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John Butler: Der Umbruch im Währungssystem und die Remonetarisierung von Gold

19.10.2015  |  Redaktion
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Selbstverständlich genauso wie im 19. Jahrhundert: Alles was nötig ist, ist die Remonetarisierung von Gold. Das Edelmetall war zwar eine Zeit lang von der Bildfläche verschwunden, wird aber spektakuläre Weise wieder erscheinen. Gold ist das einzige monetäre Asset, das das Dilemma des mangelnden Vertrauens zwischen den Importeuren und den Exporteuren einerseits und dem essentiellen Bedürfnis nach Handel andererseits auflösen kann. Gold beinhaltet keine nationalen Verbindlichkeiten. Es kann weder willkürlich abgewertet noch als "nicht erfüllbar" erklärt werden. Es ist echtes, internationales Geld, kein bürokratisches Fiat-Zettelchen.

Warum aber, könnte man einwenden, sollten Regierungen freiwillig die Möglichkeit aufgeben, sich mittels Inflation und Abwertung einen Weg aus den Schulden zu bahnen? Wenn ihre wichtigsten Handelspartner genau das verlangen, werden sie keine andere Wahl haben. Was wäre, wenn Russland aus Sorge über die Zukunft des Euro verlangen würde, dass seine europäischen Kunden die Öl- und Gasimporte mit Gold statt in Euro bezahlen? Wäre wäre, wenn China aus Zweifel am Dollar von den USA etwas Ähnliches verlangen würde? Was ist mit den ölproduzierenden Golfstaaten? Was wäre, wenn sie darauf bestehen würden, dass China die Zahlungen für die Ölimporte in Gold begleicht?

Sobald eine Exportnation, selbst eine verhältnismäßig kleine, beginnt die Abwicklung der Geschäfte in Gold zu verlangen, müssen die Handelspartner das Edelmetall beschaffen. Mit jedem weiteren Schritt in diese Richtung wird der Anteil von Gold an den internationalen Währungsreserven aufgrund des Netzwerkeffektes exponentiell zunehmen. Der Anteil des Dollar nimmt gleichzeitig exponentiell ab. Wer mit der Spieltheorie vertraut ist, wird bemerken, dass es zweifellos einen "Nachteil des ersten Spielzugs" bei der Forderung nach Zahlungen in Gold gibt: den potentiellen Verlust von Marktanteilen. Die Kosten für den "letzten Zug" sind jedoch ungleich höher, denn die letzte Exportnation, die Dollar akzeptiert, wird feststellen, dass sie die überschüssigen Dollarreserven der restlichen Welt angehäuft hat - und diese werden dann wertlos oder zumindest stark abgewertet sein.


Gold ist das natürliche internationale Zahlungsmittel in einer multipolaren Welt

Der Nobelpreisträger Mundell schrieb vor einigen Jahren:

"Wir können das Bestehen des Goldstandards als eine in der Geschichte einzigartige Zeit ansehen, in der nicht eine Supermacht dominierte, sondern eine Balance zwischen den Mächten herrschte."

Der Economist und der IWF erkennen, dass die Vereinigten Staaten nicht länger die weltweit einzige Supermacht sind, die die Regeln des Währungssystems diktieren kann. Eine neues, multipolares Gleichgewicht bildet sich heraus. Gold als einziges weltweit anerkanntes, nicht an nationale Interessen gebundenes Zahlungsmittel, bietet die spieltheoretische Lösung für internationale Währungsfragen in einer globalisierten, multipolaren und wettbewerbsorientierten Welt. Es repräsentiert das Nash-Gleichgewicht.

Ob dies jemals im Rahmen eines offiziellen "Goldstandard-Abkommens" formalisiert wird, sei dahingestellt. Das ist auch nicht der eigentliche Kernpunkt. Wie der anerkannte Währungshistoriker Guilio Gallarotti beobachtet, entwickelte sich der Goldstandard spontan und allmählich. Als Katalysatoren wirkten der wirtschaftliche Aufstieg der USA und der deutsche Zollverein im späten19. Jahrhundert. Diese Faktoren führten zur Wandlung der Welt, die nach den Napoleonischen Kriegen fast vollständig unipolar durch das imperiale Großbritannien bestimmt wurde, hin zu einem multipolaren Gebilde.

Wenn Gold zur Abwicklung zwischenstaatlicher Geschäfte wieder in Umlauf gebracht wird, löst es damit auch das fortwährende Dilemma der Fiatwährungen: Die stetig zunehmenden Ungleichgewichte und die wachsenden Schulden, mit denen diese finanziert werden (das Triffin-Dilemma). Indem sich Gold physisch von einem Ort zum nächsten bewegt (oder auch nur von Tresor zu Tresor in London oder New York, wie das früher der Fall war), werden die ausstehenden Beträge an Ort und Stelle beglichen, je nachdem welchen Preis Gold zu diesem Zeitpunkt hat. Weder willkürliche Ausweitung oder Verknappung der Geldmenge noch eine zentrale Planung sind dafür notwendig.

