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John Williams: Rezession, Arbeitslosigkeit und Gold

08.09.2015  |  The Gold Report
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The Gold Report: In einem Sonderbericht warnten Sie davor, dass die Welt zunehmend aus dem Gleichgewicht gerät und die Dollarverkäufe vielleicht schon bald einsetzen werden. Was könnten Ihrer Meinung die Auslöser sein?

John Williams: Das große Thema ist und bleibt die langfristige Solvenz der USA. Der steile Anstieg der Goldpreise kam damals, als Standard& Poor’s die Bewertung von US-Staatsanleihen senkte, während man im Kongress über die Schuldenobergrenze stritt. Dieses Problem wurde nie gelöst. Die Politiker in Washington stecken den Kopf einfach nur in den Sand.

Die Motivation, den US-Dollars als Weltreservewährung abzustoßen, wird steigen. Wer auf dieser Welt wird noch US-Staatsanleihen kaufen? Die Fed war ein großer Käufer, aber dieser Teil von QE3 wurde ausgesetzt. China war ein großer Käufer, muss aber wegen eigener Marktprobleme verkaufen. Und ein großer Teil der restlichen Welt verabschiedet sich gerade vom US-Dollar.


The Gold Report: Könnte ein Präsident wie Trump dem Dollar und dem Rohstoffsektor helfen?

John Williams: Donald Trump redete darüber, dass er die Probleme angehen möchte, denen sich das politische Establishment nicht stellt - das reicht von der haushaltspolitischen Lage bis hin zur tatsächlich nicht existenten wirtschaftlichen Erholung.

Von diesem Standpunkt aus betrachtet, könnte man eine solche Wahl als positiv für den Dollar und Rohstoffe bezeichnen. Das politische Establishment, das die Probleme nicht angehen möchte, kann darin natürlich nichts Positives sehen. Wie das Volk reagieren wird, bleibt noch abzuwarten.

Ich persönlich wünsche Mr. Trump alles Gute, wie auch jeder anderen Person, die unter außergewöhnlich gefährlichen und instabilen Umständen das Steuer übernehmen möchte.

Die US-Realwirtschaft leidet und merkt das gerade. Deshalb bekommen die etablierten Amtsinhaber auf politischem Gebiet auch harten Gegenwind zu spüren. Unter den derzeitigen Präsidentschaftskandidaten scheint Trump noch derjenige zu sein, der gerade Unterstützung aus der Realwirtschaft erhält.


The Gold Report: Sie hatten China erwähnt. Ende August hatten wir eine Panik an den US-Märkten, als die Zahlen für das chinesische Wirtschaftswachstum veröffentlicht wurden. Was stützt gerade die steigenden Notierungen im Dow, NASDAQ und S&P 500, angesichts der realen Zahlen, die Sie hier nennen?

John Williams: Ich kann da zumindest nichts Fundamentales erkennen. Ich betrachte den Aktienmarkt als hochspekulativen, sehr interventionslastigen, manipulierten und künstlich aufgebauschten Markt. Ich habe nicht den Eindruck, dass er noch ein offener Markt ist.

Der Markt wird immer noch von den Problemen des Jahres 2008 überschattet. Viele hoffen, dass es schon irgendwie gutgehen wird, allerdings wurde kein einziges der grundlegenden Probleme, die die Panik von 2008 ausgelöst hatten, sinnstiftend angegangen. Die bisherigen Maßnahmen waren allesamt Flickwerk und haben das Problem nur in die Zukunft verschoben. Jetzt ist die Wirtschaft außer Kontrolle geraten.

Früher hätte die Fed in Fragen von Zinssatzerhöhungen niemals länger als ein Jahr hin und her debattiert. Das ist Unsinn. Sie hätte es einfach gemacht; hätte sie einen Fehler gemacht, hätte sie später versucht, ihn zu korrigieren. Die Fed versucht einen Aktienmarktcrash zu verhindern. Hinter der US-Wirtschaft, dem Aktienmarkt und dem US-Dollar steht keine fundamentale Stärke.

Was ökonomische Realität angeht, lohnt sich ein Blick auf die Unternehmensgewinne. Die Absätze der im S&P 500 gelisteten Unternehmen sind, im Vorjahresvergleich, in den ersten zwei Quartalen 2015 gesunken. Auch das passiert außerhalb von Rezession nicht. Wir stecken in einer Rezession. Der Aktienmarkt wird das erkennen, und auch die globale Finanz-Community. Deswegen meide ich den Aktienmarkt und den US-Dollar.


The Gold Report: Welche Indikatoren werden Ihrer Meinung nach eine Marktwende bei Rohstoffen im Allgemeinen und Gold und Öl im Besonderen signalisieren.

John Williams: Wirtschaftliche Stabilisierung erwarte ich schon seit einer ganzen Weile nicht mehr. Der US-Dollar ist der Schlüsselindikator. Ich erwarte Inflationsprobleme in den USA, wenn der Dollar angeschlagen ist. Im Verlauf dessen werden wir einen sehr steilen Anstieg der Goldpreise erleben.

Ich würde, ganz ehrlich gesagt, langfristig Gold halten und dann einen Finanzsturm aussitzen, der allem Anschein nach schrecklich wird. Das physische Gold wird die Kaufkraft aller Anlagen erhalten, in mit ihm verbunden sind; es wird zudem eine Liquidität haben, die anderen Anlagen möglicherweise nicht haben.


The Gold Report: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben.


© JT Long
The Gold Report



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Dieser Artikel wurde am 04. Sebtember 2015 auf www.theaureport.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.




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