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Das Konzept und die Illusion von Geld

16.11.2015  |  Jan Nieuwenhuijs
Das Bewusstsein über das eigentliche Konzept von "Geld" erlebt gerade ein Comeback. Vorbei sind die Jahrzehnte, in denen die globale Bürgerschaft sich dazu verleiten ließ, dieses Thema allein den Ökonomen, Regierungen und Banken zu überlassen - eine Ausgangssituation, die erwiesenermaßen im Desaster endet. Die Finanzkrise hat die Diskussion darüber, was Geld ist, wo es herkommt und wo es herkommen sollte, wieder aufleben lassen. Diese Entwicklungen haben mich dazu inspiriert, einen Artikel über das Konzept und die Illusion von Geld zu verfassen. (Alle hier aufgeführten Beispiele sind in vereinfachter Form dargestellt.)


Das Geldkonzept

Geld ist eine kollektive Erfindung der Menschheit

Betrachten wir zuerst die Grundlagen. Wie hat sich Geld entwickelt? Vor Tausenden und Abertausenden von Jahren, bevor es irgendeine Form des Handels gab, war der Homo Sapiens ein Selbstversorger: Familien oder kleine Gemeinden säten ihr eigenes Getreide aus, fischten im Meer, hielten ihr eigenes Vieh und stellen ihre eigenen Werkzeuge her.

Als der Tauschhandel aufkam, war es nicht länger notwendig, sich in allen Dingen selbst versorgen zu können. Ein Bauer, der Tomaten und Karotten anbaute, konnte einen Teil seiner Ernte gegen Getreide oder Obst eintauschen, wenn er das wünschte. Er musste nicht mehr alle Nahrungsmittel, die er essen wollte, selbst anbauen, sofern er die Möglichkeit hatte, Handel zu treiben.

Bauern, die sich am Tauschhandel beteiligten, hatten einen Anreiz, sich auf die Produktion eines bestimmten Lebensmittels zu spezialisieren, denn sie konnten ihren Reichtum vermehren (d. h. mehr Güter erlangen), wenn sie weniger Sorten in einem größeren Maßstab anbauten. Durch den Handel konnte höhere Produktivität (also eine effizientere Produktionsweise) in Vermögen umgewandelt werden. Je mehr effiziente Waren produziert wurden, desto höher war der Gegenwert der dabei geleisteten Arbeit. Der Tauschhandel führte also zur Ökonomisierung der Produktion unter denjenigen, die sich an den Geschäften beteiligten.

Durch den Austausch entdeckten die Menschen die "Teilung der Arbeit", die Konzentration der Anstrengungen und Talente des Einzelnen auf eine bestimmte Sache zum Nutzen der Allgemeinheit ... Austausch hat für die kulturelle Evolution der Menschheit die gleiche Bedeutung wie Sex für die biologische Evolution.

- Matt Ridley

Direkter Tauschhandel war jedoch eine stark eingeschränkte Handelsform, da er auf gegenseitiger Nachfrage beruhte. Wenn ein Tomatenproduzent Weizen wollte, musste er einen Getreidebauern finden, der Tomaten wollte. Wenn er einen gefunden hatte und sie sich über den Tauschkurs (Preis) einigen konnten, kam ein Geschäft zustande. Oft genug bestand jedoch keine gegenseitige Nachfrage. Wenn keiner der Getreidebauern Tomaten benötigte, konnte der Tomatenanbauer sein Produkt nicht gegen Weizen tauschen. In diesem Fall gab es keinen Handel und keiner konnte seinen Wohlstand erhöhen.

Dies führte schließlich zur Entstehung von Geld: Der Tomatenerzeuger entschied sich, sein Produkt gegen einen sehr gut handelbaren Rohstoff zu tauschen, beispielsweise einen Sack mit Salz. Dieser war länger haltbar als die Tomaten und konnte leicht in kleinere Einheiten geteilt werden. Das Salz konnte er anschließend dem Getreidebauern anbieten, der es wiederum für den Eigenbedarf oder zukünftige Tauschgeschäfte lagern konnte.

Wenn sich kein Getreidebauer auftreiben ließ, der Tomaten benötigte, war sicher einer zu finden, der Salz als Tauschmittel akzeptierte. So konnte der Tomatenbauer sein Produkt schließlich doch noch auf indirektem Wege mit Hilfe von Salz gegen Weizen tauschen. Das Mittel, das für den indirekten Tausch von Gütern verwendet wird, bezeichnet man als Geld.

In den frühen Phasen des indirekten Tauschhandels gab es verschiedene Formen von Geld. Mit der Entstehung von Wirtschaftsräumen setzte sich dann nach und nach der am besten handelbare Rohstoff als einziges Tauschmittel durch. Während beim direkten Tauschhandel der "Preis" eines Produkts A immer vom dagegen eingetauschten Produkt B abhängt, hat die Verwendung eines einzigen Zahlungsmittels den Vorteil, dass der Wert aller Produkte und Dienstleistungen innerhalb eines Wirtschaftsraums in dieser Einheit gemessen werden kann und alle Preise in einer einzigen Währung angegeben werden.

Eine gemeinsame Bemessungsgrundlage für den Preis aller Produkte macht den Handel effizienter, transparenter und flüssiger. Aufgrund ihrer Eigenschaften wurden Edelmetalle häufig als Tauschmittel verwendet: Sie sind selten (eine kleine Menge des Edelmetalls kann große Vermögenswerte transportieren), unzerstörbar (Gold läuft nicht an und korrodiert nicht) und teilbar (Gold kann leicht zerteilt oder zu größeren Einheiten zusammengeschmolzen werden).

Geld muss die folgenden drei Hauptfunktionen erfüllen: Es dient erstens als Tauschmittel, zweitens als Wertaufbewahrungsmittel und drittens als Recheneinheit.


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