Wenn Gold de facto remonetarisiert wird, steigt infolgedessen auch die Nachfrage nach dem Edelmetall und somit sein Preis. Wie stark dieser Anstieg ausfallen wird, hängt allerdings größtenteils davon ab, wie hoch das Vertrauen in den Dollar und andere Währungen bleibt, die parallel zu Gold im Umlauf sind. Solange die Ungleichgewichte und Schulden im Verhältnis zu den Einkommen hoch bleiben, wird das Vertrauen gering sein. Ein im Vergleich zu heute ungleich höherer Goldpreis wäre die Folge.

Eine Möglichkeit, um den Umfang des Goldpreisanstiegs messbar zu machen, wäre es, den Preis soweit steigen zu lassen, dass dadurch ein substantieller Teil der eng gefassten oder auch der weiter gefassten Geldmenge wichtiger Währungen gedeckt wird. Bei dem aktuellen Preisniveau deckt Gold nur rund 5% der eng gefassten Geldmenge und nicht einmal 2% der weiten Geldmenge. Um die Golddeckung auf ein Niveau anzuheben, das beispielsweise im Rahmen des Bretton-Woods-Systems üblich war, als über 20% des Geldangebots mit Gold hinterlegt waren, wäre also ein enormer Preisanstieg nötig.

Doch nicht nur der Goldpreis wird steigen. Sobald das Edelmetall zu einem gewissen Grad auf internationaler Ebene remonetarisiert wurde, wird für Gold-Terminkontrakte oder Swaps ein internationaler Zinssatz festgelegt. Gold selbst wird zwar nach wie vor keine Rendite generieren, seine Derivate jedoch durchaus. Diese Rendite werden "risikofreien" Zinsen so nahe kommen und den Zeitwert von Geld in so unverfälscht widerspiegeln, wie es überhaupt möglich ist. Fortan ist es nicht mehr nötig, dass eine nationale oder supranationale Bank den internationalen Marktplätzen mitteilt, welcher Zeitwert dem Geld zu einem bestimmten Zeitpunkt zugemessen werden sollte. Stattdessen wird der internationale Geldmarkt (bzw. Goldmarkt) spontan festlegen, zu welchem Zinssatz der Markt für sofort, morgen oder nächstes Jahr lieferbares Gold geräumt wird.

Diese Informationen werden an den internationalen Handel im Allgemeinen weitergeleitet und bilden eine verlässliche Grundlage für sinnvolle Entscheidungen über die räumliche und zeitliche Allokation von Finanz- und Realkapital jeder Art. Die eskalierenden Marktzyklen unserer Zeit werden der Vergangenheit angehören und die natürlich auftretenden, gelegentlichen Rezessionen werden der schumpeterschen "Schöpferischen Zerstörung" eine Neuordnung des Aktienkapitals nach qualitativen Gesichtspunkten erlauben. Diese ist von Zeit zu Zeit nötig, um Fehlinvestitionen zu entfernen und neue Technologien einzubeziehen.


Gold und die Informationstheorie in der freien Marktwirtschaft


Wie Georg Gilder in seinem hervorragenden Werk zur Informationstheorie in der Wirtschaft darlegt, ist "der Kapitalismus nicht in erster Linie ein Anreizsystem, sondern ein Informationssystem." Die Preise sind die Informationen. Und die wichtigste aller Informationen ist der Preis der Zeit selbst. Zeit ist Geld, wie uns intuitiv bewusst ist. Beides sind zwei Seiten der gleichen Medaille. Eine Einflussnahme auf Zeit und Geld wird auch alle anderen Aspekte des Lebens beeinflussen. Die zentrale Planung von Zeit und Geld kann, wie jede andere Form der zentralen Planung, in der Praxis nicht funktionieren.

Hayek hat die Wirtschaftswissenschaftler in den 1970ern genau davor gewarnt. Er fand damals kein Gehör, sie versteckten sich weiterhin hinter ihrem interventionistischen, keynesianischen Paradigma und tun das auch heute noch. Tja. Dieses Paradigma wird in Kürze implodieren, Zeit und Geld werden an die Märkte zurückkehren, wo sie hingehören, und ein echter, nachhaltiger wirtschaftlicher Fortschritt wird erneut einsetzen.

Nachdem wir mit einem zeitlosen Zitat von Lord Acton begonnen haben, scheint es angemessen, mit einem weiteren Zitat zu schließen:

"Die Weisheit der göttlichen Herrschaft scheint nicht in der Perfektion zu liegen, sondern in der stetigen Verbesserung der Welt."

Auf den ersten Blick könnte dies auch eine theologische Aussage von Hume oder Hegel sein. Doch wenn sie zusammen mit dem geflügelten Wort über die Korrumpierung der Macht betrachtet wird, erweitert sie das Verständnis für die sozio-ökonomischen Kreisläufe und die Hoffnung, dass nach jedem Rückschlag unweigerlich auch eine große, qualitative Verbesserung der menschlichen Existenz folgt. Ich bin so kühn vorherzusagen, dass wir uns heute am Scheitelpunkt einer solchen Entwicklung befinden. Wenn es dazu einer globalen Währungskrise als Katalysator bedarf, dann los.


© John Butler
The Amphora Report


Der Artikel wurde am 8. Oktober 2015 auf www.amphora-alpha.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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