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Die EZB lockert weiter. Immer weiter

03.12.2015  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Das Wichtigste von der heutigen Sitzung des EZB-Rates:
  • Der Einlagenzins wurde auf -0,3 Prozent (bisher: -0,2 Prozent) gesenkt. Der Leitzins bleibt unverändert bei 0,05 Prozent.
  • Die EZB-Anleihekäufe werden bis März 2017 verlängert (bisher: Herbst 2016), bei Bedarf auch darüber hinaus.
  • Die monatlichen Kaufbeträge bleiben bei 60 Mrd. Euro. Die EZB wird die Beträge, die ihr aus den Fälligkeiten der bereits erworbenen Anleihen zufließen, im Anleihemarkt reinvestieren.
 

EURUSD
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Quelle: Bloomberg


Die Marktreaktion auf den EZB-Entscheid war heftig: Es gab einen steilen Anstieg des Euro gegenüber dem US-Dollar (in der Spitze von mehr als 2,5 Prozent) und einen fast ebenso steilen Fall des DAX (von etwa 3 Prozent).

Nahezu unverändert blieb der Goldpreis in US-Dollar gerechnet (bei etwa 1.055 USD/oz), während der Goldpreis in Euro gerechnet nachgab in Höhe der Euro-Aufwertung.


Goldpreis (Euro/oz)
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Quelle: Bloomberg


Die englische Finanzzeitung FT hatte kurz vor der offiziellen Bekanntgabe des Zinsentscheids veröffentlicht, der EZB-Rat hätte den Zins unverändert gelassen. Der Fehler wurde nachfolgend berichtigt, doch er sorgte für „Enttäuschung“ und zusätzliche Verunsicherung auf den Märkten.

Die Marktreaktion hat vor allem deutlich gemacht, wie stark sich die Finanzmärkte auf eine noch weitergehende Lockerung eingestellt hatten - beziehungsweise wie abhängig die Finanzmärkte von immer mehr Liquidität und immer niedrigeren Zinsen geworden sind.


EZB bleibt "auf Kurs"

Doch auch wenn die EZB "unter den Erwartungen“ geblieben ist, so sollte das keinesfalls darüber hinwegtäuschen, dass die Bank "auf Kurs“ ist.

Sie verfolgt eine Politik der "kleinen Schritte“: Sie verabreicht die Niedrig- beziehungsweise Negativzinspolitik sowie die Geldmengenvermehrung der Öffentlichkeit in kleinen Dosen, nach und nach.

Auf diese Weise lassen sich "unkonventionelle Politiken“ bekanntlich gut durchsetzen: Graduelle Politikmaßnahmen erschweren es der Öffentlichkeit, die negativen Effekte zu erkennen; und der einsetzende "Gewöhnungseffekt“ schwächt den Widerstand, der sich ansonsten gegen die Politik regen würde.


Gold

Die Zentralbanken - einschließlich der EZB - haben die Krisensorgen auf den Finanzmärkten erfolgreich betäubt. Das dämpft die Edelmetallpreise. Als zusätzlich belastend erweist sich die Markterwartung, dass es in den USA bald Zinserhöhungen geben könnte.

Anleger sollten bei all dem jedoch nicht aus dem Blick verlieren, dass die EZB-Politik Anlegern im Euroraum Verluste bescheren wird: durch negative Zinsen beziehungsweise Zinsen, die niedriger ausfallen als die Geldentwertungsrate.


Goldpreis (Euro/oz)
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Quelle: Bloomberg.


Die niedrigen Zinsen, verbunden mit dem fortgesetzten Vermehren der (Basis-)Geldmenge, werden der inneren wie äußeren Kaufkraft des Euro noch zusetzen. Der Abwertungsdruck, den die EZB auf den Außenwert des Euro ausübt, wird anhalten.

Anders als der Euro kann die Währung Gold nicht durch politische Willkür entwertet werden. Gold ist, anders als die mittlerweile zinslosen Termin- und Spareinlagen bei Banken, nicht der Gefahr einer Entwertung durch Inflation und eines "Bail-in“ ausgesetzt.

Das Gold ist das ultimative Zahlungsmittel. Deshalb sollten langfristig ausgerichtete Anleger einen Teil ihrer liquiden Mittel auch in der Währung Gold halten.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel GmbH



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