Manipulation der Edelmetallmärkte: Die entscheidenden Hintergründe
10.11.2015 | Steve St. Angelo
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Offiziellen Quellen zufolge belief sich die Jahresnachfrage nach Silbermünzen und -barren 2013 auf 244 Mio. Unzen. Eine Verdopplung der Nachfrage von 2014 auf insgesamt 392 Mio. Unzen entspräche also einem Anstieg um fast 150 Mio. Unzen gegenüber der Rekordnachfrage in Höhe von 244 Mio. Unzen im Jahr 2013. Das ist fast so viel wie die Gesamtheit der Silberbestände in den Lagerhäusern der Comex (163 Mio. Unzen)!Sollte sich die Nachfrage dagegen vervierfachen (wenn beispielsweise 2% statt 0,5% aller Anleger in Silber investieren würden), entspräche das bereits der enormen Menge von 784 Mio. Unzen Silber. Das würde den Markt vollkommen überfordern und einen gewaltigen Preisanstieg nach sich ziehen. Ich bin jedoch nicht einmal der Ansicht, dass sich die Zahl der Investoren verdoppeln oder vervierfachen muss, um eine Preisexplosion am Silbermarkt zu verursachen.
Warum? Weil bereits eine vergleichsweise kleine Gruppe an großen institutionellen Investoren, die aufgrund des kommenden Kollaps der Aktien- und Anleihemärkte beunruhigt sind, problemlos mehr als 200 Mio. Unzen Silber für läppische 3,2 Milliarden Dollar erwerben könnte (bei einem Silberpreis von 16 USD je Unze). Wenn sich Nachfrage nach Silber von Seiten der Manager institutioneller Portfolios signifikant erhöht, wird das Feuerwerk richtig beginnen.
Marktmanipulationen: Sein oder Nichtsein
Ein Artikel von Martin Armstrong mit dem Titel "Market Manipulations: The Greatest Scam Of All Time" ("Marktmanipulation: Der größte Betrug aller Zeiten") motivierte mich, diesen Beitrag zu verfassen. Armstrongs Titel bezieht sich zwar auf Marktmanipulationen im Allgemeinen, doch im Text konzentriert er sich auf die Edelmetalle, vor allem auf Silber.
Armstrong behauptet, dass Manipulationen den langfristigen Trend eines Marktes nicht ändern können und schreibt Folgendes:
"In der Geschichte wurde niemals ein Markt manipuliert, um den langfristigen Trend zu beeinflussen. Punkt. Würde diese Behauptung auch nur ein Fünkchen Wahrheit enthalten, wäre der Kommunismus nicht zusammengebrochen, denn schließlich stellte er den Versuch dar, die Marktzyklen auszuschalten. Weder die Kopplung des Schweizer Franken an Gold noch das Bretton-Woods-System hätten versagt, noch all die anderen Versuche, die zur Unterbindung von Wirtschaftskreisläufen unternommen wurden."
Armstrong schreibt, dass die Marktmanipulationen den langfristigen Trend nicht beeinflussen können, denn andernfalls hätte der Kommunismus überlebt. Tja, Martin, es stimmt schon, die Sowjetunion ist nach 67 Jahren (1922-1989) zusammengebrochen. 67 Jahre sind allerdings eine ziemlich lange Zeit. Ich denke ja, dass das Bestehen der Sowjetunion und ihr all die Jahre währender Versuch, die Wirtschaftszyklen abzuschaffen, eine verdammt langfristige Manipulation darstellt.
Ich will damit nicht sagen, dass ich mit Armstrongs Einschätzung konform gehe, die Sowjetunion sei zugrunde gegangen, weil sie versuchte, die Marktkreisläufe zu überwinden. Ich möchte nur herausstellen, dass 67 Jahre ein Zeitraum sind, den ich persönlich als langfristig ansehen würde.
Zudem ist die 44-jährige, weltweite Fiat-Reservewährung US-Dollar (seit 1971, als Nixon die Umtauschbarkeit von Dollars in Gold abschaffte) angesichts der Geschichte der Marktbeeinflussungen und -manipulationen noch ein ziemlich junges Konstrukt.
Wir kommen gleich auf die Manipulationen im Edelmetallsektor zurück, doch zuvor müssen wir noch das Thema Fiatgeld (Papiergeld) kurz beleuchten.
Geld kann alles sein... oder?
Privatpersonen kaufen Edelmetalle unter anderem deshalb, weil sie der Meinung sind, dass Gold und Silber langfristige Wert- bzw. Geldanlagen darstellen. Zum Thema Gold schrieb Armstrong in seinem Artikel "The Economic Evolution":
"Die Theorie, dass Geld greifbar sein muss, zerstört jede Freiheit. Es ist Nonsens. Mit Ihren Anlageentscheidungen sichern Sie sich gegen die Regierung ab. Geld ist kein Wertaufbewahrungsmittel, denn seine Kaufkraft steigt und fällt mit dem Auf und Ab der Wirtschaft. Die Tatsache, dass Edelmetalle zu verschiedenen Zeiten der Geschichte als Münzen verwendet wurden, ist kein ausreichender Beleg dafür, dass Geld greifbar sein muss.
Es gab hunderte von Zeiträumen, in denen Edelmetalle niemals Geld waren. Was ist außerdem mit China? Dort wurden ebenfalls nie Edelmetallmünzen herausgegeben. Das ist der Beweis, dass Geld einfach das ist, was von allen als Zahlungsmittel akzeptiert wird. St. Patrick schrieb, dass die Iren Sklavenmädchen verwendeten - nicht Edelmetalle."
Dieser Auszug bietet viel Raum für Diskussionen, aber konzentrieren wir uns auf die Behauptung, dass China niemals Edelmetallmünzen herausgegeben hätte. Die alten chinesischen Dynastien stellten zwar nicht viele Gold- und Silbermünzen her, aber es gab sie. Hier sehen Sie eine Silbermünze aus der Zeit der Ming-Dynastie (1368-1644):
Frühe chinesische Dynastien produzierten deswegen so wenige Gold- und Silbermünzen, weil die Edelmetalle so selten waren. Stattdessen verwendeten sie Eisen- und Kupfermünzen als Tauschmedium, weil sie diese Metalle in viel größeren Mengen gewinnen konnten. Die jährliche Fördermenge von Silber war dagegen sehr niedrig.
Im Reich der Mitte wurden früher zwar nur wenige Silbermünzen hergestellt, doch man produzierte viel sogenanntes Sycee-Silber (Silberbarren in verschiedenen Formen):
(Quelle: Anythinganywhere.com)