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John Butler: Der Umbruch im Währungssystem und die Remonetarisierung von Gold

19.10.2015  |  Redaktion
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Zentrale Planung: Einleuchtend in der Theorie, aber was ist mit der Praxis?

Auf dem Papier klingt das ja alles ganz gut, aber wie ich schon 2011 in meinem Buch schrieb: Es ist nichts, als ein bürokratisches Luftschloss. In der Wirtschaft sind die globalen Ungleichgewichte stärker ausgeprägt denn je und die nicht mehr rückzahlbaren Schulden Japans, der Eurozone und der USA sind in diesem Zusammenhang auf ein historisches Niveau angewachsen. Die Idee, dass China, die anderen BRICS-Staaten, die ölfördernden Staaten und andere Kreditgeber angesichts dieser Lage damit einverstanden wären, dass der IWF einfach dort weitermacht, wo die US-Notenbank Federal Reserve aufgehört hat, ist absurd.

Wie die Vereinigten Staaten in den 1940er Jahren werden die kreditgebenden Nationen auf einer weltweiten Umstrukturierung des Währungssystems bestehen, die ihren eigenen Wirtschaftsinteressen zu Gute kommt, selbst auf Kosten anderer. Die internationale Kooperationsbereitschaft, die nötig wäre, um sicherzustellen, dass der IWF eine allgemeingültige, globale Währungspolitik nachhaltig umsetzen könnte, ist ganz einfach nicht vorhanden. Wir sollten auch nicht zu optimistisch darauf hoffen, dass sie noch vor einem bedeutsamen Schuldenabbau und einer Ausbalancierung des Systems zustande kommt, der sich die hohen Finanzbeamten vehement widersetzen, koste es, was es wolle.

Die neusten Erfahrungen in der Eurozone sollten in dieser Hinsicht als Beispiel dienen, aber wie wir weiter oben bereits festgestellt haben, können Fakten denjenigen, die sich an ein fehlerhaftes Paradigma klammern, ziemlich ungelegen kommen. Hier wird die kognitive Dissonanz in der verbreiteten Annahme offenbar, dass ein System, das schon auf regionaler Ebene scheitert, auf wundersame Weise auf globaler Ebene funktionieren kann.

Es ist eine Tatsache, dass zentrale Planung in Währungsangelegenheiten nicht umsetzbar ist. Sie funktionierte weder im Europa der 1920er und 1930er Jahre, als Abwertungen und Hyperinflationen als Waffe in den damaligen sogenannten "Währungskriegen" verwendet wurden, noch während der "Great Moderation", der großen Mäßigung zu Beginn dieses Jahrtausends, als die gesunkene Volatilität nur die kolossale Fehlleitung gewaltiger Kapitalmengen verschleierte, die 2008 aufgedeckt wurde. Sieben Jahre nach der spektakulären Krise, während die Weltwirtschaft schon auf den nächsten Einbruch zuschlittert, funktioniert sie immer noch nicht.

Es gibt gute Gründe zu der Annahme, dass die bereits ins Rollen gekommenen Ereignisse heftiger werden als 2008-09. Die Zinssätze liegen diesmal schon bei Null oder sind letztlich negativ. Die quantitativen Lockerungen sind gescheitert. Das Vertrauen in die Fähigkeit der Wirtschaftsexperten, ein gesundes und nachhaltiges Wachstum wiederherzustellen, hat spürbar abgenommen. Kürzlich nahm ich an einer Diskussionsrunde im Think-Tank Chatham House teil. Dort gaben mehrere international anerkannte Ökonomen zu bedenken, dass der nächste logische Pfeil im Köcher der Währungspolitik angesichts des Versagens "konventioneller QE-Maßnahmen" die direkte Bezuschussung von Unternehmen und Privathaushalten sei - also im Prinzip eine Geldverteilung vom Helikopter aus, wie in Friedmans Parabel. Diese Diskussion würde überhaupt nicht stattfinden, wenn die makroökonomischen Aussichten nicht so miserabel wären.

