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Wenn Gold kein Geld ist, was ist es dann?

07.11.2015  |  Steve Saville
In meinen beiden Artikeln "Gold ist kein Geld" (hier und hier) habe ich dargelegt, warum es nicht korrekt ist, Gold heutzutage als Geld zu betrachten und in einem weiteren Artikel habe ich erklärt, warum Gold auch keine wirtschaftliche Konstante darstellt (es gibt in der Wirtschaft keine "Konstanten"). Ganz offensichtlich ist Gold aber auch nicht einfach "nur ein Rohstoff", denn dann wäre sein Preis gegenüber anderen Rohstoffpreisen enorm eingebrochen, weil das überirdische Goldangebot im Verhältnis zum jährlichen Bedarf in verschiedenen Anwendungsbereichen von Industrie und Handel riesig ist. Stattdessen liegt der Goldpreis relativ zum Rohstoffindex CRB in der Nähe eines Rekordhochs. Wenn Gold also weder Geld, noch eine Wirtschaftskonstante, noch ein ein Rohstoff ist, was ist es dann?

Ist Gold ein Spekulationsobjekt? Das ist Ansichtssache. Einige der Kommentatoren, die behaupten, Gold wäre Geld, sagen auch, dass Gold kein spekulatives Asset ist. Damit drücken sie jedoch nur ihre persönliche Meinung aus. Wenn ich beispielsweise Gold mit dem Ziel kaufe, es in ein paar Monaten zu einem höheren Preis wieder zu verkaufen, dann spekuliere ich sehr wohl mit dem Edelmetall.

Stellt Gold eine Art Versicherung dar? Es kann diese Funktion übernehmen, doch viele Goldbesitzer haben das Edelmetall nicht aus diesem Grund. Gold stellt keinesfalls automatisch eine Art der finanziellen bzw. monetären Absicherung dar, aber es kann diesen Zweck erfüllen. Diejenigen, die Gold als eine Form der finanziellen bzw. monetären Versicherung betrachten, lassen sich wiederum in zwei Gruppen unterteilen: Die eine Gruppe ist der Ansicht, dass man immer Gold zur Absicherung besitzen sollte, die andere glaubt, dass das nur nötig ist, wenn die Gefahr eines Währungszusammenbruchs hoch ist.

Ich persönlich besitze beispielsweise Gold und weiß, dass es im Falle von finanziellen Katastrophen einen gewissen Schutz bietet. Meine aktuellen Goldvorräte habe ich jedoch nicht aus diesem Grund. Meiner Ansicht nach besteht derzeit kein Anlass, das Edelmetall zu Absicherungszwecken vorzuhalten, denn ein Währungscrash kündigt sich immer deutlich im Voraus durch diverse Warnzeichen an. Diese sind jedoch zur Zeit nicht zu erkennen, zumindest nicht, was den US-Dollar betrifft. Das ist nur meine Meinung - man kann es mit Sicherheit auch anders sehen.

Ist Gold eines gutes Mittel zum Erhalt der Kaufkraft? Das hängt ganz davon ab, wann Sie es gekauft haben und wie lange Sie es besitzen. Seit dem Rekordpreis im September 2011 hat Gold einen großen Teil seiner Kaufkraft eingebüßt und zwischen dem Hoch im Januar 1980 und der Talsohle im April 2011 hat es mehr als 90% verloren. Jemand, der das Edelmetall während der Rally im Januar 1980 (vor fast 36 Jahren) gekauft und bis zum heutigen Tag behalten hat, verzeichnet aktuell ebenfalls noch einen Kaufkraftverlust von mehr als 50%.

Wenn man sich jedoch 1998-2002 eine langfristige Goldposition zugelegt bis heute gehalten hat, kann man sich trotz der großen Kursverluste in den letzten vier Jahren noch über einen substantiellen Anstieg der Kaufkraft freuen. In dieser Hinsicht verhält Gold sich ähnlich wie Investitionen in Unternehmen oder Immobilien. Wenn der Kaufpreis hoch genug ist, wird man wahrscheinlich einen Verlust der Kaufkraft hinnehmen müssen - ganz unabhängig von der Qualität des Investments.

Nebenbei bemerkt bleibt die Bedeutung des richtigen Investitionszeitpunkts bei sehr langfristigen Untersuchungen verborgen. Vor allem Studien, die die Performance von Gold über einen Zeitraum von mehreren Hundert Jahren betrachten, täuschen eine Stabilität der Kaufkraft vor, die die Tatsache verschleiert, dass Sie einen dauerhaften Verlust erleiden, wenn Sie in der Nähe eines der Rekordhochs gekauft haben.

Ist Gold eine Finanzanlage? Diese Frage lässt sich definitiv mit "ja" beantworten. Zudem zählt es zu den flüssigsten Assets der Welt, weswegen einige Clearing-Häuser das Edelmetall - zusammen mit anderen liquiden Vermögenswerten wie kurzfristigen US-Staatsanleihen (T-Bills) - als Kreditsicherheit akzeptieren. Physisches Gold stellt jedoch keine Verbindlichkeit einer Gegenpartei dar, d. h. es kann nicht aufgrund eines Bankrotts plötzlich wertlos werden. In dieser Hinsicht ist es eine sicherere Wertanlage als Staatsanleihen oder jedes andere Wertpapier.

Letztlich ist Gold also vor allem ein liquider Vermögenswert, für dessen Besitz es verschiedene Gründe gibt: Spekulationen, Absicherung, Erhalt der Kaufkraft oder als Kreditsicherheit.


© Steve Saville


Dieser Artikel wurde am 27. Oktober 2015 auf www.tsi-blog.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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