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IEA erwartet für 2016 weitgehend ausgeglichenen Ölmarkt

11.09.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Gewinne und Verluste wechseln sich am Ölmarkt weiterhin ab. Gestern legten die Preise zu, heute notieren sie dagegen wieder schwächer, was für eine gewisse Orientierungslosigkeit der Marktteilnehmer spricht. Die US-Rohöllagerbestände sind letzte Woche um 2,6 Mio. Barrel gestiegen. Hierzu trug eine geringere Rohölverarbeitung bei. Niedrigere Importe konnten dies nicht ausgleichen.

Die Rohölproduktion fiel auf das niedrigste Niveau seit Anfang Januar, obwohl die Ölproduktion in Alaska nach dem Ende der Wartungsarbeiten den Rückgang in der Vorwoche wieder korrigierte. Dies erklärt sich mit der Abwärtsrevision der monatlichen Produktionsschätzung, welche nun auch in den Wochendaten berücksichtigt wurde. Die Internationale Energieagentur hat die Prognose für die globale Ölnachfrage nochmals angehoben und erwartet nun einen Anstieg um 1,7 Mio. Barrel pro Tag in diesem Jahr. 2016 soll die Nachfrage weiterhin um 1,4 Mio. Barrel pro Tag zulegen.

Das Nicht-OPEC-Angebot soll 2016 aufgrund einer fallenden US-Ölproduktion dagegen um 500 Tsd. Barrel pro Tag schrumpfen und der Bedarf an OPEC-Öl daraufhin auf 31,3 Mio. Barrel pro Tag steigen. Verglichen mit der gegenwärtigen OPEC-Produktion von 31,6 Mio. Barrel pro Tag wäre der Ölmarkt damit weitgehend ausgeglichen. Saudi-Arabien hat dem Bitten Venezuelas nach einem Sondertreffen der OPEC-Länder eine Absage erteilt, da nicht mit einem konkreten Ergebnis zu rechnen sei und die Preise daraufhin weiter fallen könnten.

Eine Kooperation von OPEC und Nicht-OPEC ist ebenfalls nicht in Sicht. Denn zuvor hatten mit Russland und Mexiko zwei größere Nicht-OPEC-Länder Produktionskürzungen ausgeschlossen. Kurzfristig bleibt der Ölmarkt daher überversorgt.

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Edelmetalle

Gold kann seine Verluste der letzten Wochen weiterhin nicht aufholen und handelt zum Wochenausklang bei etwa 1.110 USD je Feinunze. Es droht damit der dritte Wochenverlust in Folge. Palladium nähert sich nach einem Preisanstieg um 2,3% gestern wieder der Marke von 600 USD je Feinunze, trotz eigentlich preisbelastender Nachrichten. Denn in China zeigt der Automarkt weiter deutliche Zeichen von Schwäche.

So wurden gemäß Daten des Verbands der Automobilhersteller im August "nur" noch 1,42 Mio. Autos verkauft, 3,4% weniger als im Vorjahr. Dies war im Vorjahresvergleich bereits der dritte Monatsrückgang in Folge. In den ersten acht Monaten des Jahres wurden 12,78 Mio. Autos verkauft, was noch einem Plus von 2,6% gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum entspricht. Sollten sich die Verkaufszahlen im restlichen Jahresverlauf nicht wesentlich erholen, würden auf das Jahr hochgerechnet somit insgesamt 19,17 Mio. Autos abgesetzt werden. Dies wäre der erste Jahresrückgang seit über einem Jahrzehnt.

Der stellvertretende Generalsekretär des Verbands hat daher die Regierung aufgefordert, verschiedene Stimulierungsmaßnahmen zur Wiederbelebung der Autoabsätze einzuführen. Zuletzt gab es während der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise im Jahr 2009 staatliche Anreize zum Autokauf in China. Im Gegensatz zu China läuft es in den USA besser (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 2. September). Daher wurden dort im August nun schon den zweiten Monat in Folge mehr Autos verkauft als in China.


Industriemetalle

Die Metallpreise setzten gestern ihre Erholungsbewegung der letzten Tage fort und verteidigen heute Morgen weitgehend ihre Gewinne. Den größten Preiszuwachs verzeichnete Nickel, das um 3,5% auf ein 3-Wochenhoch von fast 10.500 USD je Tonne zulegte. Spezifische Nachrichten zu Nickel, die diesen Preisanstieg erklären könnten, gab aber es nicht.

Das hauptsächlich in der Edelstahlindustrie verwendete Metall hatte in diesem Jahr allerdings auch am stärksten von allen Industriemetallen verloren, so dass eine Gegenbewegung überfällig war. Obwohl Nickel sich in den letzten knapp drei Wochen um über 13% verteuerte, steht seit Jahresbeginn noch immer ein Minus von gut 30% zu Buche. Das von einigen Marktteilnehmern schon für dieses Jahr erwartete Angebotsdefizit sollte sich schlussendlich im nächsten Jahr einstellen. Hierzu dürften neben der soliden Nachfrage vor allem Produktionskürzungen beitragen.

So schätzt Norilsk Nickel, der weltweit größte Nickelproduzent, dass bei einem Preis von 10.000 USD je Tonne auf globaler Ebene mehr als 60% der Produzenten Verluste erwirtschaften. Norilsk geht ferner davon aus, dass sich das Defizit 2016 auf 60 Tsd. Tonnen belaufen könnte. Dies sollte dem Nickelpreis mittelfristig Auftrieb geben. Die International Nickel Study Group veröffentlicht Anfang Oktober Schätzungen zur Marktbilanz im nächsten Jahr. Für dieses Jahr hatte sie im April einen Angebotsüberschuss von 20 Tsd. Tonnen unterstellt.


Agrarrohstoffe

Der Preis für die Kaffeesorte Arabica verlor gestern 4% und schloss bei 113 US-Cents je Pfund auf einem 20-Monatstief. Grund für den fallenden Kaffeepreis war der erneut schwächere Brasilianische Real. Nachdem die Ratingagentur Standard & Poor‘s Brasilien am Mittwoch auf Ramschniveau abgestuft hatte, fiel die brasilianische Währung auf den tiefsten Stand seit Oktober 2002.

Die Korrelation zwischen Kaffee Arabica und dem Brasilianischen Real auf Basis der Tagesveränderungen stieg Anfang September auf das höchste Niveau seit zwei Jahren. Zusätzlich belastet wurde der Preis durch Regen in den Anbaugebieten und die dadurch gestiegene Erwartung an eine gute Kaffeeernte in Brasilien im nächsten Jahr.

Laut russischen Zeitungsberichten diskutiert das russische Agrarministerium, ob die Exportsteuer auf Weizen reduziert werden soll und ob höhere Aufkaufpreise für Weizen gezahlt werden, um die staatlichen Lagerbestände zu füllen. Die russische Exportsteuer auf Weizen beträgt zur Zeit 50% des inländischen Weizenpreises abzüglich 5.500 Rubel, allerdings nicht weniger als 50 Rubel pro Tonne. Angeblich hat das Agrarministerium zugestimmt, den Freibetrag von 5.500 auf 6.500 Rubel anzuheben.

Der Einkaufspreis des Agrarministeriums für Lagerkäufe soll laut der Meldung zudem um 1.000 Rubel pro Tonne angehoben werden. Das russische Agrarministerium kommentierte diese Meldung bislang nicht. Eine Lockerung der Exportsteuer könnte dazu führen, dass das konkurrierende Weizenangebot aus Russland steigt und damit den EU-Weizenpreis belastet.



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