Sechs Monate LBMA-Goldpreis: Manipulation und offene Fragen
01.10.2015 | Ronan Manly
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Nochmals zur Erinnerung: Der Auslöser für die Umstellung auf die LBMA Goldpreis-Auktion war ein Handel, der dazu führte, dass die britische Finanzaufsicht es am 23. Mai. 2014 für angebracht hielt, Barclays eine Strafzahlung in Höhe von 26 Mio. Pfund für "Fehlverhalten im Hinblick auf das Londoner Goldpreis-Fixing" aufzuerlegen. Das war die erste und einzige Edelmetall-Transaktion im Vereinigten Königreich, für die es je eine Strafe von der FCA gab.Aufgrund der Vorgeschichte des LBMA-Goldpreises als "auf täglicher Basis manipulierter Preisbildungprozess", dessen Nachfolgeorganisation am Tag der Umstellung im Wesentlichen aus vier Vorsitzenden besteht, die auch schon an den vorherigen Gold-Fixings teilgenommen hatten (einschließlich Barclays), denke ich ja, dass es für den Markt durchaus wichtig ist, zu wissen, wer die neue Auktion leitet.
Bulliondesk schrieb weiter:
"'Wir haben ein Gremium, auf das wir zurückgreifen werden und wir verfügen über interne Erfahrungswerte, aber wir werden die Namen der Vorsitzenden nicht veröffentlichen', sagte Hutcheson. Die Mitglieder des Gremiums werden sich abwechseln, aber wir verfügen sozusagen auch über große externe Ressourcen und Experten.'
Hutcheson weigerte sich ebenfalls, die Zahl der Gremiumsmitglieder zu nennen.
Er sagte jedoch, dass diese Haltung sich ändern könne, falls das Aufsichtskomitee zu dem Schluss kommen sollte, das eine Veröffentlichung der Namen angebracht sei."
Und warum sollte das Aufsichtskomitee es auch für angebracht befinden, die Namen der Vorsitzenden für die Ermittlung des wichtigsten Goldpreis-Benchmark der Welt öffentlich zu machen?
Wachablösung
Es ist interessant zu beobachten, wie sich die Beschreibung der Vorsitzenden durch die ICE Benchmarkt Administration in der kurzen Zeit seit Einführung der LBMA Goldpreis-Auktion am 20. März entwickelt hat.
Das war die Originalbeschreibung auf der Webseite der IBA am 20. März (siehe Screenshot 1 unten).
"Der oder die Vorsitzende verfügt über umfassende Erfahrung am Goldmarkt, wird von der IBA ernannt und ist daher unabhängig vom Auktionsverfahren."
Eine Woche später wurde eine überarbeitete, längere Version der Beschreibung auf der Webseite eingestellt (siehe Screenshot 2 unten).
"Der oder die Vorsitzende wird von der IBA ernannt und ist unabhängig von allen mit der Auktion in Verbindung stehenden Unternehmen, einschließlich der direkten Teilnehmer. Der/die Vorsitzende wird aus externen Kreisen ernannt, arbeitet aber mit dem IBA-Team zusammen, um eine ordnungsgemäße Ermittlung des LBMA-Goldpreises sicherzustellen.
Der Vorsitzende unterstützt die Bestimmung des LBMA-Goldpreises und die Festlegung des Preises in jeder Runde einer IBA-Goldauktion mit seiner umfassenden Markterfahrung."
Im Juli wurde der zweite Absatz der zweiten Version der Beschreibung geändert in:
"Sowohl der Startpreis als auch die Preise in den folgenden Runden werden durch den/die Vorsitzende unter Rückgriff auf umfassende Markterfahrung gewählt und entsprechend eines vereinbarten Preisfindungsprozesses angewendet."
Wie Hutcheson gegenüber Bulliondesk angab, gibt es also ein Gremium mit vier Mitgliedern, die Reuters zufolge "ehemalige Banker" sind und die nach Angaben der IBA-Webseite über "umfassende Erfahrungen am Goldmarkt" verfügen. Diese Leute haben also zuvor für Banken gearbeitet (d. h. für Investmentbanken), ihr Wissen über den Goldmarkt in diesen Investmentbanken gewonnen und kennen die genauen Abläufe einer Goldpreisauktion. Da sie gemeinsam mit der in London beheimateten IBA in einer täglich in London stattfindenden Auktion arbeiten, ist davon auszugehen, dass sie selbst in London oder der näheren Umgebung leben. Zudem sind sie der zweiten Version der Funktionsbeschreibung auf der Webseite zufolge männlich.
Und diese Leute sollen "unabhängig von allen mit der Auktion in Verbindung stehenden Unternehmen, einschließlich direkter Teilnehmer" sein?
Mittlerweile nehmen elf Banken direkt an der LBMA Goldpreis-Auktion teil, namentlich Barclays, Bank of China, Goldman Sachs, HSBC Bank USA, JPMorgan Chase Bank, Morgan Stanley, Société Générale, Bank of Nova Scotia - ScotiaMocatta, Toronto-Dominion Bank, Standard Chartered und UBS. Wie können die vier Ex-Banker aus London mit umfangreichen Erfahrungen am Goldmarkt alle von all diesen Kreditinstituten unabhängig sein?
Und das sind nur die direkten Teilnehmer. Was ist mit all den anderen Gesellschaften, die mit der Auktion in Verbindung gebracht werden, z. B. den indirekten Teilnehmern, die ihre Gebote über direkte Teilnehmer abgeben?
Es wäre interessant, die Definition der IBA und der LBMA für "unabhängig" zu kennen. Gibt es vielleicht einen Präzedenzfall für "unabhängige" Personen in Verbindung mit einer täglichen Goldauktion? Glücklicherweise gibt es den tatsächlich.
Für die vorherige Londoner Goldpreisauktion, das London Gold Fixing, wurden etwa Mitte 2014 verschiedene Richtlinienpapiere ausgearbeitet. Eines davon war der "Aufgabenbereich eines Aufsichtskomitees des Vorstandes der London Gold Market Fixing Limited (LPMCL)." Dieses Dokument beschreibt die Zusammensetzung eines Aufsichtskomitees und legt dar, dass der Vorstand der LPMCL
"bis zu zwei unabhängige, qualifizierte Personen zur Mitarbeit im Komitee ernennen darf. Für den Zweck dieser Richtlinien wird eine Person dann als unabhängig angesehen, wenn er/sie innerhalb des vergangenen Jahres zu keiner Zeit ein/e Mitarbeiter/in oder Berater/in eines Teilnehmers war und auch sonst kein persönliches Interesse an der Bestimmung des Preises oder dem Preisbildungsprozess hat."