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US-Investmentfonds-Industrie: "Mutual Fonds" wachsen gewaltig

10.10.2015  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Die extrem laxen Geldpolitiken weltweit blähen die US-Investmentfonds-Industrie auf.

Die Bilanzsumme der amerikanischen Banken beläuft sich auf 15,3 Billionen US-Dollar - das sind etwa 85 Prozent des amerikanischen Bruttoinlandsproduktes. Die amerikanische Investmentfonds-Industrie ("Mutual Funds Industry") hat ein Geschäftsvolumen von 13,1 Billionen US-Dollar. Seit der Finanzkrise 2008/2009 ist es um 160 Prozent gestiegen - und ist damit deutlich stärker gestiegen als das der Banken.

Das liegt insbesondere an dem starken Anstieg der Aktienanlagen. Sie stiegen von 4.924 Mrd. US-Dollar Anfang 2008 auf nunmehr 7.683 Mrd. US-Dollar. Offensichtlich hat die Niedrigzinspolitik der US-Zentralbank die Aktiennachfrage ansteigen lassen - vor allem auch in Form von Exchange Traded Funds (ETFs). Hierbei handelt es sich im Grunde um börsengehandelte Aktienfonds. Die Bestände der Unternehmensanleihen sind von 910 Mrd. US-Dollar Anfang 2008 auf 2.521 Mrd. US-Dollar bis Mitte 2015 angestiegen, die der Staatspapiere von 171 auf 652 Mrd. US-Dollar.

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Das rasante Wachstum der amerikanischen Investment-Fondsindustrie lässt sich vermutlich vor allem durch zwei Faktoren erklären.

(1) Die Regulierung des Bankgeschäftes wurde erheblich ausgeweitet. Für Anleger, aber auch Banken besteht daher ein Anreiz, ihre Geschäfte auszulagern, also zum Beispiel Schuldpapiere von der Bankbilanz heraus auf Investmentgesellschaften "auszulagern".

(2) In einer Zeit, in der es in vielen Währungsräumen mitunter große Probleme gibt, wird der US-Dollar für Sparer und Investoren attraktiv(er). Ausländer erwerben US-Dollar denominierte Anlagen, vor allem auch Produkte der amerikanischen Fondsindustrie.

Aus diesen Entwicklungen lassen sich vor allem zwei Schlüsse ziehen. Erstens: Die professionelle Fondsindustrie wird immer bedeutsamer für das Finanzmarktgeschehen. Die gewaltige "Manövriermasse", die in den Händen der Fondsmanager liegt, dürfte das Auf und Ab auf den internationalen Finanzmärkten maßgeblich (mit-)bestimmen.

Zweitens: Es liegt nahe, dass das rasante Wachstum der amerikanischen Fondsindustrie der letzten Jahre vor allem auch die Folge der weltweiten Geldpolitiken ist. Weltweit wachsen die Geld-mengen stark an und werden auf den Finanzmärkten veranlagt.

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Die steigende Nachfrage der Fondsindustrie nach Wertpapieren verursacht "Vermögenspreisinflation". Die Preise auf den Finanzmärkten und mit ihnen die Konjunkturverläufe sind immer stärker auf ein fortgesetztes Anwachsen der Geldmengen angewiesen. Das wiederum erfordert, dass die Zinsen sehr niedrig bleiben.

Nur bei niedrigen Zinsen wird die Nachfrage nach Bankkrediten, durch die neues Geld geschaffen wird, aufrechterhalten. Viele Zentralbanken kaufen Schuldpapiere auf und bringen auch auf diese Weise neues Geld in Umlauf. Sie üben dadurch einen Abwärtsdruck auf die Marktzinsen aus. Dass diese Politik einmal beendet werden kann, ohne dadurch einen Finanz- und Konjunkturkollaps auszulösen, erscheint unwahrscheinlich.

Künstlich gesenkte Zinsen und eine weiter anwachsende Geldmenge werden die Investmentfonds-Industrie wohl weiter aufblähen. Welche Folgen das haben kann für die internationale Finanz- und Kreditarchitektur, lässt sich zwar nicht abschließend abschätzen. Allerdings liegt der Verdacht nahe, dass sich eine aufgeblähte Fondsindustrie in angespannten Zeiten als krisenverstärkend erweisen kann.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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