Sechs Monate LBMA-Goldpreis: Manipulation und offene Fragen
01.10.2015 | Ronan Manly
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Sie können den gesamten Bericht der FCA zum Gold-Fixing am Nachmittag des 28. Juni 2012 hier lesen und sich dann überlegen, welche Folgen es hat und was es bedeutet, dass die IBA den Preisen der Gold-Futures mittlerweile eine geringere Gewichtung beimisst - und welches Signal das aussendet.Öffentlich einsehbare Abläufe - Von wegen!
Das bringt uns zum Verfahren für die Festlegung des Startpreises und der danach folgenden Preise für jede Runde der Auktion. Am 28. April 2015 hieß es auf der IBA-Webseite zum LBMA-Goldpreis unter "Auktionsverfahren":
"Der Vorsitzende legt den Anfangspreis und den Preis für jede weitere Auktionsrunde auf Grundlage der öffentlich einsehbaren Verfahrensabläufe fest."
Ich hatte Interesse daran, diese öffentlich zugänglichen Informationen zu lesen und zu erfahren, welche Quellen, Preise und Preishierarchien innerhalb der herangezogenen Preisbildungsfaktoren verwendetet werden, also schrieb ich am 28. Mai 2015 eine E-Mail an die IBA und erkundigte mich:
"Ich habe eine Frage bezüglich der Preisbildungsmethode des LBMA-Goldpreises. Auf der Webseite https://www.theice.com/iba/lbma-gold-price der IBA zum LBMA-Goldpreis steht unter 'Aktionsverfahren', Punkt 1: 'Der Vorsitzende legt den Anfangspreis und den Preis für jede weitere Auktionsrunde auf Grundlage der öffentlich einsehbaren Verfahrensabläufe fest.'
Können Sie mir sagen, wo ich diese 'öffentlich einsehbaren Verfahrensabläufe' nachlesen kann?"
Unglaublicherweise hat die IBA nach Erhalt meiner Nachricht noch am selben Tag den fraglichen Satzteil unter dem Punkt 'Auktionsverfahren' gelöscht und durch einen Satz aus den FAQ ersetzt, sodass es anschließend hieß: "Der Vorsitzende legt den Anfangspreis und den Preis für jede weitere Auktionsrunde entsprechend der aktuellen Marktsituation und der Handelsaktivitäten in der Auktion fest."
Ohne auf meine Frage einzugehen, antwortete die IBA ebenfalls noch am selben Tag auf meine E-Mail:
"Bitte beachten Sie den aktualisierten Text: 'Der Vorsitzende legt den Anfangspreis und den Preis für jede weitere Auktionsrunde entsprechend der aktuellen Marktsituation und der Handelsaktivitäten in der Auktion fest.' Vielen Dank für Ihren Hinweis."
Sie haben es also nicht nur vermieden, die "öffentlich einsehbaren Verfahrensabläufe" zu erklären, sondern den Punkt gleich ganz verschleiert und hatten auch noch die Dreistigkeit, sich dafür bei mir zu bedanken. Sie können also selbst sehen, welche Taktiken die IBA zur Aufrechterhaltung ihrer intransparenten Arbeitsweise verwendet.
Die Tatsache, dass es in der ursprünglichen Fassung der Webseite hieß, die Abläufe seien öffentlich zugänglich und der Satz anschließend wieder gestrichen wurde, weist außerdem darauf hin, dass ein IBA-Mitarbeiter mit einer gewissen Verantwortung, vielleicht aus naiver Gutgläubigkeit heraus, zunächst davon ausgegangen war, dass die Preisbildungsverfahren tatsächlich veröffentlicht würden.
Ich schrieb also noch eine E-Mail:
"Die unter den FAQ zu findende Antwort auf die Frage 'Wie werden die Preise vor jeder Auktionsrunde festgelegt?' sagt im Prinzip gar nichts aus.
Meine Frage ist eigentlich, ob es außer dieser einen Zeile in den FAQ noch andere, ausführlichere, öffentliche Informationen gibt, in denen die Preisbildung erklärt wird, welche Quellen verwendet werden, wie die Referenzpreise gewichtet sind etc.
Ich habe auf der Webseite und den FAQ gesucht und kann nichts dazu finden. Die einzige kurze Bezugnahme zum Preisfindungsprozess in den FAQ ist, dass der Vorsitzende 'den Anfangspreis und den Preis für jede weitere Auktionsrunde entsprechend der aktuellen Marktsituation und der Handelsaktivitäten in der Auktion' festlegt."
Die Antwort der IBA:
"Diese Informationen sind auf unserer Webseite nicht zugänglich. Da Sie jedoch offensichtlich einige Fragen haben, wären Sie daran interessiert innerhalb der nächsten Wochen ein vertrauliches Gespräch mit einem Vertreter der IBA zu vereinbaren?"
Auf dieses Angebot bin ich nicht zurückgekommen, weil ich nicht der Ansicht bin, dass vertrauliche Gespräche der richtige Rahmen für etwas sind, das öffentlich sein sollte. Es unterstreicht auch das Ausmaß, in dem die überwiegende Mehrheit der Finanzmedien damit zufrieden ist, anonyme Quellen zu verwenden, inoffiziellen Einladungen zu folgen, Zitate zu übernehmen und als Sprachrohr für Institutionen zu dienen, die sie nicht verärgern wollen, aus Angst, keinen "Zugang" mehr zu erhalten, damit sie die nächste offizielle Pressemitteilung wiederkäuen können, oder weil sie sonst vielleicht nicht zur nächsten Weihnachtsfeier eingeladen werden.
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Als nächstes kommen wir zu den Vorsitzenden.
Das Gremium: Aus alt mach neu
Reuters schreibt in einem am 19. März veröffentlichten Artikel zum neuen Auktionsmechanismus Folgendes:
"'Vier ehemalige Banker wurden zu Vorsitzenden ernannt und werden innerhalb der ersten sechs Monate abwechselnd die entsprechenden Aufgaben übernehmen,' heißt es aus einer internen Quelle."
Und wer sind diese ehemaligen Banker? Tja, das ist die 1-Million-Euro-Frage, denn wie Bulliondesk am 19. März nach Teilnahme an einem Pressegespräch mit der ICE berichtete, wird diese die Namen der Vorsitzenden des neuen Benchmark-Prozesses nicht veröffentlichen:
"'Die Namen derjenigen, die das neue Verfahren der ICE zur Bildung des Gold-Benchmark beaufsichtigen, werden nicht bekanntgegeben', so Finbarr Hutcheson, der Präsident der ICE Benchmark Administrätion (IBA).
'Wie wahren die Anonymität der entsprechenden Personen. Wir denken nicht, dass es für den Markt wichtig ist zu wissen, wer die Auktionen leitet und ehrlich gesagt, je mehr wir zu dieser Angelegenheit sagen, desto mehr Spekulationen wird es geben', sagte er während dem Gespräch in seinem Büro.
'Es besteht ein berechtigtes Interesse daran, die Namen zu erfahren, aber wir möchten nicht, dass man sich im Rahmen des neuen Auktionsverfahrens zu sehr auf Einzelperson konzentriert', fügte er hinzu."
Es ist für den Markt "nicht wichtig" zu wissen, wer die Auktionen leitet? Was für eine Aussage ist denn das an einem freien Markt? Wenn, wie er selbst sagt, berechtigtes Interesse daran besteht, warum sollte die Identität der Vorsitzenden dann verschwiegen werden?