Begünstigt durch die anhaltende Konjunkturschwäche gewannen diverse Randparteien an Zuspruch und konnten weiter in die Mitte der Gesellschaft rücken. Um sie könnte sich in Zukunft ein neues politisches Zentrum bilden, das der Unzufriedenheit mit dem Status Quo in vielen Ländern der Welt Ausdruck verleiht. In einigen Staaten, wie beispielsweise auch in Großbritannien, meinem derzeitigen Wohnsitz, steht die stärkste Oppositionspartei für eine fast sozialistische Ausrichtung. In den USA lässt Senator Sanders, ein potentieller demokratischer Präsidentschaftskandidat, ähnliche Ideen verlauten. Diese Tendenzen verstärken das politische Risiko an den globalen Finanzmärkten und könnten das zerbrechliche, Dollar-zentrische System weiter destabilisieren. In diesem Zusammenhang sollten wir einen kürzlich in der Financial Times erschienen Artikel zur Kenntnis nehmen:

"Die Investorengemeinschaft weiß bereits seit Langem, dass die Märkte besser darin sind, Situationen widerzuspiegeln, als sie vorherzusagen. Sie können von Natur aus besser vorhandene Informationen einkalkulieren, als Wahrscheinlichkeit und Folgen eines unerwarteten Ereignisses einzupreisen. Scheitern können sie jedoch an beidem."

All das kann auf diejenigen, die eine freie Marktwirtschaft im Allgemeinen einer sozialistischen, zentralen Planung vorziehen, ziemlich beängstigend wirken. Ein Blick auf die Geschichte wird diese Ängste höchstens verstärken. Doch wenn man aufmerksam durch die Lücken zwischen den Wolken des aufziehenden globalen Finanzsturms hindurchspäht, kann man einen deutlichen Silberstreif am Horizont ausmachen - oder eher einen Goldstreif.


Die Zukunft des Internationalen Währungssystems

Sollte der Dollar seinen Status als vorrangige internationale Reservewährung tatsächlich verlieren und es an der nötigen Kooperationsbereitschaft fehlen, um ihn durch das supranationale SZR des IWF zu ersetzen, wie geht es dann weiter für die internationalen Finanzbeziehungen? Ohne ein stabiles, weltweit anerkanntes Zahlungsmittel werden die Länder sehr bald feststellen, dass sie nicht mehr so leicht miteinander handeln können. Welche Währungen werden als Reserven zur Ausbalancierung von Ungleichgewichten im Außenhandel oder Kapitalverkehr dienen?

Langfristige Netto-Importeure wie die USA haben ein Interesse daran, dass andere Staaten ihre Währungen als Reserve vorhalten, während auf Netto-Exporteure das Gegenteil zutrifft: Sie müssen ihre Währung künstlich günstig halten, im ihren Anteil am globalen Außenhandel aufrechzuerhalten oder zu vergrößern. Wenn sich die Schieflage jedoch immer weiter verstärkt und, wie heute, im Verhältnis zum Bruttoweltprodukt ein nie dagewesenes Ausmaß erreicht, sinkt ab einem gewissen Punkt das Vertrauen in die Währungen der Importnationen als zuverlässige Wertaufbewahrungsmittel.

Wenn die misstrauischen Exporteure dann darauf bestehen, dass die Zahlungen für ihre Güter in ihrer eigenen Währung erfolgen, kommt der Handel zum Erliegen. Per Definition müssen die importierenden und nicht die exportierenden Nationen die Netto-Summe der internationalen Zahlungsmittel im Umlauf stellen, denn diese repräsentieren die "Schuldscheine", die irgendwann durch eine Umkehr der Handels- oder Kapitalströme zurückgezahlt oder anderweitig liquidiert werden müssen (z. B. durch Erklärung der Zahlungsunfähigkeit).

Wir wissen alle, dass der globale Handel für die Konsumenten ein Segen ist, die von der daraus entstehenden globalen Arbeitsteilung und Kapitalverteilung profitieren. Eine Abnahme des Welthandels, Globalisierung auf Sparflamme sozusagen, wäre sehr schädlich für das weltweite Wirtschaftswachstum und würde eine "Stagflation" mit sich bringen, also geringeres Wachstum und real steigen Konsumgüterpreise. Eine solche Entwicklung ist von keinem Politiker gewollt, ob Sozialist oder nicht, denn sie würde in kurzer Zeit dazu führen, dass er sein Amt verliert. Ohne eine zentrale Planung, die erwiesenermaßen nicht umsetzbar ist, stellt sich die Frage, wie zukünftige internationale Übereinkommen auf Währungsebene den Welthandel unterstützen können, wenn die Export- und Importnationen hinsichtlich der bevorzugten Währungen im Streit liegen?


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