Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Das Konzept und die Illusion von Geld

16.11.2015  |  Jan Nieuwenhuijs
- Seite 2 -
Der indirekte Gütertausch ist nicht auf Fälle beschränkt, in denen gegenseitige Nachfrage besteht. Stattdessen akzeptieren alle Teilnehmer das gleiche Tauschmittel, wodurch der Handel enorm vereinfacht wird. Der Zuwachs an weltweitem Wohlstand, der durch die Verwendung von Geld entstehen konnte, ist schier unbegreiflich. Das Konzept von Geld stellt eine unverzichtbare Entdeckung der Zivilisation dar.

Wir müssen uns bewusst machen, dass die Verwendung von Geld immer eine Vertrauensfrage ist, denn Geld an sich hat im Gegensatz zu einer Tomate, einem Auto, einem T-Shirt oder einem Haus keinen Gebrauchswert für uns Menschen. Geld hat keinen Gebrauchswert, weil der Besitz von Geld nicht das endgültige Ziel der Wirtschaftsteilnehmer ist - das Ziel ist der Besitz von Gütern oder die Inanspruchnahme von Dienstleistungen. Was wir als Geld verwenden ist also eine Art vertrauensbasierter Sozialvertrag, den wir als Tauschmittel und Wertaufbewahrungsmittel nutzen können.

Warengeld (wie zum Beispiel die Edelmetalle) hat einen gewissen Gebrauchswert, der sich von den industriellen Verwendungsmöglichkeiten ableitet. Der Tauschwert von Warengeld beruht zum größten Teil auf der Verwendung als Zahlungsmittel und zu einem geringeren Teil auf weiteren Anwendungsmöglichkeiten (Gebrauchswert). Wenn ein Rohstoff nicht mehr als Zahlungsmittel verwendet wird, verliert er seinen Geldwert und übrig bleibt der reine Gebrauchswert. Der Tauschwert von Geld entspricht der Menge an Gütern und Dienstleistungen, die für einen bestimmten Betrag erworben werden können, gemeinhin Kaufkraft genannt.

Nach dem Warengeld kam das Fiatgeld, dessen Natur sich grundlegend von der des Warengeldes unterscheidet. Aus der englischen Wikipedia: Fiatgeld ist eine Währung, die ihren Wert von Regierungsbeschlüssen oder Gesetzen herleitet. Die Bezeichnung stammt vom lateinischen Wort "fiat" (hier: es soll/möge entstehen).

Fiatgeld wird heutzutage überall auf der Welt verwendet. Es wird nicht von allen Teilnehmern eines freien Marktes als das am besten tauschbare Mittel gewählt, sondern stattdessen von den Zentralbanken erschaffen, und kann in Form von Papier, Münzen oder rein digital existieren. Es kann unbegrenzt durch das Drucken von Papierscheinen oder Eintippen von Zahlen in einen Computer aus dem Nichts erschaffen werden. Wenn Fiatgeld geschaffen wird, wird es gegen Vermögenswerte auf der Bilanz der jeweiligen Zentralbank getauscht. Nach diesem ersten Tausch kann das Geld in Umlauf gebracht werden.

Eine Zentralbank kann jede Art von Vermögenswert kaufen, aber meist handelt es sich dabei um Staatsanleihen. Während der Wert von Warengeld in der freien Marktwirtschaft verankert ist, wird der Wert von Fiatgeld einfach durch die Direktoren der Zentralbank festgelegt. Geschichtlich gesehen ist das den Zentralbanken immer nur für eine vergleichsweise kurze Zeit geglückt - langfristig gesehen wurde der Wert des Fiatgeldes unweigerlich ausgelöscht.

Der Wert von Warengeld ist im Wert aller Güter und Dienstleitungen des freien Marktes verankert, weil zur Herstellung von Warengeld Kapital und Arbeit notwendig sind. Dieser Mechanismus funktioniert folgendermaßen (in unserem Beispiel ist Gold das einzige Tauschmittel, es handelt sich also um eine vereinfachte Form des Goldstandards):

Nehmen wir an, die Goldminen erhöhen die Förderleistung, um im wahrsten Sinne des Wortes mehr Geld zu machen. Die in Umlauf befindliche Goldmenge beginnt, schneller zu wachsen, als die Menge der Güter und Dienstleistungen, gegen die das Edelmetall eingetauscht werden kann. Im Verhältnis zu diesen Produkten sinkt der Wert des Goldes - es besteht ein Überangebot an Gold. In diesem Inflations-Szenario wäre es für die Marktteilnehmer gewinnbringender, andere Produkte als Gold herzustellen, da die Kaufkraft von Gold abnimmt.

Wenn die Goldunternehmen sich anderen Geschäftsfeldern zuwenden und die Minen geschlossen werden, wächst die in Umlauf befindliche Goldmenge jedoch langsamer, als die Menge der Güter und Dienstleistungen. Folglich steigt der Wert von Gold gegenüber den Produkten. In diesem Deflations-Szenario nimmt die Kaufkraft von Gold zu, wodurch schließlich für Unternehmer wieder ein Anreiz besteht, Gold zu gewinnen, bis es erneut ein Überangebot gibt etc. Gold, das im Rahmen eines Goldstandards als Währung verwendet wird, ist nicht als einziges Gut diesem Mechanismus unterworfen.

Vereinfacht gesagt werden in jeder Marktwirtschaft die Unternehmer dazu übergehen, Tomaten anzubauen, wenn diese gerade teuer sind, und die Produktion wieder einstellen, wenn der Preis gefallen ist. Eine freie Marktwirtschaft hält den Goldpreis theoretisch stabil, doch praktisch gesehen schwankt er aus verschiedenen Gründen. Langfristig betrachtet ist die Kaufkraft von Gold jedoch beeindruckend und weit konstanter als die jeder Fiatwährung.

Open in new window
Quelle: Sharelynx http://www.sharelynx.com/


Im obenstehenden Chart stellt die grüne Kurve den indexierten Preis der Güter und Dienstleistungen im Vereinigten Königreich seit dem 16. Jahrhundert dar, die blaue Linie den indexierten Goldpreis. Beide sind auf einer logarithmischen Skala in Pfund Sterling angegeben. Wenn der Goldpreisindex über den Preisindex der Güter und Dienstleistungen klettert, steigt auch die in rot eingezeichnete Kaufkraft von Gold an und umgekehrt.


Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"