasst, so wie es dieses Jahr mit den Standardanpassungen für das BIP geschah. Die nächste große BIP-Revision kommt 2018, es könnte also noch lange dauern, bis sich offiziellen Zahlen der Realität annähern.

Diese Revisionen weisen ein Muster auf: Es zeigt sich immer wieder, dass die Wirtschaft nicht so stark gewesen ist, wie es in den Berichten stand. Im Grunde sehen wir einen breiten Wirtschaftsabschwung mit vielen Rücksetzern, der 2005 in der Immobilienindustrie begann. Das sind keine glücklichen Umstände.

Abgesehen davon werden die offiziellen BIP-Zahlen im statistischen Bereinigungsprozess auch noch durch die Verwendung zu niedriger Inflationszahlen künstlich in die Höhe gedrückt. Es werden also zu niedrige Inflationszahlen auf ein zu hoch ausgewiesenes Realwachstum angewendet (oder inflationsbereinigtes Wachstum).

Korrigiert man diese Inflationsunstimmigkeiten, bewegt sich das tatsächliche BIP für 2008/2009 auf niedrigem Stagnationsniveau. Offiziell brachen die BIP-Zahlen für 2008/2009 ein, erholten sich dann aber wieder. Trotzdem wird diese Bewegung nicht durch andere wichtige statistische Reihen bestätigt.

Open in new window
ShadowStats.com


Das BIP ist allerdings nicht der breiteste Maßstab für wirtschaftliche Aktivität in den USA. Das “Gross National Product" GNP [ungefähr: Bruttosozialprodukt, BSP, Anm. d. Red.] ist hier der bessere und breitere Indikator, weil er auch die internationalen Zinsflüsse und Dividendenausschüttungen erfasst.

Im jüngsten Berichtszeitraum für Q2/15 lag das BSP in den USA bei 3,2%, das BIP hingegen bei 3,7%. Während das BIP gegenüber dem ersten Quartal um 0,6% wuchs, sank das BSP im selben Zeitraum um 0,2%.

Das Gross Domestic Income, GDI (Bruttonationaleinkommen) misst die Einkommensseite der nationalen Einkommensbilanz - definitionsgemäß das Äquivalent der Verbraucherseite im BIP. Die Zahlen für das GDI zeigen allerdings, dass das Wachstum im ersten Halbjahr 2015 im Grunde stagnierte.

Bestätigt wird dieses Muster zudem noch durch andere wichtige wirtschaftsstatistische Reihen, darunter die Industrieproduktion, die in den ersten beiden Quartalen 2015 schrumpfte. Die Produktion schrumpft aber nicht Quartal um Quartal, wenn es keine Rezession gibt.

Auch die inflationsbereinigten Einzelhandelsumsätze schrumpften im 1Q/15. Im zweiten Quartal war dann ein Wachstum zu verzeichnen. Doch aufs Halbjahr gerechnet, ergab sich Stagnation. Solche Muster gibt es eigentlich nicht außerhalb von Rezessionen.

Wir befinden uns in einer Rezession. Von den BIP-Statistikern wird das nur formal nicht anerkannt. Doch in den nächsten sechs bis neun Monaten wird dieses Thema auch formal Anerkennung finden. Wir haben eine Phase der Stagnation auf niedrigem Niveau erreicht, und jetzt geht es mit der Wirtschaft tatsächlich wieder abwärts.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!



Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"